Bergneustadt – Bei der einzigen Stichwahl im Oberbergischen treten am Sonntag Matthias Thul und Thomas Stamm gegeneinander an – Wer wird der neue Bürgermeister in der Feste?

Von Lars Weber

Am Ende war es zwar ein deutlicher Vorsprung, gereicht hat es aber nicht: 43,8 Prozent der Stimmen vereinigte Matthias Thul am 13. September auf sich, mehr als 1.300 Stimmen mehr als der Zweitplatzierte Thomas Stamm (SPD), alle Wahlbezirke gingen an den CDU-Mann. Doch zur absoluten Mehrheit genügte es nicht. Damit war klar: Es kommt zur Stichwahl, der einzigen um einen Bürgermeisterposten bei dieser Kommunalwahl im Kreis. Am Sonntag ist es nun soweit und mehr als 14.000 wahlberechtigte Bergneustädter dürfen den Nachfolger von Wilfried Holberg bestimmen. OA sprach mit beiden Kandidaten über die Gemütslage so kurz vor der Entscheidung.

Klar, Matthias Thul, allgemeiner Vetreter von Noch-Amtsinhaber Holberg, hätte die absolute Mehrheit auch gerne schon im ersten Wahlgang erreicht. „Das wäre schön gewesen, war aber bei zwei Mitbewerbern um Wähler aus dem konservativeren Lager unwahrscheinlich“, sagt Thul. Letztlich landeten diese Mitbewerber, Jens Holger Pütz (UWG) und Wolfgang Lenz (FDP), auf dem dritten und vierten Platz. Die fast 44 Prozent seien trotzdem ein gutes Ergebnis und ein deutliches Zeichen gewesen. „Die Deutlichkeit birgt aber auch eine Gefahr“, sagt Thul, nämlich das bisherige Unterstützer nicht das Wahllokal aufsuchen, weil sie von einer sicheren Sache ausgingen. „Das ist nicht so.“ Deshalb habe er noch einmal alles gegeben, um alle Bürger zu mobilisieren, ihr Kreuz zu machen.

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In diesen zwei Wochen habe er bei vielen Haushalten persönlich vorgesprochen, er war in der Innenstadt unterwegs, in den Geschäften und habe sich natürlich auch online weiter präsentiert. Morgen und übermorgen setzt er sich noch auf einen Traktor und fährt durch die Bezirke, um mit den Bergneustädter ins Gespräch zu kommen, um Fragen zu beantworten. Unter anderen die Klimaschutzkonzepte der Stadt trieben die Menschen besonders um und auch, ob Bergneustadt eigene Stadtwerke benötigt, was sein Kontrahent Stamm unterstütze. Thul hat aber ob der finanziellen Situation erhebliche Zweifel. Das Geld für solch ein Projekt fehle einfach. „Und noch mehr Steuern können wir ja nicht von den Menschen nehmen.“

Am Sonntag wird Thul morgens mit seiner Tochter in die Kirche gehen. „Den Nachmittag werde ich allein verbringen. Wenn es das Wetter zulässt, möchte ich Angeln gehen, dabei kann man gut abschalten.“ Ab 18 Uhr ist er selbstverständlich im Rathaus. „Ich hoffe auf einen beruhigenden Abend, aber ein ruhiger wird es bestimmt nicht.“

Den Wahltag ruhig angehen möchte auch Thomas Stamm. Es soll ein entspannter Sonntag im Kreis der Familie werden, zumindest bis 18 Uhr. Dann möchte er seine Chance nutzen, auch wenn Thul als Favorit ins Rennen gehe, wie er selbst sagt.  Mit den 24,8 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang sei er aber zufrieden, gerade mit Blick auf die drei weiteren Kandidaten. „Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss“, sagt der Sozialdemokrat.

Um am Sonntag noch ein wenig höher zu springen und erst recht höher als sein Kontrahent hofft Stamm, vor allem jene Wähler motivieren zu können, die am 13. September noch ihr Kreuz bei Lenz oder Pütz gemacht haben – oder die gar nicht den Weg zur Urne gefunden haben. „Es gibt deutlich mehr Wähler, die Thul nicht gewählt haben. Ein Sieg ist also möglich.“ Für eine Wahlüberraschung hat sich Stamm in den vergangenen zwei Wochen in einem Rundbrief an die Bergneustädter gewandt, er hat an Wahlständen das Gespräch gesucht und auch mit den weiteren Parteien gesprochen. Mit dem Ergebnis, dass ihm die FDP die Unterstützung ausgesprochen hat. „Das freut mich und ist sehr hilfreich.“ Und auch in den letzten beiden verbleibenden Tagen möchte sich der Unternehmer nochmal ins Zeug legen, am Freitag bei einer Tour durch die Gaststätten und am Samstag an diversen Ständen in den Bezirken.

In den Gesprächen mit den Bürgern gehe es vor allem um jene Themen, die die Kontrahenten unterscheiden. Zum Beispiel die künftige Klimapolitik. „Wir müssen da kommunal handeln.“ Für Stamm bedeutet das, nicht nur Unternehmen aus dem regenerativen Sektor nach Bergneustadt zu holen, sondern die Einheimischen über Bürgerenergiegenossenschaften oder anderen Beteiligungsmodellen am Umschwung von fossilen zu regenerativen Energien teilhaben zu lassen. Damit auch die Kommune finanziell etwas davon habe, möchte er eigene Stadtwerke gründen. „Wir müssen die Chancen der Zeit erkennen.“ Ein „Weiter so“ möchte er verhindern.