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Aus dem richtigen Holz geschnitzt?

lo; 24. Jul 2012, 07:18 Uhr
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Aus dem richtigen Holz geschnitzt?

lo; 24. Jul 2012, 07:18 Uhr
Wiehl - Der FV Wiehl gehört in der Kreisliga A auch in diesem Jahr zu den Top-Aufstiegsfavoriten - Ingo Kippels will keinen Druck ausüben: „Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass auf Knopfdruck alles optimal läuft.“
Im vergangenen Sommer rüstete der FV Wiehl massiv auf und wollte unter Wolfgang Müller den Aufstieg in die Bezirksliga in Angriff nehmen. Die Zusammenarbeit endete überraschend schnell, so dass das eigentlich langfristig angelegte Projekt mit dem ambitionierten Coach ein völlig unbefriedigendes Kurzkapitel blieb. Müllers Nachfolge trat Ingo Kippels an, im Klub seit Jahren als Jugendtrainer tätig. In sportlicher Hinsicht war das Kind zu diesem Zeitpunkt schon in den Brunnen gefallen, weil sich der spätere Kreismeister aus Nümbrecht bereits einen stattlichen Vorsprung erarbeitet hatte. Am Ende erreichte Wiehl mit 23 Zählern Rückstand auf den SSV den dritten Platz. Nun wurde das Team noch einmal verstärkt, jeder hat den FV als Meisterschaftsaspiranten auf dem Zettel. Doch Kippels zügelt die Erwartungen: „Um ganz oben mitzuspielen, muss wirklich alles passen. Wir haben eine junge Mannschaft und dürfen nicht davon ausgehen, dass auf Knopfdruck alles optimal läuft.“

Kommen und Gehen

Die Wiehler sind bei der Neugestaltung des Kaders zweigleisig gefahren: Einerseits werden weitere Talente aus dem eigenen Nachwuchsstall integriert, andererseits waren externe Verstärkungen für die Offensive unerlässlich, weil in diesem Bereich die größten Defizite zu beklagen waren. Mit 78 Saisontreffern hatte man gegen den Titelträger aus Nümbrecht nichts auszurichten. Markus Möller war mit 21 Toren erfolgreichster Schütze, danach kam lange nichts. „Man braucht zwei, drei Spieler, die knipsen. Das hat uns gefehlt“, betont Kippels. In die Goalgetter-Rolle könnte Salih Tatar schlüpfen, der bei Baris Spor Hackenberg DER Torgarant war. Yasin Köse fungierte als Wegbereiter vieler Tatar-Treffer und weiß ebenfalls, wo die Kiste steht.

Moussa Hombach kehrt vom westfälischen Bezirksligisten VSV Wenden ins Oberbergische zurück und hat dort eine sehr gute Spielzeit hinter sich. Aufgrund seiner Schnelligkeit dürfte die Abteilung Attacke künftig noch schwieriger auszurechnen sein. Jeder Mannschaftsteil wird von jeweils einem ehemaligen A-Jugendkicker ergänzt. Kippels, weiterhin auch bei der U19 tätig, möchte überdies Schritt für Schritt weitere Jungspunde einbauen, von denen sieben mit einer Seniorenspielberechtigung ausgestattet worden sind. „Ich weiß, dass die Jungs vom Niveau her nicht abfallen, allerdings werden wir sie nicht verheizen. Ab Anfang August konzentrieren sie sich erst einmal auf die A-Jugend“, verrät Kippels. Einziger Abgang ist Keeper Dustin Bäcker, der nach Heiligenhaus geht. Als Ersatz kam Arthur Kampka.


[Geht in seine erste komplette Saison als Coach der 1. Mannschaft des FV Wiehl: Ingo Kippels.]

Die Mannschaft

Über zu wenig Personal kann Kippels sich nicht beschweren. Ohne die A-Jugendlichen stehen 26 Akteure im Aufgebot, jeder Posten ist wenigstens doppelt besetzt. Kippels weiß, dass es zu „Härtefällen“ kommen kann, allerdings relativiert er die Kadergröße: „Max Jordan und Vassilios Karalis fallen lange aus, außerdem haben wir viele Studenten und Schichtarbeiter. Letztlich haben es die Jungs selbst in der Hand. Eine große Zahl von Spielern bedeutet, dass immer eine Konkurrenzsituation vorhanden ist.“ Wenn das Verletzungspech nicht in geballter Form zuschlagen sollte, werden sich einige zunächst bei der Reserve wiederfinden, „ohne dass der Kontakt zur Ersten abbricht“, versichert Kippels.

