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Gesundheitspolitiker informiert sich im Klinikum Oberberg

Red; 25. Jan 2013, 11:11 Uhr
Bild: privat --- Joachim Finklenburg, Jens Spahn und Peter Biesenbach (v.l.).
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Gesundheitspolitiker informiert sich im Klinikum Oberberg

Red; 25. Jan 2013, 11:11 Uhr
Gummersbach - Die finanziellen Nöte deutscher Krankenhäuser und die Situation der Kreiskrankenhäuser in Gummersbach und Waldbröl führten Jens Spahn, CDU-Gesundheitsexperte im Bundestag, ins Klinikum Oberberg.
Das Klinikum, das an den Standorten Gummersbach und Waldbröl zwei Akutkrankenhäuser und in Marienheide und Bergisch Gladbach zwei Psychiatrische Kliniken betreibt, muss seit Jahren mit sinkenden Investitionszuschüssen des Landes und festgeschriebenen Preisen für medizinische Leistungen einerseits und steigenden Gehältern andererseits die Versorgung der Patienten aufrechterhalten. Eine Konsequenz: „Wir mussten in den vergangenen eineinhalb Jahren 20 Stellen in der Pflege abbauen“, so Hauptgeschäftsführer Joachim Finklenburg. Um die Auswirkungen der aktuellen Krankenhausfinanzierung auf einen Verbund wie das Klinikum Oberberg dem Gesundheitspolitiker nahe zu bringen, hatte der oberbergische CDU-Landtagsabgeordnete Peter Biesenbach zu dem Gedankenaustausch eingeladen.

Er informierte zudem über die Situation im Norden des Kreises, wo zwei kleinere Krankenhäuser im vergangenen Jahr von privaten Trägern übernommen wurden. Krankenhaus-Manager Finklenburg schilderte gemeinsam mit den Geschäftsführern Magnus Kriesten und Sascha Klein, der Pflegedirektorin Inge Schwarz und PD Dr. Michael Petzsch, Ärztlicher Direktor des Kreiskrankenhauses Waldbröl, die Folgen der Gesundheitspolitik. Die seit Jahren steigenden Gehälter, steigende Energie- und Sachkosten müssen die Krankenhäuser aus den gesetzlich festgeschriebenen Fallpauschalen finanzieren. 



Während die Ärztegewerkschaft Marburger Bund gerade ein Gehaltsplus von rund 13 Prozent fordere, berichtete Finklenburg aus den laufenden Tarifverhandlungen, gewähre die Bundesregierung den deutschen Krankenhäusern Preissteigerungen in Höhe von lediglich zwei Prozent. „Wenn die Bahn steigende Gehälter bezahlen muss, werden die Fahrscheine teurer“, sagt Finklenburg, „die Krankenhäuser dürfen Lohnsteigerungen nur teilweise im Preis berücksichtigen.“

Nur durch Stellenabbau können in einem personalintensiven Betrieb wie einem Krankenhaus Kosten gesenkt und Rationalisierungen umgesetzt werden. „Jeder Betriebswirt weiß, dass so kein Unternehmen auf Dauer überleben kann“, warnte der Krankenhausmanager vor dramatischen Folgen. „Da wir seit Jahren bei den Ärzten nicht sparen können, trifft es fast immer die Krankenschwestern.“ Alle Optimierungsmöglichkeiten seien ausgeschöpft, bestätigte auch die Pflegedirektorin. „Wir sind am Limit, mehr geht nicht“, so Inge Schwarz. Jetzt sei die Pflege dran, pflichtete Finklenburg bei. „Seit Jahren arbeiten unsere Mitarbeiter aufopferungsvoll unter erschwerten Bedingungen.“

Die Krankenhäuser können nur über Fallzahlsteigerungen ihre Erlöse erhöhen. Aber das wird bestraft, um möglicherweise unnötigen Operationen vorzubeugen. Versorgt ein Krankenhaus mehr Patienten über sein Budget hinaus, werden den Krankenhäusern für die mehr geleisteten Fälle 25 Prozent der Kosten abgezogen. „In Waldbröl verzeichnen wir nach dem Einbruch der Fallzahlen während der Verlagerung von Gynäkologie und Geburtshilfe nach Gummersbach und durch den Ausbau des Gefäßzentrums steigende Patientenzahlen, mit der Folge, dass wir jetzt über eine Million Euro an die Krankenkassen zurückzahlen müssen“, schilderte Finklenburg. „Und bei uns gibt es keine Chefarztverträge, die Boni für höhere Fallzahlen beinhalten.“ Als kommunales Haus gehe es darum, den Versorgungsauftrag zu gewährleisten.

Zudem ist das Klinikum Oberberg im Kreisgebiet größter Arbeitgeber und größter Ausbildungsbetrieb für junge Menschen in Gesundheitsberufen – auch für Hausärzte. Die Attraktivität des Pflegeberufes zu steigern, ist Finklenburg und Spahn gleichermaßen ein Anliegen. Zum Thema Finanzierung verwies der Gesundheitspolitiker auf einen Tarifausgleich in 2012, räumte aber ein: „Das war sicher nicht ausreichend.“ Dennoch habe die Bundesregierung im Jahr 2012 2,5 Milliarden Euro mehr für die Krankenhäuser ausgegeben als im Vorjahr. Die Krankenhaustrukturen in manchen Regionen Deutschlands könne man noch effizienter gestalten, zum Beispiel indem kleine 100-Betten-Häuser Verbünde mit anderen Krankenhäusern gründeten. Er kritisierte dass die Länder den Krankenhäusern zu wenig Investitionsmittel zur Verfügung stellen. Offen für die Vorschläge der Praktiker fragte Spahn nach Verbesserungsvorschlägen und Wünschen. „Wir brauchen wenigstens einen Ausgleich der Lohnsteigerungen“, sagte Finklenburg, „aber das ist auch nur eine kurzfristige Hilfe, die Krankenhausfinanzierung muss dringend reformiert werden.“
  
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