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Bürgermeister und Kurator zum 'Umweltfrevel'

fj; 18. Aug 2016, 18:57 Uhr
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Bürgermeister und Kurator zum 'Umweltfrevel'

fj; 18. Aug 2016, 18:57 Uhr
Engelskirchen - Bürgermeister Dr. Gero Karthaus empört: 'Ein solcher Eingriff in ein Naturschutzgebiet geht gar nicht und ist illegal' - Kurator des Stiftes Ehreshoven und Film-Produktionsfirmen geben gemeinsame Erklärung ab (AKTUALISIERT).
„Ein solcher Eingriff in ein Naturschutzgebiet geht gar nicht und ist illegal“, urteilt Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus, der sich heute im Naturschutzgebiet Grube Kastor selbst ein Bild von der Lage machte. Dreharbeiten haben hier für Schäden in der Natur gesorgt, wie die Grünen gestern aufdeckten (zum Artikel). Eine Sondergenehmigung des Kreises, die für solche Dreharbeiten notwendig ist, lag den Produktionsfirmen nicht vor und wäre auch nicht erteilt worden, wie der Kreis bereits mitteilte.



Die Firma action concept nutzte das Naturschutzgebiet in den vergangene Wochen für Dreharbeiten zur Serie „Cobra 11“ und hatte hierfür eine gewerbliche Anfrage an das Ordnungsamt der Gemeinde gerichtet. Dabei handelte es sich um eine pyrotechnische Genehmigung, die von Seiten der Gemeinde erteilt wurde - aber auch nicht abgelehnt werden kann, wenn keine sicherheitsrelevanten Bedenken bestehen, wie Karthaus erklärte. Allerdings war als Ort „Wälder um Kastor“ angegeben. „Man kann ja nicht darauf kommen, dass das Naturschutzgebiet gemeint ist, das ja auch gar nicht aus Wäldern besteht“, empört sich der Rathauschef.

Bei seiner Ortsbegehung am heutigen Tag sei er allerdings zu dem Schluss gekommen, dass der Dreh der Firma action concept kaum Spuren hinterlassen habe. Eine andere Firma habe das Gelände aber vor circa sechs Wochen für Aufnahmen zu einem Märchenfilm genutzt und dabei massive Schäden verursacht. Beispielsweise wurden in den gesamten Teich Hölzer gesteckt, um abgestorbene Bäume zu simulieren. Vom Eigentümer des Gebiets, dem Stift Ehreshoven, fordert der Bürgermeister eine Erklärung, wie es zu diesen Eingriffen kommen konnte. Denn: „Das geht gar nicht“, so Karthaus' Fazit.


Am Donnerstagabend folgte eine Erklärung von Kurator Jörg Deselaers. „Ich habe heute direkt alle Beteiligten an einen Tisch gebeten, um die Fakten zu ermitteln und im Anschluss daran haben wir das Gelände gemeinsam besichtigt. Es sind von den Dreharbeiten lediglich Spuren zurückgeblieben – die nach unserer Einschätzung nicht mehr Schaden verursachen als die sonstigen Nutzer, die das Gelände betreten.“

Er werde die Kreisverwaltung informieren und um die Benennung eines öffentlich bestellten Gutachters bitten. „Wir werden ein Gutachten erstellen lassen und selbstverständlich dafür Sorge tragen, dass etwaige Schäden schnellstmöglich von den Verursachern beseitigt werden. Hiermit sind alle beteiligten Filmproduktionen gerne einverstanden, mir wurde von allen Seiten versichert, dass man für möglicherweise verursachte Beschädigung selbstverständlich Verantwortung übernimmt“, so Deselaers weiter.

Die Firmen, die im fraglichen Zeitraum gedreht haben, seien die PROSAAR Medienproduktion GmbH für eine WDR-Produktion, die Bantry Bay Productions GmbH für einen Kinofilm und die action concept Film- und Stuntproduktion GmbH für die RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“ gewesen.

Hinsichtlich der Vorwürfe stellen die Beteiligten fest (im Wortlaut):

1. Einen Ölunfall im Naturschutzgebiet hat es nicht gegeben. Es gab leider eine Ölpanne mit einem Pkw während der Dreharbeiten der Firma Bantry Bay, die sich außerhalb des Naturschutzgebietes ereignete. Hier wurden ordnungsgemäß und umgehend Feuerwehr und Polizei verständigt. Es wurde Bindemittel ausgebracht, das danach von einer Fachfirma zusammen mit dem Öl und betroffenem Erdreich umweltgerecht beseitigt wurde.

2. Die behördlich genehmigte Film-Explosion bei der von action concept gedrehten Szene fand auf Brachland statt. Um die Natur zu schützen, wurde kein pyrotechnisches Material auf den Boden aufgebracht, sondern das Material durch Stahlplatten und Metallkisten vom Untergrund getrennt. So wurde sichergestellt, dass kein Fremdmaterial in der Grube Kastor zurückbleiben konnte.

3. Es wurden von keiner der drei Produktionen zu irgendeinem Zeitpunkt Privatfahrzeuge ins Naturschutzgebiet gebracht.

4. Die Produktionsfahrzeuge aller Produktionen standen weit möglichst außerhalb des Naturschutzgebietes. Wenn es notwendig war, in das Naturschutzgebiet zu fahren, wurde dies ausschließlich auf den vorhandenen Wegen gemacht. Die von action concept als Spielfahrzeuge in das Gebiet gebrachten Fahrzeuge wurden vorab auf Mängelfreiheit geprüft und ebenso nur auf vorhandenen Wegen bewegt.

5. Die Arbeiten am Teich für die Produktion von Bantry Bay wurden von einem Subunternehmer durchgeführt. Hier wurde ein kleines Becken in die Brache neben dem Teich eingegraben, um in Verbindung mit dem vorhandenen Teich ein Moor darzustellen. Diese Maßnahmen wurden aus Umweltschutzgründen so ergriffen, damit der Teich beim Dreh nicht berührt werden muss. In den Teich wurden Äste gesteckt, die das Bild der Moorlandschaft verstärken sollen. Nach der Produktionwurde das Becken entfernt und das Gelände wiederhergestellt. Die Äste hatten die Mitarbeiter stecken lassen, da die Vögel und Libellen diese bereits als Sitzplätze nutzten.
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