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Schwertransport mal ohne Polizeibegleitung

fj; 19. Nov 2013, 12:42 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Der Schwertransporter, eskortiert von zwei Begleitfahrzeugen, ist von der Becketalstraße in die Niedernhagener Straße abgebogen.
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Schwertransport mal ohne Polizeibegleitung

fj; 19. Nov 2013, 12:42 Uhr
Gummersbach – Heute wurde im Oberbergischen erstmals ein Schwertransporter nicht von der Polizei, sondern durch ein privates Unternehmen begleitet – Der Oberbergische Kreis ist eine von drei nordrhein-westfälischen Pilotregionen.
Ein silberner Volkswagen biegt nach links von der Gummersbacher Straße auf die Westtangente Richtung Gummersbach ab und fährt nach rund 200 Metern auf den entgegenkommenden Fahrstreifen. Auf der Anzeigetafel auf dem Dach des VWs erscheint das Verkehrsschild 250: Verbot für Fahrzeuge aller Art. Die entgegenkommenden Autos halten, ein rund 34 Meter langer Schwertransporter, der sich hinter dem VW befindet, biegt nach links ab und nutzt dabei den nun freien Fahrstreifend des Gegenverkehrs. Ihm folgt ein weiteres Auto mit einer Anzeigetafel auf dem Dach: Überholverbot. Der Schwertransporter setzt seinen Weg vom Sitz der Firma Abus Kransysteme in Gummersbach-Lantenbach nach Gummersbach-Herreshagen fort.


[Das vordere Begleitfahrzeug warnt die Autofahrer vor dem nahenden Schwertransporter.] 

Heute wurde im Oberbergischen erstmals ein Schwertransporter nicht von der Polizei, sondern durch ein privates Unternehmen begleitet. Erst zum zweiten Mal passierte dies in Nordrhein-Westfalen. Neben Siegen und Krefeld ist der Oberbergische Kreis eine von drei nordrhein-westfälischen Pilotregionen, in der die Begleitung von Großraum- und Schwertransporten durch Private erprobt wird. Ziel ist es, die Polizei zu entlasten. „2012 begleitete die Polizei im Oberbergischen Kreis 632 Transporte. Die Häufigkeit der Begleitung verlangt ein Vorhalten von zwei Beamten im Frühdienst von Montag bis Freitag und ein Vorbehalten von drei Beamten zwischen 20 und 24 Uhr von Montag bis Donnerstag“, erklärte der oberbergische Polizeisprecher Jürgen Dzuballe.  



„Wir haben im Oberbergischen viel Industrie. Das bedeutet, dass auch viele Güter hin und her transportiert werden müssen. Wird die Begleitung der Transporte von Privaten durchgeführt, kann sich die Polizei wieder mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren“, erklärte Landrat Hagen Jobi. 80 Prozent aller Begleitungen führen über zwei Fahrstrecken: Gummersbach-Lantenbach bis Gummersbach-Herreshagen und Morsbach bis Reichshof-Sengelbusch. Diese Bedingungen schienen gut geeignet für eine Beteiligung am Pilotprojekt. Im vergangenen September legte die Straßenverkehrsbehörde einen entsprechenden Antrag beim Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr vor. Bereits vier Wochen später kam die Zustimmung.   


[Landrat Hagen Jobi und Polizeidirektor Michael Frücht erklären die Vorteile der privaten Begleitung von Transportern.]  

Das Pilotprojekt läuft nun drei Monate. Durchgeführt werden die Transporte von den Firmen Abus und Schmallenbach. Abus fährt, wie heute, mit eigenen Transportern und übergibt die Begleitung an die Spedition Friedrich Schmallenbach. Der entscheidende Unterschied: Der Streifenwagen, der üblicherweise vor dem Transporter fährt, wird durch ein Begleitfahrzeug ersetzt, das nach vorne regelnde Verkehrszeichen zeigt. „Diese haben die gleiche Gültigkeit wie Schilder, die beispielsweise an einer Baustelle aufgestellt werden“, erklärte der leitende Polizeidirektor Michael Frücht vom Ministerium für Inneres und Kommunales. Nachdem ein solches, besonders ausgerüstetes Begleitfahrzeug bereit stand und dessen Fahrer besonders geschult wurde, konnte die heutige Probefahrt stattfinden.  

„Die Begleitung durch Private ist für uns als Unternehmen zwar etwas teurer“, so Abus-Geschäftsführer Lothar Bühne, „ aber sie ermöglicht dafür mehr Flexibilität und Planungssicherheit.“ Denn auch wenn dies im Oberbergischen höchst selten vorkam: Wenn die Einsatzlage der Polizei es nicht zuließ und kein Streifenwagen für eine Begleitung freigestellt werden konnte, blieb der Transporter stehen. Während der dreimonatigen Testphase werden die Polizei und die Straßenverkehrsbehörde die Transporte begleiten und überprüfen, um Erfahrungsberichte für die Aufsichtsbehörden zu erstellen. Dann wird entschieden, ob die jetzigen Ausnahmen bald in Nordrhein-Westfalen zur Regel werden, um die Polizeibehörden landesweit von dieser zeitintensiven Aufgabe zu entlasten. 
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