Archiv

Wahre Schätze auf Oberbergs Streuobstwiesen entdeckt

fk; 13. May 2017, 10:20 Uhr
Bilder: Friederike Klein --- 100 verschiedene Obstsorten sind in dem neuen Handbuch interessant und detailliert beschrieben. Große Freude bei Rainer Ludwigs, Professor Dr. Friedrich Wilke, BSO-Bufdi Jascha Rosner, Frank Herhaus und Olaf Schriever.
ARCHIV

Wahre Schätze auf Oberbergs Streuobstwiesen entdeckt

fk; 13. May 2017, 10:20 Uhr
Waldbröl – Zweite und stark erweiterte Auflage des Handbuchs „Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland“ vorgestellt.
Rheinisches Seidenhemdchen, weißer Winter-Glockenapfel, Rote Sternrenette oder Wellers Eckenhagener – klangvolle Namen für leckere Äpfel und alte Sorten, die hier in Oberberg lange Zeit selbstverständlich und auf Obstwiesen heimisch waren. Doch wer kennt sie noch und wo wachsen sie?

[Mindestens zwei verschiedene Apfelbäume sollten auf einer Wiese beieinanderstehen - sonst gibt es kein Obst.]

In der zweiten und stark erweiterten Auflage des Handbuchs „Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdecken!“ der Biologischen Stationen im Rheinland und des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) sind sie detailliert beschrieben. Insgesamt enthält das umfangreiche Handbuch Porträts zu 100 Apfel-, Birnen-, Kirschen-, Pflaumen- und Pfirsichsorten. „Davon wurden 35 Sorten im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis gefunden“, so Frank Herhaus, Geschäftsführer der Biologischen Station Oberberg (BSO,) bei der Vorstellung des Buches. Vor rund 100 Jahren gab es allein in Deutschland mehr als 1.000 Apfelsorten, die in der Literatur festgehalten und verewigt wurden. So wie die Kirche zum Dorf gehörte, gehörten Obstwiesen „schon seit Jahrhunderten zu jedem Bauernhof“, erklärte er.

An vielen Stellen seien die Obstwiesen größtenteils jedoch verschwunden: „Erst seit ungefähr 20 Jahren hat man den Wert der Streuobstwiesen wiedererkannt.“ Denn es gehe um die biologische Artenvielfalt. Das heißt zum einen den Erhalt von Arten und Lebensräumen, aber auch den Erhalt der genetischen Vielfalt. Die bieten zum Beispiel die alten Sorten. Um diese mit ihrer genetischen Vielfalt zu dokumentieren und zu erhalten, startete der LVR das Projekt „Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland“ mit dem Handbuch als Ergebnis. In den letzten acht Jahren wurde nach alten Sorten gesucht, Hinweisen aus der Bevölkerung und aus Fachkreisen nachgegangen, hunderte von Fruchtproben durch Pomologen geprüft.


Wichtige Sortenbestimmer waren die Pomologen Hans-Joachim Bannier, Dr. Annette Braun-Lüllemann und Jan Bade, so Olaf Schriever von der BSO. Jedoch „wichtig für uns, um überhaupt an die Bäume zu kommen, war die Bevölkerung“, betonte er. Dazu gehört auch der Wellers Eckenhagener. „Erst vor zwei Jahren wurde ein einziger Altbaum wiedergefunden“, ist Professor Dr. Friedrich Wilke, stellvertretender Landrat, fasziniert. Eingezeichnet war der Baum auf einem alten Obstwiesenplan. Wilke dankte Heraus und dem BSO-Team für ihre wichtige Arbeit. „Früher war die Versorgung vor Ort ganz wichtig und für die Vitamine war das Obst zuständig“, sagte Rainer Ludwigs, Leiter vom Amt für Planung und Straßen, zudem auch der Vertragsnaturschutz sowie die Naturschutzplanung und Landschaftsentwicklung zugehören. Schon in der Zeit vor der Gründung der BSO, von 1986 bis 1989, wurden vom Oberbergischen Kreis 10.000 Obstbäume gefördert, so Ludwigs.


[Ein Apfel, der richtig nach Apfel schmeckt: die Rote Sternrenette.]

 Gerne wurden die Bäume genommen, doch mit der Pflege hätte es gehapert. Auch heute sei das Paket Streuobstwiesen noch im Vertragsnaturschutz mit Landwirten enthalten. Hier gehe es auch um die fachgerechte Pflege, denn Streuobstwiesen sind „kein Biotop, um das man einen Zaun und dann nichts mehr macht“.

Mit dem Handbuch ist die Suche nach alten Sorten aber noch nicht zu Ende. Schriever und Herhaus würden sich beispielsweise über Hinweise zu Herrenapfel aus dem Raum Nümbrecht, Hesselmanns Schlotterapfel, Fraschdorfer Streifling oder zur Kaiserbergamotte, Röder Wildbirne und Wintermottenbirne freuen. Eine Liste der gesuchten Sorten ist auch im Handbuch erhalten. Erhältlich ist es gegen eine Schutzgebühr von 7 Euro beim LVR und bei der BSO. Weitere Informationen unter www.biostationoberberg.de und www.lvr.de.         
WERBUNG