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Keine Träumereien nach überragender Premiere

lo; 5. Aug 2010, 10:26 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Die Mannschaft des SSV Bergneustadt.
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Keine Träumereien nach überragender Premiere

lo; 5. Aug 2010, 10:26 Uhr
Bergneustadt - Der SSV Bergneustadt muss vor der zweiten Saison in der Mittelrheinliga einige namhafte Abgänge verkraften, weshalb Trainer Torsten Reisewitz ein bescheidenes Ziel formuliert - Wie schnell können die Neuen integriert werden?
Wer hätte das für möglich gehalten? Von vielen als Abstiegskandidat gehandelt, gehörte der SSV Bergneustadt in seiner ersten Mittelrheinliga-Saison zu den großen Überraschungen und hatte im gesamten Saisonverlauf nie etwas mit den unteren Tabellenregionen zu tun. In der Endabrechnung erreichte das junge SSV-Team einen hervorragenden vierten Platz und stellte dabei sogar die sicherste Abwehr aller Teams. Jetzt werden die Karten neu gemischt: Mehrere Stammspieler haben den Verein verlassen, Trainer Torsten Reisewitz muss besonders im Offensivbereich umbauen. Aus diesem Grund setzt er das Saisonziel bewusst niedrig an: „Zunächst zählt nur, dass wir zum Schluss über dem Strich stehen. Wenn Platz neun oder zehn daraus wird, hätten wir eine Riesenserie gespielt. Man darf nicht automatisch davon träumen, jedes Jahr Vierter zu werden.“

Kommen und Gehen

Nach der Premierensaison in der Verbandsliga konnte ein Umbruch nicht verhindert werden: Mit Patrick Siebert, André Schilamow und Dustin Bäcker suchen drei Spieler die sportliche Herausforderung und heuern in der NRW-Liga an. Ein weiterer herber Verlust ist der Abgang von Marcel Walker. Der langjährige Leistungsträger wechselte zum Westfalen-Bezirksligisten VSV Wenden, genauso wie Ex-Kapitän Alexander Ochs. Mit Vassilios Karalis, der sich dem A-Ligisten FV Wiehl anschloss, geht eine weitere Stammkraft des Vorjahres verloren. Alexander Röger wäre gerne geblieben, kann jedoch aufgrund seines Studiums den hohen Aufwand nicht mehr betreiben. Serkan Mutlu und Markus Wagner konnten sich in der Mittelrheinliga nicht durchsetzen und spielen nun  für Wiehl beziehungsweise Windeck II.

„Uns haben erfahrene und gute Leute verlassen. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir diese Lücken mit den Neuen schließen können“, sagt der Sportliche Leiter Andreas Harnisch. Der Mann mit der meisten Erfahrung ist Felix Bably, der lange Zeit in der Oberliga gekickt hat. „Er bewegt sich, was Dynamik und Spielniveau angeht, auf einem sehr hohen Level. Wichtig ist, dass er gesund in die Serie geht“, hält Reisewitz große Stücke auf den 27-Jährigen. Mit Christian Hausmann kehrt ein Eigengewächs zurück, das bei Viktoria Köln zum Führungsspieler avancierte und neuer Leader im defensiven Mittelfeld werden könnte. Mit Christopher Lieblang und Tim Mazotta stehen schnelle und technisch starke Alternativen für die Außenpositionen zur Verfügung.

„Der Jugend eine Chance“ heißt das Credo des SSV und somit haben auch die Youngster Eugen Ziegler, Nils Rinker sowie Daniel Kelm, der sich vergangene Saison die Torjägerkrone in der A-Junioren-Verbandsliga sicherte, gute Aussichten auf einen Platz in der Startelf.  „Sie präsentieren sich sehr gut“, so Reisewitz. Niklas Liehn - ebenfalls ein Rückkehrer - stellt genauso wie Andreas Krolewski, der nun fest zum Kader der 1. Mannschaft gehört, eine Ergänzung für die Defensive dar. Dazu hält der Trainer sich offen, Spieler aus der U23 ins Aufgebot zu beordern.

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

„In der vergangenen Saison war unser großer Vorteil, dass wir auf Anhieb als Team funktioniert haben. Die Frage ist, wie schnell wir jetzt zusammenwachsen“, sagt Reisewitz vor dem Hintergrund ein halbes Dutzend Stammkräfte ersetzen zu müssen. Dem Verein gelang es, die auf höchstem Niveau agierende Viererkette mit Radion Miller, Hermann Schattner, Martin Brzoska und Sebastian Wasem zu halten. „Die Jungs kann man nachts um drei Uhr wecken und sie wissen, was sie zu machen haben“, ist Reisewitz heilfroh über die Zusage des Quartetts, das – wenn keine Verletzungspausen dazwischenfunken – gesetzt ist. „Dahinter haben wir aber Leute mit guter Qualität, die jederzeit in die Bresche springen können“, so Reisewitz zu den Alternativen wie Michel Hock, Ali-Kemal Celik, Alexander Tomm, Niklas Liehn oder Andreas Krolewski.


[Torsten Reisewitz geht mit seiner Mannschaft in die zweite Verbandsliga-Saison.]

