Archiv

Schauspielstudio Oberberg feierte begeisternde Premiere von "Nathan der Weise"

rw; 18. Sep 2005, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

Schauspielstudio Oberberg feierte begeisternde Premiere von "Nathan der Weise"

rw; 18. Sep 2005, 00:00 Uhr
(rw/3.9.2005-22:20) Von Richard Witsch
Wiehl – Mit einer beeindruckenden Aufführung von „Nathan der Weise“, einem dramatischen Gedicht in fünf Akten von Gotthold Ephraim Lessing, feierte das Schauspielstudio Oberberg gestern in Wiehl eine gelungene Premiere.
[Bilder: Richard Witsch --- Lutz Uhle (Sultan Saladin) und Gabi Bülter (Sittah).]

Lessings Erwiderung auf das Verbot seiner religiösen Streitschriften gegen die Orthodoxie gehört zum Kanon der deutschen Literatur. Sein Appell an Toleranz und Humanität ist von universaler Gültigkeit und passt geradezu in die Implikationen des gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Lebens.

[Paula Donner (Recha).]

Auch heute noch verstoßen die Fanatiker aller ideologischen und konfessionellen Fronten sehr oft gegen die Vernunft in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Vom Nationalsozialismus verboten, wurde Lessings Werk nach 1945 eines der am häufigsten gespielten klassischen Dramen Deutschlands.

Das Schauspielerteam um Raimund Binder (Regie/Inszenierung) mit Lutz Uhle (Sultan Saladin), Gabi Bülter (Sittah), Gisbert Möller (Nathan), Paula Donner (Recha), Karin Speitmann (Daja), Götz Gericke (Tempelherr), Ferdinand Feldmann (Derwisch), Jürgen Lesse (Patriarch) und Thomas Knura (Klosterbruder) entführte das Publikum fiktiv in die Zeit der Kreuzzüge.



[Bild oben: Thomas Knura als Klosterbruder und Gisbert Möller alias Nathan; Bild links: Recha und Sittah.]

Das so oft aufgeführte dramatische Gedicht Lessings erfuhr diesmal eine gelungene Mischung harmonischer schauspielerischer Gestaltung. Sprachtonalität unterstützt vom jambischen Wortrhythmus wurden in Dialog und dramatische Struktur so einfühlsam integriert, dass es die Zuschauer immer wieder emotional berührte.

Als subtiles Plädoyer wird im Drama an die Vernunft aus Menschenliebe appelliert, die gesellschaftliches Miteinander überhaupt ermöglicht. Im Mittelpunkt dieser die Religionen verbindenden Familiengeschichte steht Nathans Erzählung der Ringparabel, die Lessing aus Boccaccios Dekameron entlehnte. Auf Saladins Frage welche der drei großen Religionen (Christentum, Judentum, Mohammedanismus) die echte sei, gibt Nathan eine weise Antwort aus der symbolisch resultiert: „Der Vater ist Gott, die Ringe sind die Religionen“… es liege also an jedem Einzelnen, seinen Ring zu dem echten zu machen“.



[Bild oben: Götz Gericke als Tempelherr und Nathan.]

Gisbert Möller trug die Rolle Nathans mit schauspielerischer Professionalität vor und schaffte es, die dramatischen Höhepunkte in besonderer Weise auf das Publikum wirken zu lassen.

Die seit 1993 unter der Regie von Raimund Binder tätige Amateurtruppe bewies beachtliches schauspielerisches Können kombiniert mit viel Sinn für situationsbezogene Feinheiten in der Übertragung künstlerischer Emotionalität. Anhaltender Applaus belohnte die hohe Qualität der gelungenen künstlerischen Darbietung, die dem Publikum in angenehmer Erinnerung bleiben wird!

[Regisseur Raimund Binder bewies mit Nathan der Weise einmal mehr sein Können.]



WERBUNG