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Lehrstunde für die Kopflosen

uk; 5. Oct 2016, 23:58 Uhr
Bilder: Dirk Adolphs (36), Alexander Arnold (13) --- Über weite Strecken der Partie konnten die VfL-Spieler dem Meister nur staunend zuschauen.
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Lehrstunde für die Kopflosen

uk; 5. Oct 2016, 23:58 Uhr
Gummersbach - Der VfL Gummersbach versiebt serienweise Premiumchancen und unterliegt dem Meister Rhein-Neckar Löwen klar mit 20:27 - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Uli Klein

Eine herbe 20:27-Niederlage gegen den Deutschen Meister Rhein Neckar Löwen mussten am Mittwochabend die Bundesligahandballer des VfL Gummersbach verdauen. Der VfL (8:6 Punkte) droht nunmehr ins Mittelfeld der Tabelle abzurutschen.

VfL Gummersbach - Rhein-Neckar Löwen 20:27 (6:15).

Irgendwann hat auch der langmütigste Zeitgenosse die Faxen dicke, richtig dicke. Im Fall von Matthias Puhle ist dieser Punkt am Mittwochabend in der 38. Spielminute der Bundesligapartie seines VfL Gummersbach gegen die Rhein Neckar Löwen erreicht - jetzt reichts dem VfL-Keeper. Soeben hat Gudjon Valur Sigurdsson eingenetzt und das 9:20 zugunsten des amtierenden Deutschen Meisters markiert. Zu viel für Puhle: Er schüttelt den Kopf, winkt ab und schaut resignierend Richtung Hallendecke. Der Keeper sucht Antworten auf das, was er in diesen Momenten erlebt. Doch die kann ihm auch der auf der Auswechselbank sitzende Kollege nicht geben. Carsten Lichtlein, der in den ersten 20 Minuten zwischen den blau-weißen Pfosten gestanden hat, zuckt nur kurz mit den Schultern. Ratlosigkeit hat sich schon lange auf der Gummersbacher Ersatzbank eingenistet. Zum Glück für die Hallenherren läuft es ab jetzt ein bisschen besser für sie.


[Am liebsten im kleinsten Mauseloch verkriechen wollte sich auch VfL-Keeper Carsten Lichtlein ob der Wurschwäche seiner Mitspieler.]

Zum einen hat der Gegner im Gefühl der totalen Dominanz  in den "Altherrenmodus" (Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen) zurückgeschaltet, zum anderen hat sich der zuvor so gefrustete Puhle in ein mittelgroßes Hoch aufgeschwungen und seinem Team einen 5:0-Lauf zum 14:20 ermöglicht. Und dann bissen einige der Gummersbacher Spieler tatsächlich noch einmal richtig auf die Zähne. Allein - am Ergebnis änderte das wenig. Über 15:23 (48.) und 18:25 (57.) fuhren die Meister aus der Kurpfalz einen unangetasteten Sieg ein.


[Nationalspieler Simon Ernst blieb heute weit unter seinen Möglichkeiten.]

Zurück blieb ein sichtlich angefressener VfL-Trainer Emir Kurtagic, der mit den Konzentrationsdefiziten der Seinen haderte: "Ich glaube 15mal standen wir 1:1 vor dem gegnerischen Torwart und haben die Chancen vergeben. Wenn ich Bundesligaprofi sein will, kann und darf sowas nicht passieren."


Der Handballlehrer dürfte damit vor allem seine Kreisläufer und Außen gemeint haben. Evgeni Pevnov überzeugte zum Beispiel nur  frisurentechnisch (keckes Krönchen auf dem vollen Haupthaar), aber die sportliche Leistung korrespondierte nicht unbedingt mit dem schneidigen Outfit. Ein ums andere Mal verwarf der  Nationalspieler aus günstigster Position. Ähnlich Florian von Gruchalla. Auch er kam nie wirklich zum Zuge und wurde zeitig durch den jungen Tobias Schröter ersetzt. Und weil auch die übrigen Blau-Weißen schon in den ersten zehn Minuten neben der Spur waren (die ersten drei Gummersbacher Angriffe endeten jeweils mit technischen Fehlern), lagen die Gastgeber schnell mit 0:3 (2.), 2:6 (12.) sowie mit 3:8 (16.) im Hintertreffen.


[VfL-Trainer Emir Kurtagic war angesichts der vergebenen Großchancen seiner Mannschaft auf "180".]

Überhaupt gelangen dem VfL bis zur 25. Minute ganze vier Törchen. Bis dahin hatte man auf Seiten von Blau-Weiß  schon drei Strafwürfe und eine Handvoll Topgelegenheiten fahrlässig liegen lassen Ein Trend, der sich bis zum Pausentee nicht ändern sollte und Kurtagic in Weißglutnähe trieb. "Es hätte 8:8 stehen können, ja müssen. Oder wir hätten sogar vorne liegen können", grämte sich der Handballlehrer zu Recht. Dabei wollte er den Seinen gar nicht mal mangelnden Einsatz vorwerfen. "Aber unsere Unkonzentriertheiten beim Abschluss waren nicht zu kompensieren. So ein Spiel kann man dann vielleicht noch gegen Coburg oder einen Gegner von ähnlichem Format gewinnen. Aber gegen einen Championsleague-Teilnehmer und Meister kann das niemals reichen." Ausgenommen vom Trainer-Ärger blieb so nur der tapfere Puhle, dessen Paraden allein die Partie aber auch nicht in eine freundlichere Richtung lenken konnten.





VfL Gummersbach

Lichtlein (1. bis 20./4 Paraden, davon 1 Siebenmeter)
Puhle (ab 20./9 Paraden)

Christoph Schindler (5)
Julius Kühn (5/1)
Alexander Becker (3)
Tobias Schröter (2)
Daniel Mestrum (1)
Andreas Schröder (1)
Evgeni Pevnov (1)
Simon Ernst (1)
Florian Baumgärtner (1)
Mark Bult
Kevin Schmidt
Florian von Gruchalla


[Auch viele Zuschauer mochte nicht mehr hinschauen, zu viele Chancen vergab der VfL.]

RN Löwen

Kim Ekdahl Du Rietz (6)
Gudjon Valur Sigurdsson (6/1)
Andy Schmidt (6/2)
Hendrik Pekeler (3)
Alexander Petersson (3)
Patrick Groetzki (2)
Mads Mensah Larsen (1)
Dejan Manaskov
Rafael Baena
Marius Steinhauser
Harald Reinkind
Guardiola Villaplana


[Kapitän Christoph Schindler war mit fünf Feldtoren bester Schütze seines indisponierten Teams.]

Schiedsrichter: Peter Behrens/Marc Fasthoff

Zuschauer: 3.280

Zeitstrafen: 4:2 (Schröder, Baumgärtner - Pekeler)

Siebenmeter: 4/4 - 1/3 (Appelgren hält gegen Schmidt, von Gruchalla und Kühn - Schmid scheitert an Lichtlein)

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