SOZIALES

Brücken bauen in die Gesellschaft

lw; 31.01.2023, 19:00 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Das Team für das Projekt "Oberberger Brücken" (v.li.): Karin Hoffmann, Fabian Schürholz, Vivian Sticher, Hartwig Zehl, Sonja Brachthäuser, Susanne Schürholz und Anamaria Dragan.
SOZIALES

Brücken bauen in die Gesellschaft

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lw; 31.01.2023, 19:00 Uhr
Oberberg - VSB und die Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven fördern gemeinsam Integration armutsgefährdeter und ausgegrenzter Personen – Projekt bis 2026 – Fachkräfte gesucht.

Von Lars Weber

 

Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Personen sowie besonders benachteiligte zugewanderte EU-Bürger und ihre Kinder haben es nicht einfach in der Gesellschaft. Viele Wege sind ihnen versperrt, teils fehlt ihnen Bildung, häufig gibt es sprachliche Barrieren. Diesen Menschen zu helfen, ihnen Mittel zur Selbsthilfe an die Hand zu geben und ihnen Optionen für ihren Lebensweg aufzuzeigen erfordert eine besondere Herangehensweise. Diese Arbeit übernehmen seit 2016 der gemeinnützige Bildungsträger VSB (Vermitteln – schulen - beraten) und die Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven. Nach einer kurzen Pause nach dem Auslaufen der Förderphase im vergangenen Jahr geht das Projekt nun unter dem Namen „Oberberger Brücken 2.0“ mindestens bis 2026 weiter. Gefördert wird es durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales sowie den Europäischen Sozialfonds Plus. Gestern wurde "Oberberger Brücken 2.0" bei der VSB-Gesellschaft in Gummersbach vorgestellt.

Die beiden Zielgruppen haben sich VSB und die Wohnhilfen aufgeteilt. Zusätzlich sollen zudem psychisch erkrankte Personen sowie Haftentlassene Unterstützung und individuelle Beratung erhalten. Die VSB hat den Schwerpunkt bei den zugewanderten EU-Bürgern. Der Anteil dieser Personengruppe bei den Oberbergern im Alter zwischen 20 bis 65 Jahren beträgt immerhin rund 13 Prozent. Von den Menschen, die die VSB betreut, seien 70 bis 80 Prozent Rumänen, weshalb sogar eine rumänisch sprechende Sprachmittlerin fest angestellt ist.

 

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Die Wohnhilfen kümmern sich indes um die von Obdachlosigkeit bedrohten Menschen. „Sie fallen durch jedes Raster“, so Diakonie-Projektleiter Hartwig Zehl. „Aber mit aufsuchender Arbeit kann man sie erreichen.“ Ohne Vertrauen und regelmäßigen Kontakt ginge es jedoch kaum, weshalb die kurze Pause im vergangenen Jahr auch Spuren hinterlassen hat, nachdem bereits die Pandemie die Arbeit sehr erschwert hatte. In dieser Zeit seien Kontakte auch verloren gegangen. Aber nicht nur das: Der Diakonie fehlt seitdem noch eine pädagogische Fachkraft, um das Team wieder zu komplettieren.

 

Das Team von VSB und den Wohnhilfen wartet nicht nur darauf, dass es angesprochen wird. Es geht raus: in die Quartiere, zu Tafeln, zu Szenetreffpunkts. Dort komme man mit den Menschen ins Gespräch, schafft ein Gefühl füreinander und kann so Hilfe anbieten, Adressen und Ansprechpartner vermitteln. Hunderte von Kontakten hätten die Mitarbeiter in den Förderzeiträumen gehabt, so Zehl und Vivian Sticher, Projektleiterin bei der VSB, wobei nicht jeder Hilfe annimmt. Gerade Frauen hätten eine große Schamschwelle.

[Hartwig Zehl ist Leiter des Projekts für die Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven.]

 

Die Themen, um die es geht, seien unterschiedlich: Die Auswirkungen der Coronakrise, die Kostenexplosion bei Energie und Lebensmitteln, finanzielle Unterstützung oder auch Arbeitsmarktbezogene Beratung. Gerade Hilfe bei Anträgen sei ein Hauptthema, so Sticher. „Da geht es um Existenzsicherung.“ Den Durchblick bei Bürgergeld oder Wohngeld zu behalten ist für die Menschen mit ihren begrenzten Sprachkenntnissen kaum möglich. Geholfen wird ihnen deshalb nicht nur bei der ersten Antragsstellung. Sie bekommen zudem Sprachkurse vermittelt oder Bewerbungstraining. „Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe, wir wollen die Eigenständigkeit fördern.“ 

 

Bei der Vermittlung spielt das große Netzwerk der „Oberberger Brücken 2.0“ eine entscheidende Rolle. Zu den Kooperationspartnern gehören unter anderem das Jobcenter Oberberg, die Klinik Marienheide, die Bewährungshilfe, der Oberbergische Kreis, die Stadt Gummersbach und die Stadt Waldbröl. In diesen beiden Städten gebe es auch Schwerpunkte, was das Klientel angeht. Ziel sei stets eine langfristige, individuelle Begleitung und die Übergabe in das Hilfesystem.

 

In diesem Jahr wird es zunächst darum gehen, wieder regelmäßige niederschwellige Austauschangebote in den Quartieren zu etablieren, später sollen feste Beratungszeiten dazukommen. Geplant sind darüber hinaus Fachtage zu wichtigen Themen wie Energie sparen. Weiter sollen die Online-Angebote ausgebaut und erleichtert werden: Der Draht zu VSB und Wohnhilfen soll möglichst kurz sein. Live-Chats, Rückrufbitten mit Angabe der Sprachkenntnisse, QR-Codes als Direktlinks zu den Angeboten, all das wird nun neu umgesetzt.

 

Informationen zu den Wohnhilfen gibt es hier. Die gemeinnützige VSB-Gesellschaft informiert hier über seine Angebote.

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