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Mehr Unfalltote auf Oberbergs Straßen

ch; 27. Feb 2012, 19:20 Uhr
Bilder: Oberberg-Aktuell, Polizei OBK (3) --- Mehr Tote und Verletzte forderten Verkehrsunfälle im letzten Jahr im Oberbergischen.
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Mehr Unfalltote auf Oberbergs Straßen

ch; 27. Feb 2012, 19:20 Uhr
Oberberg – Zu hohe Geschwindigkeit ist weiterhin Hauptursache bei schweren Unglücken, weswegen die Polizei vor allem außerorts häufiger kontrollieren wird - Zwölf Menschen kamen 2011 ums Leben – Unfallzahlen insgesamt gesunken.
Von Christian Herse

Im vergangenen Jahr haben sich auf den heimischen Straßen weniger Verkehrsunfälle ereignet, bei denen es jedoch mehr Verletzte und Tote gab. Dieses Fazit lässt sich aus der Verkehrsstatistik 2011 schließen, die heute vorgestellt wurde. „Der Killer Nummer Eins ist dabei nach wie vor überhöhte Geschwindigkeit. Aus diesem Grund wollen wir die Raser stärker ins Visier nehmen und die gefahrene Geschwindigkeit insgesamt in der Region verringern“, gibt Landrat Hagen Jobi die Marschrichtung für die kommenden Monate vor. Den Auftakt macht bereits am kommenden Freitag der sogenannte „Blitzsprint“, bei dem innerhalb von drei Stunden an zehn Orten im Landkreis Tempokontrollen durchgeführt werden sollen.

[Vor allem auf unfallträchtigen Strecken, aber auch insgesamt, will die Polizei verstärkt kontrollieren.]

Insgesamt verzeichnete die Polizei 7.019 Verkehrsunfälle, bei denen 875 Menschen sich leichte und weitere 252 sich schwere Verletzungen zuzogen. Beides stellt eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr dar, wofür Henning Setzer, Leiter der Verkehrsdirektion, eine einfache Erklärung fand: „In 2010 hatten wir einen langen Winter, weswegen die Autofahrer langsamer gefahren sind. Da hat es zwar mehr gekracht, aber es gab weniger Verletzte.“ Trauriger Spitzenreiter ist Wipperfürth, wo es 2011 doppelt so viele schwer Verunglückte gab, wie im Landesschnitt. Zudem ließen zwei von insgesamt zwölf Menschen auf Oberbergs Straßen hier ihr Leben, vier mehr als im letzten Jahr. „Dieser Wert ist einfach katastrophal“, musste Setzer mit einem Blick auf die Daten einräumen.

Als einen Grund dafür machte er auch die hohen gefahrenen Geschwindigkeiten in Kombination mit den schlechten Straßenverhältnissen aus. Denn mit Abstand die meisten Unglücke ereigneten sich außerorts auf Kreis,- Land-, und Bundesstraßen. „Viele Strecken sind in einem desolaten Zustand, was sicherlich auch die Unfallzahlen negativ beeinflusst“, so Setzer. Zudem seien diese Strecken schlechter abgesichert, sodass es typisch für die Region häufig zu Kollisionen mit Bäumen kommt: „Jedes Schild wird mit einer Leitplanke geschützt, aber die Bäume stehen frei am Straßenrand.“


[Die Zahlen belegen den negativen Trend, der aus der Verkehrsstatistik 2011 hervorgeht.]

Wieder einen zu großen Anteil an den Unglücken haben junge Erwachsene. Während sie nur acht Prozent der Bevölkerung ausmachen, waren sie aber zu 22,4 Prozent an Verkehrsunfällen beteiligt. Erfreulicher Spitzenreiter bleibt der Kreis bei Verkehrsunfällen mit Kindern. Hier liegt das Oberbergische mit 44 Verunglückten deutlich unter dem Landesdurchschnitt. „Im Gedächtnis ist aber natürlich der schlimme Unfall in Reichshof-Feld geblieben, bei dem ein Sechsjähriger durch tragische Umstände von einem Auto erfasst wurde und starb“, erinnerte sich Setzer.

Weiterhin im Fokus bleiben die Kradfahrer, die erneut auf traurige Rekordjagd gingen. So verunglückten im Oberbergischen letztes Jahr doppelt so viele Biker schwer, als im Landesschnitt. In Hückeswagen war die Zahl sogar viermal so hoch. Die Statistik machte jedoch auch deutlich, dass entgegen der landläufigen Meinung nur bei knapp der Hälfte der Unfälle mit anderen Verkehrsteilnehmeren durch die Zweiradfahrer verursacht wurden. Auffallend ist eine Verschiebung der Unfälle in Richtung Nordkreis, wobei zwei von drei verunglückten Kradfahrern nicht aus dem Oberbergischen stammten, sondern aus dem Ruhrgebiet und der Rheinschiene. Gut zwanzig Prozent aller Schwerverletzten oder Getöteten waren im letzten Jahr Motorradfahrer.

[Landesweit liegt Oberberg bei der Zahl der verunglückten Kradfahrer auf dem zweiten Platz.]

Einen weiteren großen Teil an der täglichen Polizeiarbeit machen Geschwindigkeits-überwachungen aus, wobei die Beamten besonders unfallträchtige Strecken im Visier hatten. Dadurch konnte erreicht werden, dass ein Rückgang unter den Fünfjahresschnitt gelang und die Unfälle auf diesen Abschnitten um 25 Prozent reduziert werden konnten. Ebenfalls außerordentlich gut ist die Aufklärungsquote bei Unfallfluchten mit 58,1 Prozent, bei Unglücken mit Personenschaden liegen die Werte sogar bei 80,2 Prozent. „Wer im Oberbergischen einen Unfall baut und danach abhaut, muss damit rechnen, schnell geschnappt zu werden“, lautet die Devise von Setzer. Insgesamt konnten die Verantwortlichen ein positives Resümee ziehen. „Bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden liegt die Unfallhäufigkeit etwas unter dem Landesschnitt, die Gesamtzahl aller Unglücke ist im Kreis eher gering“, findet Frank Rösner vom Führungsstab der Verkehrsdirektion. Damit dieser Trend weiter Bestand hat, wird die Polizei die Überwachung der unfallträchtigen Außerortsstraßen verstärken und hierzu auch auf die Hilfe der Bereitschaftspolizei zurückgreifen. Außerdem starten bald die erfolgreichen „Crash-Kurse NRW“, bei denen junge Autofahrer direkt mit Polizisten, Feuerwehrleuten, Notärzten und Opfern konfrontiert werden, die von ihren Erlebnissen bei schweren Unglücken berichten und damit aufrütteln wollen.
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