LOKALMIX

Ein Stück Normalität kehrt zurück

pn; 20.04.2020, 22:30 Uhr
Fotos: Peter Notbohm --- Am Morgen war es noch sehr ruhig in der Innenstadt. Gegen Mittag füllte sich die Fußgängerzone aber zunehmend.
LOKALMIX

Ein Stück Normalität kehrt zurück

  • 2
pn; 20.04.2020, 22:30 Uhr
Gummersbach – Nach der Wiederöffnung der Läden beleben die Bürger langsam wieder die Innenstadt – Geschäfte versuchen Vorsichtsmaßnahmen bestmöglich umzusetzen.

Von Peter Notbohm

 

Bereits beim Einfahren in das Parkhaus des Forum Gummersbach ließen sich leichte Änderungen wahrnehmen. Konnte man sich in den vergangenen Wochen aufgrund der Corona-Maßnahmen den Parkplatz nahezu aussuchen, war am Montagvormittag die untere Parkebene bereits wieder gut gefüllt. Das Leben kehrt ein wenig zurück: Seit heute dürfen alle Geschäfte mit einer Größe von bis zu 800 Quadratmetern ihre Pforten wieder öffnen. Auch in der Innenstadt waren wesentlich mehr Menschen als zuletzt unterwegs – und das obwohl mit Saturn, H&M, Karstadt und C&A größere Publikumsmagnete von den Lockerungen noch ausgeschlossen sind und geschlossen blieben. Richtig voll war es allerdings nirgends – lediglich beim Optiker Fielmann bildeten sich immer wieder kleinere Schlangen in der Fußgängerzone.

 

[An Aufkleber auf dem Boden werden sich die Menschen in vielen Geschäften gewöhnen müssen.]

 

Für viele Einzelhändler ist der 20. April aber ein Schritt zurück in Richtung Normalität. „Zwar nur ein erster, aber er tut allen gut, “, meint Martin Albus, dessen Schuhgeschäft „Albus Schuhe“ im Einkaufszentrum Bergischer Hof auf einer Fläche von 180 Quadratmetern ab sofort wieder verkaufen darf. So überfallartig wie die Geschäfte geschlossen worden waren, so rapide ereilte viele Inhaber auch die Erlaubnis zur Wiedereröffnung. Entsprechend waren viele Mitarbeiter heute vor allem damit beschäftigt, Schutzmaßnahmen für die Kundschaft zu treffen.

 

WERBUNG

Bei „Albus Schuhe“ trugen die Mitarbeiter Mundschutz, zudem wurden Desinfektionsmittel für die Kunden zur Verfügung gestellt. Außerdem wurde die Zahl der Menschen, welche die Räumlichkeiten betreten dürfen, entsprechend der Ladengröße reglementiert – Maßnahmen, die in sehr vielen Geschäften zu beobachten waren. Einfallsreich zeigte man sich auch bei „Kult“ im Forum: Hier überreichte eine Mitarbeiterin abgezählten Stofftaschen, um nicht zu viele Menschen gleichzeitig hineinzulassen. Auch bei „TEDi“ im Gebäude „Alte Post“ wurde jedem Kunden ein frisch desinfizierter Einkaufskorb überreicht. Die aus Supermärkten gewohnten Markierungen am Boden waren in nahezu allen Geschäften ebenfalls mit Klebestreifen angebracht.

 

Wie das Kaufverhalten der Menschen nach einem Monat Schließung aussehen wird, darauf ist Martin Albus noch gespannt: „Schließlich ist das eine Situation, die noch niemand kennt.“ Seinen Optimismus will er sich aber auf keinen Fall nehmen lassen: „Wenn ich Frauen mit einem schönen Paar Schuhe glücklich machen kann und diese dann glücklicher nach Hause gehen können, bin ich zufrieden.“

[Nicht nur bei "Mode & Jeans-Kultur war man froh, endlich wieder öffnen zu dürfen.]

 

Auch Karen Franken, Inhaberin von „Mode & Jeans-Kultur“, zeigte sich erleichtert, ihre Türen wieder aufsperren und damit arbeiten zu dürfen: „Damit hat man endlich wieder einen Grund aufzustehen.“ Einen Run auf ihren knapp 120 Quadratmeter großen Laden erwartet sie vor dem Wochenende allerdings nicht: „Ich denke, die Lust zum Konsum ist da, aber viele Menschen sind noch verunsichert.“ Einen solchen Ansturm könnten viele Einzelhändler – bei aller gebotenen Corona-Vorsicht – aber dringend benötigen, schließlich fehlen die Einnahmen des vergangenen Monats: „Gerade kleine Geschäfte hätten die Schließungen nicht viel länger durchgehalten“, meint Franken. Probleme sieht sie auf viele Ladenbesitzer in den kommenden Wochen bei der Beschaffung von Mundschutz und Desinfektionsmitteln zukommen. Um ihr Geschäft damit auszustatten, musste sie durch den halben oberbergischen Kreis fahren und stand in vielen Supermärkten und Drogerien vor leeren Regalen.

