POLITIK

Zweistellige Verluste und ein roter Lichtblick

lw; 17.09.2020, 16:51 Uhr
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Zweistellige Verluste und ein roter Lichtblick

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lw; 17.09.2020, 16:51 Uhr
Oberberg - Die SPD gilt als große Verliererin der Wahl, fast überall gab es Verluste – Einige Ausreißer nach unten und sogar einen nach oben gab es aber doch.

Von Lars Weber

 

Weniger Stimmen, weniger Sitze, weniger Mitspracherecht: Das Minus vor dem Wahlergebnis hatte die SPD am Sonntag fast überall abonniert. Die Partei verliert auch auf kommunaler Ebene weiter an Rückhalt. Einige Ergebnisse stechen aber dennoch hervor, OA wirft einen Blick auf sie.

 

-17,5 Prozentpunkte

 

Was nach einer derben Klatsche in Nümbrecht aussieht, ist bei genauerem Hinschauen sogar kein schlechtes Ergebnis. Rund 30 Prozent und zehn Sitze hatte die SPD nach der Wahl 2014. Nun sind es 22,35 Prozent und acht Sitze. Bloß müssen die Sozialdemokraten sich dieses Ergebnis teilen. Nachdem sich im vergangenen Jahr SPD-Ortsverein und Ratsfraktion verkracht hatten, gaben alle Ratsmitglieder bis auf eines ihre Parteibücher ab und gründeten die Gemeinschaft Unabhängiger Demokraten (GUD). Diese trat nun auch zur Wahl an und bekam 9,53 Prozent (drei Sitze), die SPD kam auf 12,82 Prozent (-17,5 Prozentpunkte, fünf Sitze).

 

 

So richtig unzufrieden mögen beide Seiten nach der Wahl nicht sein. Die Nümbrechter SPD-Chefin Ira Hennecken ist ob der Umstände im Vorfeld stolz darauf, dass das komplett neue Team fünf Sitze bekommen hat. „Es herrscht Aufbruchstimmung bei uns.“ Das Ergebnis betrachte sie realistisch, zumal es im Vorfeld völlig unklar war, wie die Wähler auf die vorangegangenen Querelen reagieren würden. Ähnlich sieht es auch GUD-Fraktionsvorsitzender Wilhelm Weber. „Wir wollten möglichst viele SPD-Wähler ansprechen, das ist uns gelungen.“

 

Wie die Zusammenarbeit von GUD und SPD im Rat aussehen wird, wird die Zeit zeigen. Weber möchte zwar mit allen Parteien arbeiten, empfindet die Beziehung zur SPD aber als schwierig. „Da gibt es noch kein Vertrauen.“ Gute Vorschläge würden sie aber nicht ablehnen, auch wenn sie von der SPD kommen. Sachliche Diskussionen und projektbezogene Zusammenarbeit, so sagt Hennecken, sollten mit allen Parteinen – auch der GUD – möglich sein. Die Differenzen untereinander seien nicht politischer Natur gewesen. „Das gehört nicht in den Rat.“ Deshalb hofft sie auf einen guten Dialog.

 

-11,7 Prozentpunkte

 

Die SPD in Wiehl hat auch ohne sozialdemokratische Konkurrenz einen zweistelligen Verlust hinnehmen müssen. Von fast 35 Prozent der Stimmen (und damit nahezu gleichauf mit der CDU) fielen die Sozialdemokraten seit 2014 in der Wählergunst auf 23,3 Prozent (-11,7 Prozentpunkte), was im größer gewordenen Rat drei Sitze weniger bedeutet. Es liegt nahe, dass viele SPD-Wähler zu den Grünen gewandert sind, die 10,1 Prozentpunkte zulegen konnten.

 

 

Davon geht auch der bisherige Fraktionsvorsitzende Carlo Riegert aus. Die Grünen seien durch Themen wie die Diskussion um das geplante Gewerbegebiet in Drabenderhöhe „offensiv unterwegs“ gewesen. Sogar mit Kandidaten, die kaum bekannt gewesen seien, hätten sie punkten können. „Die SPD Wiehl hatte bundes- und landespolitisch keinen Rückenwind.“ Die Grünen hätten dagegen davon profitiert und der Trend sei durch die Bevölkerungsstruktur in Wiehl noch einmal verstärkt worden, so Riegert.

 

Das Motto bleibe trotz des Ergebnisses gleich: „Wir wollen das Beste für Wiehl erreichen.“ Damit habe die SPD schon in den vergangenen Jahrzehnten viel erreicht. Diese Erfolge und ihre Ziele künftig den Bürgern künftig noch stärker zu kommunizieren solle ein Weg sein, um die SPD wieder zu stärken.

 

+0,6 Prozentpunkte

 

Gallien hatte ein kleines Dorf, das Widerstand gegen die Römer leistete. Oberberg hat die Gemeinde Engelskirchen, in der die SPD sich erfolgreich gegen die CDU zur Wehr setzt.  Ein sozialdemokratischer Amtsinhaber mit 80 Prozent der Stimmen in der dritten Amtszeit, die stärkste Fraktion im Rat mit 38,6 Prozent, einem Plus von 0,6 Prozentpunkten, 13 Sitze und damit den Christdemokraten einen wegstibitzt. Bürgermeister Dr. Gero Karthaus benennt unterschiedliche Faktoren für den roten Lichtblick: Das Team der SPD, die Erfahrung der Kandidaten, die Nähe zu den Bürgern, die Verknüpfung von Bürgermeister und starker SPD-Fraktion. „Die Menschen sind mit unserer Arbeit zufrieden.“

 

 

Auch den Wahlkampf nennt Karthaus als Faktor. „Als einzige Partei haben wir an jede Haustür in der Gemeinde geklopft“, sagt er. Darauf ist auch Wolfgang Brelöhr, bislang stellvertretender Fraktionsvorsitzender und auch Vize-Vorsitzender der Engelskirchener SPD, stolz. Hausbesuche statt Infostände, natürlich immer mit Abstand und Maske. Das sei sehr intensiv gewesen, sagt Brelöhr.

 

Die Basis für den Wahlerfolg sei aber die gute Arbeit der vergangenen Jahre gewesen, sowohl die der Fraktion als auch jene des Bürgermeisters. 2014 sei man zum ersten Mal stärkste Fraktion im Rat geworden. „Das Ziel, das gegen den Trend zu bleiben und sogar auszubauen, haben wir geschafft“, sagt Brelöhr. An dem Ergebnis möchten SPD und Bürgermeister nun anknüpfen. Brelöhr: „Die Zeit zwischen den Wahlen ist entscheidend. Wir möchten uns weiter kümmern um die Themen, die den Menschen wichtig sind.“

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