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Die Angst vor Kriminalität ist in Oberberg so hoch wie in Köln-Kalk

ka; 4. May 2004, 06:22 Uhr
Oberberg Aktuell
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Die Angst vor Kriminalität ist in Oberberg so hoch wie in Köln-Kalk

ka; 4. May 2004, 06:22 Uhr
(ka/22.4.2004-18:30) Von Kyrosch Alidusti
Oberberg - Heute präsentierte Landrat Hans-Leo Kausemann in seiner Funktion als Leiter der Kreispolizeibehörde die Ergebnisse der Bürgerbefragung 2003 zum Sicherheitsgefühl der Bürger - sein Ergebnis: Es herrscht mehr Furcht bei den Oberbergern als begründet ist.
[Landrat Hans-Leo Kausemann (l.) erläutert die Ergebnisse der Bürgerbefragung 2003.]

Die Polizei genießt einer Forsa-Studie vom Januar zufolge als Organisation das höchste Vertrauen (81 Prozent) bei den Bürgern und liegt damit noch vor der Berufsgruppe der Ärzte (72 Prozent) und den Gerichten (60 Prozent). Ein Ergebnis, dass in der zweiten Bürgerbefragung der Oberbergischen Polizeibehörde Bestätigung findet. In der heute vom Landrat Hans-Leo Kausemann im Verwaltungsgebäude Hindenburgstraße in Gummersbach präsentierten Auswertung der Umfrage wird die Vertrauenswürdigkeit der Polizei hinter dem gepflegten Erscheinungsbild, der Bürgerfreundlichkeit und der Unbestechlichkeit auf Platz vier eingestuft und damit überdurchschnittlich positiv bewertet.

Die unter 6.253 Personen ab 14 Jahren erhobene Befragung zeigte aber auch, dass die Flexibilität und die Reaktionsgeschwindigkeit eher schlecht beurteilt werden. Sowohl Kausemann als auch Polizeidirektor Horst vom Brocke versuchten diese Einschätzung der Bürger durch den Hinweis auf den "großen Flächenkreis" zu relativieren.

[Polizeidirektor Horst vom Brocke.]

Die postalisch erhobene Befragung führte zu einem Rücklauf von 29 Prozent, mit dem die Kreispolizeibehörde zufrieden ist. Im Verhältnis zum Anteil an der Gesamtbevölkerung antworteten jedoch unterproportional wenige Männer und Nichtdeutsche. Weshalb aus den Antworten der ausländischen Mitbürger nur Tendenzen abgelesen werden konnten, genauso wie aus den Antworten der Altersgruppen 14- bis 17-, 18- bis 21- und der 22- bis 24-Jährigen.

Andere Ergebnisse überraschten Kausemann allerdings doch. So verblüffte, dass die "Ängste vor Kriminalität und Verkehrsunfällen offensichtlich kaum von örtlichen und regionalen Gegebenheiten abhängig sind", was Landrat und Polizeidirekor mehrfach betonten. Und "dies obwohl das Oberbergische ein weißer Fleck in der Kriminalitätsstatistik ist", so der Landrat.

Bei näherer Betrachtung wirken manchen Formulierungen, obwohl vom wissenschaftlichen Personal der Polizei erstellt, allerdings doch ein wenig "lenkend". So wird beim Thema "Konkrete Orte, Situationen und Personen" die Angst vor "agressiven" Bettlern und "gewaltsam wirkenden" Jugendlichen abgefragt und damit vermutlich die Antwort beeinflusst. Eine Vermutung, die Polizeihauptkommissar Stephan Horn im Falle der Jugendlichen teilte.

Tatsächlich liegt die Angst vor den "Jugendlichen" auf Platz eins und die vor Bettlern im Mittelfeld, auf Platz zwei landete die Furcht in "Beschädigten öffentlichen Anlagen" und auf dem dritten Platz die "Angst in Öffentlichen Park in der Dunkelheit". Bei der Aufschlüsselung danach, wer Angst vor "gewaltbereiten Jugendlichen" habe, zeigte sich, dass unabhängig vom Alter oder Geschlecht alle überdurchschnittliche Werte angegeben hatten. Das Modul in dem die "Furcht um das eigene Kind" angegeben wurde, zeigte im Vergleich, dass die Angst um den Nachwuchs viel größer ist, als die Statistik der Polizei gerechtfertigt erscheinen lässt. Dies gilt auch für andere Teile der Untersuchung.

Diese Erkenntnis veranlasste den Landrat und den Polizeidirektor zu der Einschätzung, dass die Furcht Ursachen haben müsse, die wenig mit der Realität zu tun haben. Kausemann machte das Fernsehen als einen wichtigen Faktor aus und betonte, die Kriminalitätsstatistik werde nicht ausreichend wahrgenommen. Daher käme es zu diesen "Fehleinschätzungen". Ein wenig resigniert darüber, dass die positive Arbeit in der Verbrechensbekämpfung nicht richtig wahrgenommen werde, gestand Kausemann ein, dass die Behörde nicht wisse, wie sie es anfangen solle, dass wahrgenommen werde, was real ist.

Vom Brocke betonte, die Polizei werde mehr Aufklärungsarbeit leisten, weil ihr die Bürgerzufriedenheit wichtig sei, dies sei aber nur ein kleiner Bereich des Aufgabenfeldes und im Vordergrund ihrer Arbeit stünde die Strafverfolgung. Er würde bei der gleichzeitigen Bewertung von den Angstgefühlen der Bürger und der realen Situation im Oberbergischen dem Kreis ein "gut" erteilen.

Die Polizei wird sich aber noch weitergehend mit den Daten beschäftigen, sie veröffentlichen und näher nach Gemeinden analysieren.

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