Inwieweit sich dies auf das Zufriedenheitslevel innerhalb der Truppe auswirkt, bleibt abzuwarten. In seinem ersten kompletten Jahr in der Verantwortung geht der Übungsleiter jedenfalls davon aus, die richtige Mischung gefunden zu haben. „Wir haben gute Jungs dazubekommen, einen Stamm von Spielern, die über eine gewisse Erfahrung verfügen und junge, hungrige Leute. Das Fundament ist stark. Jetzt geht es darum, die letzten Prozent, die wir im Vorjahr nicht ausgeschöpft haben, herauszukitzeln.“

Das große Plus: Die meisten sind flexibel einsetzbar, so dass der Trainer viele Variationsmöglichkeiten besitzt und das taktische Konzept dem Gegner sowie der Spielsituation angepassen kann. Hohes Tempo und viele Positionswechsel sollen den Erfolg bringen. „Wir wollen auf jeden Fall nicht statisch spielen“, betont Kippels. Eines Stammplatzes können sich nur die wenigsten sicher sein. Zumindest an Kapitän Jonathan Noß als Abwehrchef, Dominik Knotte im defensiven Mittelfeld und dem neuen Regisseur Köse wird aber wohl vorerst kein Weg vorbei führen.

Saisonziel

Wolfgang Müller gab bei seinem Amtsantritt als langfristiges Ziel die Landesliga aus, jedoch hat man in Wiehl längst erkannt, dass im Fußball nichts plan- oder erzwingbar ist. Selbstverständlich will ein Verein mit einer derartigen Infrastruktur irgendwann den nächsten Schritt machen - aber nicht mit aller Gewalt, wie Kippels klarstellt. „Man darf nicht vergessen, dass der FV Wiehl vor gar nicht langer Zeit noch in der Kreisliga B gespielt und auch Nümbrecht einige Jahre gebraucht hat, um den Aufstieg zu schaffen.“ Kippels verspürt eigenen Angaben zufolge keinen Druck von Seiten des Umfelds. „Wir wollen einfach vernünftig Fußball spielen. Wenn uns das gelingt, haben wir gute Möglichkeiten.“

Unter keinen Umständen sieht er sein Team als Aufstiegskandidat Nummer eins und nennt in diesem Zusammenhang die Konkurrenten aus Olpe, Drabenderhöhe, Herkenrath und Bensberg. „Ich gehe davon aus, dass die Liga ausgeglichener ist und keiner alleine vorneweg marschiert.“ Dass zum Schluss möglicherweise doch der FV Wiehl ganz vorne rangiert, sei von vielen Faktoren abhängig. „Wichtig wird sein, wer die direkten Duelle an der Spitze für sich entscheiden kann, die größte Konstanz an den Tag legt und besonders in den engen Partien die richtige Mentalität entwickelt. Das ist das Holz, aus dem ein Meister geschnitzt ist.“          



[Das Trainergespann Ingo Kippels und Michael Kuhn mit den Neuzugängen, darunter auch einige der A-Junioren, die nach und integriert werden sollen.]

Zugänge
Salih Tatar (Baris Spor Hackenberg), Yasin Köse (Baris Spor Hackenberg), Moussa Hombach (VSV Wenden), Arthur Kampka (BV 09 Drabenderhöhe), Marius Hövel (eigene Jugend), Sebastian Pawils (eigene Jugend), Felix Stranzenbach (eigene Jugend)  

Abgänge
Dustin Bäcker (Heiligenhauser SV)

Der Kader

Tor
Arthur Kampka, Christian Stein

Abwehr
Max Denk, Marius Hövel, Max Jordan, Hermann Schattner, Radion Miller, Jonathan Noß, Sebastian Pawils, Murat Sarica

Mittelfeld
Dominik Knotte, Maurice Köser, Vassilios Karalis, Yasin Köse, Markus Mancarella, Serkan Mutlu, Moussa Hombach, Nico Palausch, Nils Rinker, Björn Schumacher

Angriff
Markus Möller, Tomasz Romanowski, Domenico Scavello, Waldemar Kilb, Salih Tatar, Felix Stranzenbach

Trainer
Ingo Kippels (wie bisher)

Co-Trainer
Michael Kuhn

Betreuer
Carsten Brauckmann, Carlo Cordaro.
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