HANDBALL

VfL besteht im Ferndorfer Hexenkessel

pn; 04.06.2022, 23:55 Uhr
Foto: Thomas Wirczikowski --- Im Ferndorfer Hexenkessel hatten Julian Köster & Co bis zur 40. Minute einen schweren Stand.
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VfL besteht im Ferndorfer Hexenkessel

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pn; 04.06.2022, 23:55 Uhr
Gummersbach - Derbysieg für das Sigurdsson-Team - Ferndorf ist der erwartet schwere Gegner - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

TuS Ferndorf - VfL Gummersbach 28:32 (15:15).

 

Der VfL Gummersbach hat seinen Charaktertest bestanden. Im Hexenkessel Stählerwiese gewann die Mannschaft von Gudjon Valur Sigurdsson verdient mit 32:28 gegen den Nachbarn aus Ferndorf und griff damit nicht in den Abstiegskampf ein. 1.303 enthusiastische Zuschauer brachten die erstmals in dieser Saison ausverkaufte Halle in Siegen bereits vor dem Anpfiff zum Beben. Auch der isländische VfL-Coach sprach nach der Partie vom „lautesten Spiel“ des Jahres und machte den Heimfans viele Komplimente: „Das hat hier heute unheimlich Spaß gemacht zu spielen. Einen Riesenrespekt für das, was die Ferndorfer Fans abgeliefert haben.“

 

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Zufrieden war Sigurdsson (Foto) aber auch mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Hatte man zuletzt nach der feststehenden Meisterschaft das Gefühl, dass die letzten drei bis fünf Prozent fehlen würden, konnte man dem Altmeister am Samstagabend diesen Vorwurf auf keinen Fall machen. „Ich hab den Jungs vor dem Spiel gesagt, dass es heute nicht auf die Taktik ankommen wird, sondern vor allem auf Leidenschaft und Kampf“, so Sigurdsson.

 

Auch VfL-Rechtsaußen Lukas Blohme betonte die Gänsehautatmosphäre: „Die Halle war heute rappelzappel voll und man hat die Pfiffe der Schiedsrichterinnen kaum gehört. Aber genau für solche Spiele spielen wir diesen Sport.“ Von der ersten Sekunde entwickelte sich ein intensiver Schlagabtausch, in dem man Ferndorf anmerkte, dass die Siegerländer im Abstiegskampf um das sportliche Überleben in Liga 2 kämpfen.

 

Nach einer ersten Ivanisevic-Parade brachte Janko Bozovic die Gäste erstmals nach zwei Minuten mit 1:0 in Führung. Gummersbach stand in der Anfangsphase defensiv kompakt und zwang den Gegner mehrfach ins passive Spiel. Christoph Neuhold fand aber doch immer wieder eine Lücke und sorgte für Ferndorfs 4:3-Führung (7.). Dass der VfL zunächst zurücklag, hatte auch mit den anfänglichen Ladehemmungen von Julian Köster zu tun. Die ersten drei Würfe des Nationalspielers fanden noch nicht ihr Ziel. „Da hat Tim-Dominik Hottgenroth mich gut gelesen“, lobte er nach Schlusspfiff Ferndorfs Keeper. Anschließend sollte er das Duell aber klar gewinnen und mit acht Toren zum besten VfL-Schützen avancieren.

 

[Ferndorfs Anhänger sorgten über 60 Minuten für Gänsehautstimmung in der Halle.]

 

Über 7:8 (14.), 9:11 (19.) und 13:12 (24.) blieb die Partie weiter eng. Ferndorf kämpfte verbissen um jeden Zentimeter und nahm Gummersbach phasenweise sogar die Lust an einfachen Gegenstoßtoren. „Wir wissen aus der vergangenen Saison sehr genau, was in Ferndorf passieren kann, wenn man nicht zu 100 Prozent fokussiert ist“, meinte Blohme nach Schlusspfiff auf die Frage, wie wichtig es war, in der aufgeheizten Stimmung nicht in höheren Rückstand zu geraten. Über 14:15 (28.) ging es mit einem leistungsgerechten Remis in die Pause, nachdem Raul Santos mit der Halbzeitsirene am inzwischen eingewechselten Lucas Puhl scheiterte.

