Archiv

Kreis ruft Oberbergischen Trauma Konsensus ins Leben

lo; 30. Jan 2008, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

Kreis ruft Oberbergischen Trauma Konsensus ins Leben

lo; 30. Jan 2008, 00:00 Uhr
(lo/15.1.2008-11:50) Oberberg - Krankenhäuser und Rettungsdienst wollen Patientenversorgung verbessern und bilden zusammen mit dem Kreis ein Netzwerk bei der Versorgung Schwer- und Schwerstverletzter.
[Bild: Björn Loos --- Wolfgang Brodesser (stellvertretender Geschäftsführer KKH Gummersbach), Dr. Jörg Uwe Schulz, Dr. Andreas Florczyk (oben v.l.) sowie Dr. Walter Schäfer, Dr. Jorg Nürmberger und Dr. Ralf Mühlenhaus unterzeichneten die Kooperation.]

Damit Rettungsdienst, Notärzte und das Team von Pflegepersonal und Medizinern im Krankenhaus Trauma-Patienten künftig nach abgestimmten Qualitätskriterien behandeln, wurde gestern der Oberbergische Trauma Konsensus unterzeichnet, der in einem Zeitraum von über einem Jahr vorbereitet wurde. „Trauma heißt, dass eine Verletzung, angefangen beim kleinen Finger bis hin zu komplexen Verletzungen, den ganzen Körper betreffen können. Beim Trauma können viele verschiedene Verletzungen vorliegen, die einzeln oder in Kombination lebensbedrohend sein können“, erläutert Dr. Ralf Mühlenhaus, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Oberbergischen Kreis. Aufgrund der vielfältigen Verletzungsmöglichkeiten wie Brüchen, Blutungen oder gar einem Schädelhirntrauma sei es sehr viel schwieriger gewesen, einheitliche Versorgungsstandards zu beschließen, als bei den schon seit dem vergangenen Jahr geltenden Vereinbarungen über die Infarkt- oder Schlaganfall-Versorgung, ergänzt Dr. Jorg Nürmberger.

Wie der Gesundheitsdezernent des Oberbergischen Kreises weiter berichtet, habe der Kreis als Träger des Rettungsdienstes mit allen fünf Krankenhäusern im Kreisgebiet, die Patienten nach einem Unfall versorgen können, sowie dem Rettungsdienst Qualitätskriterien festgelegt. „Dabei haben wir uns am Weißbuch ,Schwerverletztenversorgung’ der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie orientiert.“ Nun sei verbindlich geregelt, wie die Patientenversorgung am Unfallort, an der Schnittstelle zwischen Rettungsdienst und Krankenhaus sowie in der Klinik abzulaufen habe. „Wir stellen dank dieser Vereinbarung sicher, dass ein internistischer Notarzt genauso handelt wie ein chirurgischer Notarzt“, ergänzt Dr. Mühlenhaus. 90 Notärzte im Kreis als auch die 140 Rettungsassistenten nehmen an verpflichtenden Fortbildungen zur Versorgung von Trauma-Patienten teil.

Neben der Absprache von Qualitätsstandards regelt der Konsens auch die Zuständigkeit der Krankenhäuser. „Wir haben mit dem Kreiskrankenhaus Gummersbach einen Schwerpunktversorger und mit den Häusern in Radevormwald, Wipperfürth, Engelskirchen und dem Kreiskrankenhaus Waldbröl vier Grund- und Regelversorger“, zählt Dr. Nürmberger auf. Gummersbach wird zukünftig in der Lage sein, jederzeit einen Schwerstverletzten aufzunehmen, was im Übrigen einen großen Aufwand bedeutet. Laut Dr. Mühlenhaus sind an der Versorgung eines Trauma-Patienten von der Behandlung vor Ort bis zu der im Krankenhaus rund zwei Dutzend Mitarbeiter beteiligt. „Es wird erhebliches Potenzial gebunden.“

Alle Krankenhäuser haben das Leistungsspektrum ihrer chirurgischen Abteilungen zusammengestellt. Nürmberger: „Ziel ist es, den Patienten wohnortnah und adäquat zu versorgen.“ Es soll erreicht werden, dass beispielsweise bei einem Verkehrsunfall schwer, aber nicht lebensbedrohlich Verletzte mit dem Rettungshubschrauber nicht in eine auswärtige Spezialklinik, sondern in ein Krankenhaus vor Ort geflogen werden. „Damit wollen wir unnötige Wege vermeiden und die Rate der Sekundärverlegungen senken“, so Dr. Mühlenhaus. Insgesamt sei die Kooperation in seiner Abgestimmtheit relativ weit vorne. „So etwas gibt es in nur in ganz wenigen Regionen Deutschlands“, betonte Dr. Walter Schäfer, Chefarzt der Unfallchirurgie und ärztlicher Direktor des Kreiskrankenhauses (KKH) Gummersbach.

Für das KKH Gummersbach als regionales Trauma-Zentrum habe die Vereinbarung zu Folge, dass nun Schwerstverletzte primär nach Gummersbach transportiert würden, so Schäfer. Nach der dortigen Versorgung werden die Patienten sobald wie möglich in ein heimatnahes Krankenhaus verlegt. „Die Notärzte sind heilfroh über klare Angaben und die Garantie, dass Gummersbach die Patienten aufnimmt“, berichtet Dr. Schäfer. Im Zweifelsfall werde im Zentrum behandelt. „Es soll keine Verlegungstransporte im gefährdeten Zustand mehr geben. Genau das wollen wir vermeiden.“ Für den Fall, dass das Krankenhaus voll sei oder ein Verletzungsmuster nicht behandelt werden könne, organisiere man in Zusammenarbeit mit dem überregionalen Trauma-Zentrum in Köln-Merheim einen Platz für den Patienten.

Neben Dr. Schäfer begrüßen auch seine Kollegen Professor Dr. Heinz Wissing, Chefarzt der Unfallchirurgie am Kreiskrankenhaus Waldbröl, Dr. Andreas Florczyk, Chefarzt der Chirurgie am St. Josef Krankenhaus der Katholischen Kliniken Oberberg in Engelskirchen und Dr. Jörg Uwe Schulz, Chefarzt der Orthopädie in Engelskirchen, Dr. Walter Buntrock, Chefarzt der Chirurgie am Johanniter-Krankenhaus in Radevormwald sowie Dr. Klaus Friedhoff, Chefarzt der Chirurgie am St. Josefs Krankenhaus Wipperfürth den Konsens. „Die Vereinbarung stellt für die Patienten eine heimatnahe und optimale Versorgung sicher“, sagt Dr. Friedhoff übereinstimmend mit seinen Kollegen. Dass es durch die Unterscheidung in Schwerpunkt- und Grundversorger zu Veränderungen der Patientenströme kommt, glauben die Vertreter der „kleinen“ Häuser nicht. „Ich habe keine Sorgen, dass es eine Abwanderung gibt. Wir erreichen auf diese Weise lediglich einen gezielteren Zulauf von Patienten“, so Dr. Schulz.

WERBUNG