Nümbrecht - Deutsche Meisterin und Doppel-Europameisterin darf sich Anaïs Neumann seit Ende September nennen - Nebenbei machte die 18-Jährige noch ein Einser-Abitur und ist jetzt mit ihrem Freund in Australien unterwegs.

Von Nils Hühn

Was Anaïs Neumann in diesem Jahr alles erreicht hat, schaffen viele nicht in einem ganzen Leben. Von einem perfekten Jahr wollte die aufgeweckte junge Frau mit dem sympathischen Lächeln aber nicht sprechen. „Alles habe ich nicht erreicht“, sah die Nümbrechterin in einigen Bereichen noch Luft nach oben. Wirft man als Außenstehender einen Blick auf die sportliche und schulische Bilanz, so braucht die 18-Jährige ihr Licht aber nicht unter den Scheffel zu stellen, denn bei den wichtigsten Wettkämpfen und Prüfungen zeigte die zierliche Heranwachsende eine enorme Abgeklärtheit und Nervenstärke.


[Gold im Einzel und mit der Mannschaft sicherte sich die Nümbrechterin bei der Vielseitigkeits-Europameisterschaft in Italien.]  

Bei den Deutschen Meisterschaften verteidigte Neumann souverän ihren Titel, den sie im Vorjahr noch etwas überraschend auf ihrem Wallach Pumuckel gewonnen hatte. Während sich einige ihrer Konkurrentinnen zwischen Abiball und Meisterschaft entscheiden mussten, passte bei Neumann alles. Nach dem erfolgreichen Einser-Abitur am Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium konnte sie auch am Ball, dem Höhepunkt der Abi-Feierlichkeiten, teilnehmen. „Da hatte ich wirklich Glück“, freute sich die Nümbrechterin, nicht in eine Zwickmühle gekommen zu sein.

Wahrscheinlich hätte sie sich fürs Reiten entschieden, denn dieser Leidenschaft geht sie schon seit frühesten Kindheitstagen nach und das Talent wurde ihr förmlich in die Wiege gelegt, sind ihre Mama Carolin und die Oma ebenfalls passionierte Reiter. Ihre Mutter ist dabei auch noch die Trainerin und das Gespann hatte diesen Sommer viel Arbeit vor sich. „Da passte es ganz gut, dass ich nach dem Abitur viel Zeit hatte“, berichtete die jüngste Neumann-Reiterin, dass sie jeden Tag mehrere Stunden trainierte und sich zudem um die Pflege von Pumuckl und vier weiteren Pferden, die unmittelbar am Wohnhaus in Krahm stehen, kümmerte.


Aber auch diese Arbeit sollte sich auszahlen und Ende September gewann Neumann im italienischen Montelibretti bei den Vielseitigkeits-Europameisterschaften Doppel-Gold (OA berichtete). So richtig begreifen konnte Neumann ihren Triumph nicht, dafür aber richtig einordnen: „Mehr kann man in der U18 nicht gewinnen, da es keine Weltmeisterschaften gibt.“ Ab kommender Saison geht es in der U21 weiter und gerne würde sich Neumann schnell wieder einen Platz in der Nationalmannschaft sichern, was allerdings aufgrund der großen Konkurrenz nicht leicht wird.

Deutschland ist im Vielseitigkeits-Reiten gut aufgestellt. Dennoch träumt auch Neumann, wie jede leidenschaftliche Reiterin, von den Olympischen Spielen. Allerdings will sie das Hobby nicht zum Beruf machen. „Wenn es Arbeit ist, kann man vielleicht den Spaß verlieren“, würde sie lieber Hobby und Beruf getrennt halten. Was sie genau im kommenden Jahr studieren will, weiß sie aber noch nicht. Vielleicht BWL oder doch lieber Tiermedizin. „Ende des Jahres werde ich mich entscheiden“, hat sie ihrem Vater versprochen.

Bis dahin ist sie mit ihrem Freund Luca Hüschemenger in Australien unterwegs. Zusammen bereisen sie den roten Kontinent, müssen aber auch ab und zu arbeiten, um die Reisekasse aufzufrischen. „Weihnachten bin ich wieder zurück, denn ich bin ein absoluter Familien-Mensch.“ Aber nicht nur die Familie wird sie vermissen, sondern auch ihren „Mucki“. Ab Januar wird sie sich auf die kommende Saison vorbereitet und wer weiß, wie perfekt das Jahr 2017 wird.