 

Den zweiten Durchgang begann Gummersbach ein wenig überraschend mit Martin Nagy zwischen den Pfosten, der den bis dahin solide haltenden Tibor Ivanisevic (5 Paraden) ablöste. Spannend blieb es trotzdem: Bis zum 18:19 (39.) schenkten sich beide Teams weiterhin nichts. Nun begann Ferndorf aber nervös zu werden und seine spielerische Linie zu verlieren. Ein Doppelschlag von Raul Santos sowie ein wuchtiges Geschoss von Julian Köster sorgten für das 18:22 (42.). TuS-Coach Robert Andersson verzweifelte an den Fehlern seiner Spieler in dieser Phase.

 

[Raul Santos im Anflug auf das Ferndorfer Tor.]

 

Treffender als Lukas Blohme hätte man die folgenden Minuten kaum zusammenfassen können. „Wir haben das dann im Stile einer Spitzenmannschaft gelöst“, meinte der Rechtsaußen. Die Gäste zogen auf 22:27 (50.) davon und hatten dann auch noch Glück mit zwei diskutablen Pfiffen der sonst unauffälligen Schiedsrichterinnen. Zunächst wurde Ferndorf ein klarer Siebenmeter verweigert, auf der Gegenseite zog Fynn Herzig dagegen den Strafwurf. Janko Bozovic zeigte auch im vierten Versuch keine Nerven und markierte das 22:28 (52.) - die Vorentscheidung. Köster erhöhte per Empty-Net-Treffer sogar auf 23:31 (56.).

 

Es sprach aber für die Moral der Hausherren, die im Abstiegskampf auf jedes Tor angewiesen sind, dass sie in Person von Linksaußen Rutger ten Velde in der Schlussphase noch einmal erheblich Ergebniskosmetik betrieben. „Es war ein würdiges Derby und hat unfassbar Spaß gemacht. Ferndorf hat uns heute alles abverlangt“, meinte Köster nach dem Spiel. Den Schlüssel zum Auswärtssieg sah Sigurdsson derweil in der Defensive: „Wir haben in der zweiten Hälfte überragend gedeckt, konnten dadurch einige Gegenstöße laufen und waren vor allem in der Phase, in der es bei Ferndorf nicht lief, unheimlich effektiv.“

 

[Mit acht Toren aus elf Versuchen lieferte Janko Bozovic ein starkes Spiel ab.]

 

Während Ferndorf (in Dormagen, das heute den Klassenerhalt perfekt gemacht hat) am kommenden Wochenende ein Fernduell mit Großwallstadt (Heimspiel gegen Bietigheim) um den Abstieg hat, steht für den VfL Gummersbach am Mittwoch zunächst ein formeller Termin an: Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Am Samstag gastiert dann der HSC 2000 Coburg zur großen Saison-Abschlussparty in der SCHWALBE arena.

 

Gummersbach: Julian Köster (8), Janko Bozovic (8/4), Ellidi Vidarsson, Raul Santos (je 5), Lukas Blohme, Ole Pregler (je 2), Alexander Hermann, Fynn Herzig, Tom Kiesler (je 1).

 

Ferndorf: Rutger ten Velde (10/1), Christoph Neuhold (5), Andreas Bornemann (3), Jörn Persson, Mattis Michel, Julian Schneider Branimir Koloper (je 2), Lucas Schneider, Kim Vouss-Fels (je 1).

 

Zeitstrafen

4:4 Minuten (L. Schneider, ten Velde - Hermann, Vidarsson).

 

Siebenmeter

1/1 - 4/4 (ten Velde und Bozovic sicher).

 

Zuschauer

1.303 (ausverkauft).

 

Schiedsrichter

Katharina Heinz-Hebisch / Sonja Lenhardt.

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