 

Auch bei Sportissimo in der Moltkestraße ist man froh, wieder Menschen in den 150 Quadratmeter großen Laden lassen zu dürfen. Auch hier hat man Vorkehrungen getroffen – unter anderem trennt im Kassenbereich nun eine Plexiglasscheibe den Verkäufer vom Käufer. Als Sportartikelverkäufer fehlen Frank Buchen und Filippo Raccuglia allerdings weiterhin große Teile ihrer Kundschaft, solange der Vereins- und Breitensport untersagt bleibt. Zumindest Laufschuhe hatten am Montagmorgen aber bereits erhöhte Konjunktur.

 

[Michael Schwier richtet seinen Laden komplett auf die Corona-Schutzmaßnahmen aus. Die Behelfsvisiere wurden im Oberbergischen produziert (OA berichtete).]

 

Noch wesentlich mehr Vorkehrungen musste Michael Schwier, Inhaber von „Mike's BikerShop“ in Niederseßmar, treffen. Zwar wirbt der Motorradfachladen mit über 1000 Quadratmetern rund ums Motorrad, echte Verkaufsfläche sind ausgewiesenermaßen aber nur 766 Quadratmeter, sodass auch er sein Geschäft wieder öffnen durfte – auch wenn das Ordnungsamt wegen der großen Werbetafel bereits zwei Mal vorstellig wurde. Um seine Kunden und Angestellten zu schützen, hat Schwier mit seinem Team mehrere Maßnahmen ergriffen: Im Eingangsbereich herrscht eine strikte Einbahnstraßenreglung, um das Kontaktverbot einhalten zu können, Desinfektionsspender sind aufgestellt, die Kasse zudem mit Plexiglas abgeschirmt und die Mitarbeiter wurden mit Behelfsvisieren ausgestattet. Letztere hält Schwier für weitaus sinnvoller als selbstgemachte Mundschutzmasken: „Denn unser Verkauf lebt vom Gespräch und der Mimik.“

 

Dass die Ladenschließungen genau in den Beginn der Motorradsaison gefallen sind, ist für sein Geschäft allerdings existenzbedrohend. Die Bestellungen, um die Lager planmäßig gefüllt zu haben, wurden bereits Ende vergangenen Jahres gemacht, die Verkäufe blieben durch die Corona-Pandemie aber aus. Am Montagmorgen war das Kundenaufkommen in seinem Shop zwar höher als üblich, ob die Biker die Käufe aus dem März allerdings nachholen werden oder doch zum Onlinehandel abgewandert sind, weiß auch Schwier nicht. Momentan geht der Unternehmer durch die knapp einmonatige Schließung von einer 30-prozentigen Lücke in seinem Jahresumsatz aus: „Und leider sind die von der Regierung versprochenen Liquiditätshilfen alles andere als unbürokratisch“, sagt er.

 

Die Hilfen der KfW Bank habe er zwar sofort versucht zu beantragen, bearbeitet ist der Antrag aber immer noch nicht. Sein Unternehmen hat sich erst vor zwei Jahren selbstständig gemacht und sei damit einer der nicht berücksichtigten Sonderfälle. „Leider gibt es für uns keine Lobbygruppen, die sich für unsere Interessen stark machen." Bevor diese für sein Geschäft prekäre Lage nicht geklärt sei, ist es auch für ihn noch ein weiter Weg zurück zur echten Normalität.

KOMMENTARE

1

Hallo, finde es „gut“ das es versucht wird wieder zur Normalität zurück zukehren. Nur die Leute haben es mal noch nicht wirklich verstanden das die Lockerung kein Freifahrtschein ist.
Wie sich die Menschen in Gummersbach stellen weise verhalten haben ist schon GROB fahrlässig.
Aber Hauptsache sie waren direkt am ersten Tag der Lockerung Shoppen.
Macht weiter so, der JOJO wird kommen.

, 21.04.2020, 13:14 Uhr
2

dem kann ich nur zustimmen,abergerade die leute weinen als erste,wenn wieder alles geschlossen wird.

ingrid , 22.04.2020, 10:35 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG