SPORTMIX

Ein kollektives Aufatmen

ks, bv, lo; 11.06.2021, 14:00 Uhr
Archivbilder: OA, Pixabay.
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Ein kollektives Aufatmen

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ks, bv, lo; 11.06.2021, 14:00 Uhr
Oberberg - Der Amateur- und Breitensport kehrt so langsam zur Normalität zurück – Oberberg-Aktuell sprach mit verschiedenen Vereinsvertretern über die derzeitige Lage.

Wie haben die oberbergischen Sportvereine die Corona-Krise und die Lockdowns überstanden? Gab es Rückgänge bei den Mitgliederzahlen? Wie sieht der geplante Restart nach der langen Trainings- und Wettkampfpause aus? Oberberg-Aktuell hat mit Vereinsvertretern aus unterschiedlichen Sparten gesprochen.    

 

Der TV Hackenberg musste seinen Spielbetrieb seit November einstellen. „Das ist sehr traurig und in den letzten Wochen sogar sehr deprimierend gewesen“, gibt der 1. Vorsitzende Michael Zwinge zu. Ein Sportverein zeichne sich unter anderem dadurch aus, dass Menschen Woche für Woche zusammenkommen. „Das war über sieben Monate hinweg nicht möglich. Trotzdem sind uns die Mitglieder treu geblieben“, freut sich Zwinge.

 

Doch dem knapp 700 Mitglieder zählenden Verein seien durch die Einschränkungen die Einnahmen weggebrochen. Auf den Start des Übungsbetriebs am kommenden Montag blickt Zwinge mit steigender Aufregung, aber auch mit Sorge: „Hoffentlich können wir nicht nur für wenige Wochen zusammenkommen.“

 

Über die natürliche Fluktuation hinaus – vorrangig im Kinder- und Jugendbereich – habe der TV Wipperfürth nicht mehr Mitglieder als üblich verloren. „Was jedoch fehlt, sind die Neuanmeldungen“, stellt der 1. Vorsitzende Hans-Jörg Schneider klar. Während die Leichtathleten in den vergangenen Monaten allein, zu zweit und zuletzt in Kleingruppen trainiert hätten, fiel das Training für die Turner, Tischtennisspieler und Schwimmer aus.

 

„Unsere Stabhochspringer sind zum Trainieren sonst zweimal pro Woche nach Leverkusen gefahren. Auch das war nicht möglich“, so Schneider. Ab dem kommenden Montag kann die Schwimmabteilung das örtliche Schwimmbad nutzen. Die Vossarena sowie die Halle am St.-Angela-Gymnasium stehen dem Verein noch nicht zur Verfügung.

 

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Die Verantwortlichen des Fechtsports Gummersbach hoffen auf eine Öffnung der Hallen in der kommenden Woche. Knapp 40 Fechter sind in dem Verein aktiv. „Corona-bedingt hat niemand gekündigt. Wir sind ein kleiner Verein mit einem großen Zusammenhalt“, so Vorstandsmitglied Osman Uzgidis. Die Hallenmiete habe der Verein zuletzt nicht zahlen müssen, sodass keine bereitgestellten Mittel des Landessportbundes in Anspruch genommen worden seien.

 

Aktuell würde laut Uzgidis darüber diskutiert werden, die Hallen erstmalig in den Sommerferien zu öffnen: „Das habe ich all die Jahre vermisst. Während die Hallen in osteuropäischen Ländern wie Russland und Ungarn im Sommer geöffnet sind, ist es im Westen leider nicht üblich.“ Künftig soll eine neue Disziplin das Angebot des Fechtvereins erweitern: so sollen sich Interessierte im Lichtschwerttanz ausprobieren können.

 

Auch der Wiehler Karateverein Shotokan hat keine Mitgliederverluste zu beklagen. „Wir haben Online-Angebote geschaffen, an denen rund die Hälfte der Mitglieder teilgenommen haben. Am Mittwoch haben wir zum ersten Mal gemeinsam auf dem Sportplatz trainiert“, freut sich der 1. Vorsitzende und Cheftrainer Heinz Floßbach. Zuletzt hätten den Verein zahlreiche Anfragen von Interessierten erreicht: „Den Leuten fällt die Decke auf den Kopf. Ich erwarte nach diesen Einschränkungen einen Boom auf Sportvereine.“

 

Was gilt für Sporttreibende in Oberberg?

 

Seit dem gestrigen Donnerstag befindet sich der Oberbergische Kreis aufgrund einer stabilen Inzidenz unter 50 in der Öffnungsstufe 2. Damit ist unter anderem Kontaktsport in Innenräumen möglich, allerdings mit einer Personenbeschränkung und einer Testpflicht. Aber bereits ab Sonntag gelten weitreichendere Lockerungen für den Sport, weil die Inzidenz an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unterhalb der Grenze von 35 gelegen hat. Da auch die durchschnittliche Inzidenz in Nordrhein-Westfalen binnen der Fünf-Tages-Frist unter 35 geblieben ist, ist der Nachweis eines negativen Schnelltests für alle Sportler ab Sonntag, 13. Juni, laut der Corona-Schutzverordnung des Landes nicht mehr notwendig.  

 

Eine Grafik des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen mit allen geltenden Regeln ist in der Galerie unterhalb des Artikels zu finden.