Im Tor liefern sich Christian Salmen und Benedikt Kunze ein offenes Rennen. Einer von beiden tritt die Nachfolger von Dustin Bäcker an. „Er hatte zwei überragende Spielzeiten, aber die beiden besitzen das Potenzial für diese Liga“, schenkt Reisewitz dem jungen Duo sein volles Vertrauen. Die heißesten Bewerber für die Positionen im defensiven Mittelfeld sind Thomas Ziegler, Christian Hausmann und Tom Maiwald, wobei Letzterer nach einer längeren Pause erst wieder Fuß fassen muss. „Ich erhoffe mir, dass wir mit den Leuten, die für diesen Bereich zur Verfügung stehen, taktisch disziplinierter und sicherer spielen werden“, betont Reisewitz. Für die restlichen Posten im Mittelfeld stehen ebenfalls genügend Kandidaten zur Verfügung, zumal fast alle flexibel einsetzbar sind.

Mit Schilamow und Siebert sind die erfolgreichsten Torschützen der abgelaufenen Spielzeit von Bord gegangen, deshalb sind jetzt andere wie beispielsweise Tobias Schöler gefordert. „Von ihm erwartete ich jetzt den nächsten Schritt. Dafür muss er verletzungsfrei bleiben.“ Da Nils Nettersheim ab Oktober wegen eines Auslandsaufenthalts für ein halbes Jahr fehlen wird, könnte es in vorderster Linie eng werden. Somit werden auch die Knipserqualitäten von Daniel Kelm gefragt sein. „Es ist unglaublich, was er für einen Torriecher hat. Insgesamt hoffe ich, dass wir den Großteil der Tore wie im letzten Jahr wieder auf fünf oder sechs verschiedene Spieler verteilen können“, so der Coach.

Dem bewährten 4-2-3-1 - mal offensiver, mal defensiver (4-4-1-1) interpretiert - bleiben die Bergneustädter treu. „Defensiv gut stehen und nach Balleroberung schnell umschalten“, lautet das Rezept. Auf diese Weise wurden viele Punkte geholt, wenn allerdings ein Gegner selbst tief postiert ist und auf Konter lauert, haben die Neustädter ein Problem. „Deshalb muss das Ziel sein, dominanter aufzutreten und über höheren Ballbesitz das Spiel besser zu kontrollieren“, gibt Reisewitz vor.

Saisonziel und Umfeld

Der SSV Bergneustadt ist von der Rasanz der Entwicklung  - Aufstieg der 1. Mannschaft in die Mittelrheinliga, Aufstieg der Reserve in die Bezirksliga – sicherlich überrascht worden, aber mittlerweile sind wichtige Weichen gestellt worden, um dieses hohe sportliche Niveau halten zu können. „Was den Etat angeht, wären wir wahrscheinlich Absteiger Nummer eins, aber wir machen, was die Dinge im Umfeld angeht, Schritt für Schritt nach vorne“, erklärt Harnisch. Dank neu hinzugewonnener Sponsoren ist man solide aufgestellt, wobei große Sprünge weiterhin nicht möglich sind. „Und wir werden auch kein Risiko eingehen“, stellt der Sportchef klar.  

Ein weiterer Mosaikstein ist die Generalüberholung des Platzes im Wilhelm-Bisterfeld-Stadion, der dank Mitteln aus dem Konjunkturpaket II mit einem neuen Kunstrasen und einem Ballfangzaun, den der Klub in Eigenregie aufgestellt hat, ausgestattet wurden. Harnisch: „Wir haben jetzt ein echtes Schmuckkästchen und darauf sind wir stolz.“ In sportlicher Hinsicht darf man gespannt sein, wie schnell das umformierte Team sich in der Klasse zurechtfindet. Dass es nicht einfacher wird, ist den Beteiligten klar: „Durch die Aufsteiger ist die Liga in der Breite stärker geworden. Wir haben ein überragendes erstes Jahr erlebt und wollen das natürlich bestätigen, aber die Vorgabe ist und bleibt der Klassenerhalt“, so Reisewitz.

Zugänge
Felix Bably (FC Hennef), Christian Hausmann (Viktoria Köln), Christopher Lieblang (VfL Berghausen), Tim Mazotta (Kiersper SC), Niklas Liehn (TuS Lindlar), Daniel Kelm (SSV Homburg-Nümbrecht A-Jugend), Nils Rinker (eigene A-Jugend), Thomas Ziegler (eigene A-Jugend), Andreas Krolewski (eigene Reserve)

Abgänge
Dustin Bäcker (SV Bergisch Gladbach), André Schilamow (SV Bergisch Gladbach), Patrick Siebert (Germania Windeck), Marcel Walker (VSV Wenden), Alexander Ochs (VSV Wenden), Vassilios Karalis (FV Wiehl), Alexander Röger (TuS Marialinden), Serkan Mutlu (FV Wiehl), Markus Wagner (Germania Windeck II)


[Reisewitz, Mazotta, Liehn, Ziegler, Hausmann, Co-Trainer Rodenbusch (oben v.l.); Bably, Rinker, Pawlik, Kelm (unten v.l.).]

Spielerkader

Tor
Benedikt Kunze, Christian Salmen, Erik Pawlik

Abwehr
Sebastian Wasem, Martin Brzoska, Hermann Schattner, Radion Miller, Michel Hock, Niklas Liehn, Alexander Tomm, Andreas Krolewski

Mittelfeld
Christian Hausmann, Ali-Kemal Celik, Thomas Ziegler, Nils Rinker, Felix Bably, Tom Maiwald, Florian Harnisch, Christopher Lieblang, Tim Mazotta

Angriff
Tobias Schöler, Daniel Kelm, Nils Nettersheim

Trainer
Torsten Reisewitz (wie bisher)

Co-Trainer
Lars Rodenbusch (für Michael Kuhn)

Betreuer
Matthias Blumberg
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