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Gedenken an Trümmerwüste und grenzenloses Leid

js; 22. Mar 2015, 19:40 Uhr
Bilder: Jessica Schöler --- Zahlreiche Bürger erschienen zur Kranzniederlegung auf dem Gemeindefriedhof. Die anschließende Gedenkveranstaltung im Rathaus fand ebenfalls unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit statt.
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Gedenken an Trümmerwüste und grenzenloses Leid

js; 22. Mar 2015, 19:40 Uhr
Engelskirchen – Mit einer Gedenkveranstaltung erinnerte man heute an die Opfer der Bombenangriffe im März 1945 – Kranzniederlegung in der Gedächtniskapelle war vorangegangen - Fotoausstellung eröffnet.
Weite Teile Engelskirchens wurden am 19. und 28. März bei einem Luftangriff alliierter Kampfflugzeuge weitestgehend oder teilweise zerstört. Die Gemeinde war nach Ende des Zweiten Weltkriegs der am stärksten zerstörte Ort im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis. Mehr als 300 Menschen wurden während der Bombenangriffe getötet.


[Der Bürgermeister legte einen Kranz in der Gedächtniskapelle nieder.]

„Nach wenigen Minuten war das alte Engelskirchen nicht mehr da. Was blieb waren eine Trümmerwüste und grenzenloses Leid“, erklärte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus während der heutigen Gedenkveranstaltung im Rathaus. Dort gedachte man der Opfer, die vor 70 Jahre im Bombenhagel umgekommen sind, und erinnerte an die Ereignisse des 19. und 28. März. Zahlreiche Bürger waren der Einladung in den Ratssaal gefolgt, um dem gemeinsamen Programm von Gemeinde, Schulen und Kirchen zu folgen.

„Uns führt heute die Trauer zusammen, verbunden mit dem Bestreben, auch die Überlebenden nicht zu vergessen“, stellte der Bürgermeister zu Beginn der Veranstaltung fest, die den Blick auf Einzelschicksale lenkte. Schüler des Aggertal-Gymnasiums hatten im Vorfeld Interviews mit den Zeitzeugen Anneliese Anders, Otto Bungartz, Mathilde von Lüninck Knipp, Gert Neuhoff, Hilde Oberbüscher, Agnes Pollit und Josef Scherer geführt. Die Berichte der Engelskirchener wurden von Hans-Dieter Scheller in einem Film zusammengefasst und heute der Öffentlichkeit präsentiert.


[Gregor Sauer begleitete das Gedenken mit der Uraufführung der Stücke "Inferno Engelskirchen I" und "Inferno Engelskirchen II" musikalisch.]

Auch nach 70 Jahren erinnern sich die Befragten genau an die Geschehnisse. Erzählungen über die Flucht in Keller und Luftschutzbunker vermitteln einen Eindruck von der Angst und Panik, die während der Angriffe vorherrschten. Erschütternde Ausführungen über chaotische Zustände und Leichen, die in der Kirche zur Identifizierung aufgebahrt wurden, machen deutlich, dass sich die Ereignisse in die Köpfe der Überlebenden eingebrannt haben.

[Dr. Gero Karthaus (v.r.) mit Lena Berghoff und Ginger Neufeund  von der Geschichts-AG der Sekundarschule.] 

Die Geschichten der Zeitzeugen und der zugehörige Filmbeitrag wurden in eine Ausstellung integriert, die am Nachmittag im Foyer des Rathauses eröffnet wurde. Schwarz-Weiß-Fotos von Edmund Schiefeling zeigen Engelskirchen vor und nach dem Luftangriff. Die Aufnahmen werden teilweise durch aktuelle Bilder ergänzt. Klaus Büscher hat sie in Zusammenarbeit mit Schülern der Geschichts-AG der Sekundarschule Engelskirchen angefertigt.

Die Ausstellung kann bis zum 19. April zu den Öffnungszeiten des Bürgerbüros besucht werden. Sie soll genau, wie die heutige Veranstaltung im Rathaus und die vorangegangene Kranzniederlegung in der Gedächtniskapelle des Gemeindefriedhofs dazu beitragen, dass das Inferno an den Märztagen 1945 nicht vergessen wird. „Wir müssen dafür sensibilisieren, dass bedrohliche Entwicklungen erkannt werden und dass jeder Mensch geachtet wird. Wenn wir erreichen, dass unsere Kinder begreifen, dass Gewalt nie zielführend ist, haben wir ein wichtiges Stück Friedensarbeit geleistet“, so der Bürgermeister.



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