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Hamburg eine Nummer zu abgezockt für den VfL

pn; 2. Oct 2012, 23:46 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Keine glücklichen Gesichter beim VfL Gummersbach nach dem Abpfiff.
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Hamburg eine Nummer zu abgezockt für den VfL

pn; 2. Oct 2012, 23:46 Uhr
Gummersbach - Hans Lindberg wirft die Mannschaft von Emir Kurtagic fast im Alleingang ab - Der VfL startet zwar eine Aufholjagd, schwächelt aber auch im entscheidenden Moment - Dieser Artikel in Oberberg-Aktuell wird präsentiert von ‚Bäckerei Diwald’. (AKTUALISIERT)
Von Peter Notbohm

Nach der neuerlichen Heimniederlage versinkt der VfL Gummersbach im Mittelfeld der Bundesliga. Mit nunmehr 6:8 Punkten können die Blau-Weißen ihren neunten Rang zwar derzeit noch halten, doch im Laufe der Woche können noch zahlreiche Vereine an der Mannschaft von Emir Kurtagic vorbeiziehen. Der HSV Hamburg verbesserte sich durch den Auswärtserfolg im Oberbergischen auf den vierten Rang und hält den Kontakt zur Spitzengruppe.

Eine schwere Aufgabe erwartet den VfL Gummersbach auch im DHB-Pokal. DHB-Präsident Ulrich Strombach bescherte seiner Heimatstadt zwar ein Heimspiel, loste den Kurtagic-Schützlingen mit den Rhein Neckar Löwen aber auch einen denkbar schweren Gegner zu. Alle Gummersbacher, die ich vorher traf, haben sich ein Heimspiel gewünscht. Diesen Wunsch habe ich erfüllt“, sagte der Präsident und hofft trotz aller Neutralität auf ein Weiterkommen seines ehemaligen Vereins. Kurtagic freute sich weniger über das schwere Los. „Es hätte leichter kommen können. Es gehört immer viel Glück dazu, das haben wir diesmal nicht gehabt. Gut ist, dass wir in Gummersbach spielen können, hier ist im Pokal alles möglich!“ Das Duell wird voraussichtlich am Mittwoch den 24. Oktober in der Eugen-Haas-Halle angepfiffen.

VfL Gummersbach – HSV Hamburg 31:35 (17:18).

[Christoph Schindler stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.]

Selten dürfte es einfacher gewesen sein, einen vermeintlich angezählten HSV Hamburg zu besiegen. Kaum ein Jahr ist her, da gewannen die Hanseaten noch souverän die deutsche Meisterschaft, doch von diesem Glanz war am heutigen Abend vermeintlich wenig zu sehen. Zuletzt machten die Norddeutschen eher durch angebliche Gehaltskürzungen in ihrem Spieleretat auf sich aufmerksam. Zudem musste die Mannschaft von Martin Schwalb nicht nur auf ihren langzeitenverletzten Torhüter Jogi Bitter verzichten, sondern reiste auch ohne die an Magen Darm Grippe erkrankten Dan Beutler und Blazenko Lackovic ins Oberbergische. Doch viel Grund zum Jubeln hatte in die VfL-Fans in der ausverkauften Eugen-Haas Halle heute nicht.

Nur ein einziges Mal, beim 1:0 durch Goran Sprem gelang den Gastgebern die Führung. Ansonsten offenbarten die ersatzgeschwächten Gäste viele Schwachstellen im System der Hausherren. Allen voran Weltklasserechtsaußen Hans Lindberg, der das schwache Rückzugsverhalten und den doppelten Abwehr-Angriffwechsel des VfL gnadenlos mit Tempogegenstößen bestrafte und nicht nur im ersten Durchgang nach Belieben traf. 13 Treffer erzielte der Däne am Ende, bei wohlgemerkt 13 Versuchen. Über ein zwischenzeitliches 2:2 (5.) hatte der Linskhänder beim 5:10 (13.) bereits sechs Mal den viel zu oft im Stich gelassenen Borko Ristovski bezwungen. Nach einer Zeitstrafe gegen den im ersten Durchgang schwachen Kreisläufer Michal Kopco, waren es aber auch ausgerechnet die Hamburger, die einen bis dahin ganz schwachen VfL wieder zurück ins Spiel brachten.

[Aljosa Rezar brachte den VfL nach seiner Einwechslung zurück ins Spiel.]

Der mittlerweile eingewechselte Aljosa Rezar entschärfte nun mehrere Würfe der Gäste, bei denen sich vor allem Ex-Nationalspieler Pascal Hens einige Fahrkarten erlaubte und ebenfalls einen eher durchwachsenen Eindruck hinterließ. Über 8:13 (18.) erzielte Gummersbach fünf Treffer in Folge und war beim 13:13 (21.) plötzlich unverhofft wieder im Spiel. So durften die VfL-Fans zur Pause auch durchaus noch hoffen. Treffer von Michael Kraus und Hans Lindberg sorgten nach dem Seitenwechsel allerdings zunächst sofort wieder für klare Verhältnisse beim 17:20 (33.). Doch davon ließ sich der VfL keineswegs beirren und begann zu kämpfen. Über 20:23 (37.) und 22:23 (39.) war es aber der heute völlig abgetauchte Barna Putics, der die einzige Chance zum 25:25-Ausgleich eine Viertelstunde vor Schluss vergab.

