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Im Wohnzimmer des Boxsports

db; 28. Mar 2012, 03:47 Uhr
Bilder: Daniel Beer --- Per Du mit den Größen des Boxens: Peter Fielenbach.
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Im Wohnzimmer des Boxsports

db; 28. Mar 2012, 03:47 Uhr
Engelskirchen - Peter Fielenbach holte Größen wie Henry Maske und Axel Schulz zum Training nach Ründeroth – Heute wird er 75 Jahre alt.
Von Daniel Beer

Das Büro von Peter Fielenbach in seinem Haus in Ründeroth ist fast ein kleines Box-Museum. Überall an den Wänden hängen Fotos, Plakate und Zeitungsartikel. Es sind Dokumente aus einer Zeit, als der Boxsport auf seinem Höhepunkt war und sich die Stars bei der Familie Fielenbach die Klinke in die Hand gaben. Heute wird der Mann, der Trainingslager für Henry Maske, Axel Schulz und Co. in Ründeroth organisierte, 75 Jahre alt.

Fielenbach sitzt auf der Couch mit einem herrlichen Blick über seinen Geburtsort Ründeroth. Sein Wohnzimmer war einst der Dreh- und Angelpunkt der Boxwelt. „Hier wurden die Dinge festgelegt“, erinnert sich Fielenbach, dessen Leidenschaft für den Sport früh begann. Als Kind nahm ihn ein Freund seines Vaters mit zum Boxen. Er versuchte sich auch selbst im Ring mit den Fäusten, das wahre Talent lag aber in seinen Füßen. Als Fußballer schaffte er es sogar bis in die Mittelrheinauswahl.

Als Zuschauer am Ring war Fielenbach aber immer dabei, egal wie weit die Anreise war. Im Jahr 1968 sieht er dann, wie der Kölner Boxer Jupp Elze nach einem Treffer ins Koma fällt und später stirbt. Eine Obduktion ergab: Elze war gedopt. „Danach ging ich Jahre nicht mehr zum Boxen“, sagt Fielenbach.


[Peter Fielenbach zeigt ein Foto: Zu sehen sind er, seine Frau und Henry Maske.]

Erst als er im Urlaub auf Gran Canaria den späteren Europa-meister Rene Weller kennenlernt, nimmt die Geschichte ihren Lauf. Weller schlägt sein Trainingslager in Ründeroth auf. Die guten Trainings-möglichkeiten und die Betreuung durch Fielenbach sprechen sich in der Branche rum. Viele weitere Boxprofis folgen. Allen voran Henry Maske und Axel Schulz, die sich in Ründeroth auf ihre Europa- und Weltmeisterschafts-kämpfe vorbereiten. Sie schätzen die Ruhe und ausgiebige Konditionsläufe in den Wäldern. Und nicht zuletzt die Wohlfühlatmosphäre im Hause Fielenbach, für die Ehefrau Resi sorgt. „Wir konnten nicht das große Geld bieten, aber alle haben unsere Gastfreundschaft geschätzt“, sagt die Aachenerin, die seit 44 Jahren mit ihrem Peter verheiratet ist.

Neben vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten führten beide mehrere Jahrzehnte einen Supermarkt im Ortskern. Fielenbach: „Ich bin Einzelhändler aus Leidenschaft.“ Irgendwann gingen zwischen Obst und Gemüse auch Tickets für die Kämpfe von Maske und Schulz über die Ladentheke. Aus ein paar Dutzend Karten wurden schnell Hunderte und mehr. Gute Beziehungen zu „Mister Boxring“ Jean-Marcel Nartz machten es möglich. „Uns wurden die Karten förmlich aus der Hand gerissen“, erinnert sich Resi. Eine Firma wurde gegründet und ganze Busreisen zu den Kämpfen organisiert.


[Das Ehepaar Fielenbach mit Hündin Lillifee auf der heimischen Terrasse.]

„Das war unsere Zeit“, sagen beide rückblickend. Von Wehmut ist nichts zu spüren: „Jetzt sind eben andere dran.“ Noch heute pflegen die beiden enge Kontakte zu den Stars von damals und genießen ansonsten ihre Freizeit auf der Terrasse, im Garten oder im Urlaub in Cuxhaven. Morgen zur Geburtstagsfeier kommen die beiden Söhne, der eine Gastronom, der andere Anwalt, Freunde und viele aus dem großen Bekanntenkreis. Dann nehmen alle auf der Couch Platz – im Wohnzimmer des Boxsports.     
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