 

„Wir sind schon seit Tagen mit unseren Jugendlichen und Senioren draußen aktiv“, freut sich Jörg Weber, Vorsitzender der Handballabteilung des SSV Nümbrecht, dass die Zeit eines digitalen Trainingsbetriebs endlich vorbei ist. Alle Aktiven freuten sich vor allem auf das Gemeinschaftserlebnis, das auch durch das beste Online-Training nicht ersetzt werden könne. Jetzt will man in Nümbrecht natürlich schnellstmöglich in den Hallen trainieren und hat mit den Spielern vereinbart, dass man zu diesem Zweck die Infrastruktur umliegenden Testzentren nutzen will.

 

Allerdings werde man laut Weber jetzt nichts überstürzen. Gerade im Jugendbereich werde man den Trainingsbetrieb vorsichtig anlaufen lassen. Das sei die einhellige Meinung bei einer Trainer-Zusammenkunft gewesen. Vorteil in den kommenden Monaten ist in Nümbrecht, dass man in der Ferienzeit die Hallen nutzen kann. „Natürlich sind wir alle gespannt, ob die Saison pünktlich beginnen kann und wir endlich wieder eine Spielzeit zu Ende bringen“, so Weber.

 

Beim TV Bergneustadt startet man mit Outdoor-Aktivitäten in dieser Woche, sowohl bei den Turnern als auch bei den Handballern. Dazu werden der Tartanplatz auf dem Hackenberg und diverse Beachplätze genutzt. Man wolle vorsichtig beim Training beginnen, um niemanden zu überfordern, so der Vorsitzende Stefan Kuxdorf. Der Fitnessstand der Sportler sei unterschiedlich. Einige hätten sportliche Online-Aktivitäten genutzt, „aber ich kenne auch Spieler, die wenig bis gar nichts gemacht haben“.

 

Zudem ist er nicht sicher, ob alle Handballer aktuell bereit seien, die Test-Notwendigkeiten mitzumachen. Gehandicapt ist der TV Bergneustadt sowieso. An ein geregeltes Training in einer großen Sportstätte ist derzeit nicht zu denken. Die Burstenhalle wird nach einem Wasserschaden saniert und könnte im schlimmsten Fall erst Ende der Ferien zur Verfügung stehen. Deshalb versucht man derzeit alles, um beim Kooperationspartner TuS Derschlag alle freien Zeiten in der Halle am Epelberg zu nutzen.

 

Die Beachplätze sind derzeit das zweite Zuhause der Aktiven des HC Gelpe/Strombach. „Wir reizen die aktuellen Möglichkeiten komplett aus“, freut sich der sportliche Leiter Mick Lochtenbergh darüber, dass die mehr als 20 Mannschaften inzwischen wieder im aktiven Training sind. Mit einem umfassenden Hygienekonzept wird die Rückkehr in die Halle geplant. Die ersten Teams werden demnach wohl in der kommenden Woche in den Hallen das Indoor-Training aufnehmen.

 

Dabei lege man viel Wert auf eine optimale Belastungssteuerung, so Lochtenbergh. „Je jünger unsere Spieler sind, umso lockerer wird das Training beginnen. Die sollen erst einmal ihrer Freude Ausdruck geben, die Mitspieler wiederzutreffen“, so Lochtenbergh. Er rechnet damit, dass alle Mannschaften bis zu vier Wochen benötigen, um sich an ein systematisches Training zu gewöhnen.

 

Für die Fußballer im Oberbergischen ist die lange Wartezeit ebenfalls beendet. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren dürfen schon seit Ende Mai Kontaktsport ausüben, jetzt kehren die Erwachsenen auf die Plätze zurück. Ab nächster Woche kann wegen der niedrigen Inzidenzen auf Kreis- und Landesebene womöglich regulär trainiert werden, ohne dass die Spieler vor dem Training zum Schnelltest müssen. „Alle sind heiß wie Frittenfett“, sagt Christoph Goße, Leiter der Fußballabteilung des TuS Elsenroth.

 

Ein abschließendes Bild habe er sich noch nicht machen können, aber er geht davon aus, dass sich die Zahl der Abmeldungen sowohl im Senioren- als auch im Juniorenbereich in Grenzen hält. „Bei den Bambini haben wir sogar eine Liste mit zehn Kindern, die neu anfangen wollen“, schildert Goße. Er freut sich über die Treue der Mitglieder. „Unser Vorteil ist aus meiner Sicht, dass wir ein kleiner und familiärer Verein sind. Größere Vereine haben wahrscheinlich mehr Probleme, weil es dort anonymer zugeht.“

 

Beim FC Borussia Derschlag wurden den vier Seniorenmannschaften im Juni feste Trainingsabende zugeteilt, mit der Vorbereitung auf die neue Saison und einer höheren Taktung der Einheiten geht’s im nächsten Monat los. „Wir beobachten keinen Schwund bei den Mitgliederzahlen. Bei den Senioren ist mir ein Abgang bekannt, in der Jugend ist die Zahl der Abmeldungen verschwindend gering“, berichtet Borussia-Geschäftsführer Peter Wagner.

 

In jüngster Zeit hätten ihn viele Anfragen von Spielern und Eltern erreicht. „Sie wollten wissen, wann das Training beginnt. Ich denke, dass die Eltern einfach froh sind, dass ihre Kinder in Bewegung kommen und sich mit anderen treffen können“, so Wagner weiter. Ein Schlag ins Kontor war die erneute Corona-bedingte Absage der Feierlichkeiten zum 100. Vereinsjubiläum. Die Veranstaltungen sollen im Juni 2022 nachgeholt werden.       

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