Bis zum 26:27 (46.) durch Kentin Mahé blieb es aber weiterhin spannend, ehe zunächst Mahé mit einem Stürmerfoul und anschließend Kapitän Vedran Zrnic wegen einer völlig unnötigen Zeitstrafe wegen Meckerns dafür sorgten, dass der HSV auf 26:30 (50.) davonziehen konnte. Spätestens beim 27:34 (55.) durch den treffsicheren Domagoj Duvnjak war der Drops gelutscht. In den Schlussminuten ließen es die Gäste wieder etwas lockerer angehen, so dass den Gummersbachern immerhin noch etwas Ergebniskosmetik blieb.

[Barna Putics erwischte einen rabenschwarzen Tag - Ganz anders Hans Lindberg (rechts), der eine hundertprozentige Quote vorzuweisen hatte.]

Zu besiegen wären die Hamburger heute sicherlich gewesen, doch dafür hätte der VfL vor allem von der linken Seite mal so etwas wie Torgefahr ausstrahlen müssen. Während Barna Putics weitestgehend desolat agierte, versuchte es Dennis Krause immerhin immer mal wieder mit der Brechstange. Seine Quote von drei Toren aus acht Versuchen spricht dabei allerdings auch Bände. Einzige Lichtblicke waren Aljosa Rezar, der mit seinen Paraden immer wieder die Aufholjagd der Gastgeber einleitete, beziehungsweise Kreisläufer Michal Kopco, der sich nach schwachem ersten Durchgang nach der Pause deutlich zu steigern wusste. Auf Emir Kurtagic wartet in der elftägigen Pause bis zum Spiel in Melsungen somit einiges an Arbeit, um die mittlerweile drei Spiele sieglosen Gummersbacher wieder auf Kurs zu bringen.

VfL Gummersbach
Aljosa Rezar (15.-60.Minute, 10 Paraden)
Borko Ristovski (1.-15. Minute 1 Parade)
Dennis Krause (3)
Robin Teppich (n.e.)
Barna Putics (1)
Kentin Mahé (5)
Andreas Heyme (n.e.)
Michael Kopco (6)
Christoph Schindler (4)
Nemanja Mladenovic
Jörg Lützelberger (2)
Adrian Pfahl (6/2)
Jan-Lars Gaubatz
Goran Sprem (1)
Vedran Zrnic (3)

HSV Hamburg
Max Henri Herrmann (n.e.)
Enid Tahirovic (1.-60. Minute, 10 Paraden, darunter 2 Siebenmeter)
Michael Kraus (3)
Stefan Schröder
Domagoj Duvnjak (6)
Matthias Flohr
Igor Vori (3)
Hans Lindberg (13/3)
Stefan Terzic
Andreas Nilsson (4)
Marcin Lijewski (1)
Pascal Hens (4)
Fredrik Raahauge Petersen (1)

Stimmen:
Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): „Ich denke, dass der HSV verdient heute gewonnen hat, denn sie hatten in den entscheidenden Situationen das Spiel im Griff. Dank auch eines überragenden Hans Lindberg konnte Hamburg oft wieder zu legen. Ich freue mich über eine gute Leistung in der ersten Halbzeit, als wir das Spiel fast drehen konnten. Leider ist uns das dann in den zweiten 30 Minuten nicht mehr gelungen und am Ende ist uns ein wenig die Kraft ausgegangen.“

Martin Schwalb (Trainer HSV Hamburg): „Ich bin sehr froh, hier gewonnen zu haben. Ich wusste, wie schwer es sein würde, hier zu bestehen. Ich muss dem VfL ein großes Kompliment machen, der Kampfgeist der Mannschaft hat mich beeindruckt. Wir waren richtig sauer in der Pause. Ich musste meine Abwehr umstellen und freue mich jetzt umso mehr über dieses Ergebnis.“

Frank Flatten (Geschäftsführer VfL Gummersbach): „Wir hätten eine Chance zum Punktgewinn heute verdient gehabt. Ich kann der Mannschaft nur ein großes Kompliment aussprechen. Mir hat gerade die Art und Weise gefallen, wie das Team in der ersten Halbzeit zurückgekommen ist. Hätten wir auch in der zweiten Halbzeit den zwischenzeitlichen Ausgleich geschafft, das Spiel wäre wahrlich ganz anderes verlaufen.“
[Michal Kopco machte im zweiten Durchgang ein starkes Spiel.]

Schiedsrichter
Baumgart / Wild

Zuschauer
2105 (ausverkauft).

Strafen
8:10 Minuten (Schindler, Kopco, Lützelberger, Zrnic – 2x Lijewski, Nilsson, Vori, Flohr).

Siebenmeter
4/2 – 3/3 (Pfahl und Mahé scheitern an Tahirovic, Lindberg souverän).

Beste Spieler:
Aljosa Rezar, Michal Kopco (zweite Hälfte) – Hans Lindberg, Domagoj Duvnjak, Enid Tahirovic, Andreas Nilsson (zweite Hälfte)
  
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