MEINUNG

Wir Helden

bv; 28.03.2021, 19:32 Uhr
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Wir Helden

bv; 28.03.2021, 19:32 Uhr
Oberberg - Wenn die Pandemie-Maßnahmen immer undurchsichtiger werden, und die Politik selbst den Überblick verliert, liegt es an uns allen, den entscheidenden Schritt zu tun.

Von Bernd Vorländer

 

Na, haben Sie noch den Über- und Durchblick? Grenzwerte, Inzidenzsteigerungen, Allgemeinverfügungen, RKI-Verlautbarungen, Test-Regime? Nach Mallorca? Kein Problem, bis dorthin reicht das Virus nicht. Nach Malente? Herr, steh uns bei - akute Lebensgefahr. In Großbritannien ist jeder Zweite geimpft, bei uns - ach, lassen wir das. Reicht ein Selbsttest oder muss ich zur Teststation? Letztere machen im Übrigen gerade das Geschäft ihres Lebens. Selbsttest würde theoretisch reichen, den müsste man aber beglaubigen lassen. Wie geht das denn? Sind das dann Tests zweiter Wahl? Sorgen die Tests eigentlich für eine soziale Spaltung, denn nur die mit ausreichend Geld können sich mehr als den einen Frei-Test leisten? Und alle fragen sich gemeinsam: Was kommt da noch in den kommenden Wochen?

 

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Eigentlich sollte man doch aus Fehlern klug werden. Wenn man sie denn erkennt - und vom Baum der Erkenntnis scheint derzeit nicht jeder gegessen zu haben. Es werde der Tag kommen, da müsse man sich gegenseitig viel verzeihen, hatte der Bundesgesundheitsminister gesagt. Das war zu einer Zeit, als er noch weithin Ansehen genoss. Viele Bürger haben vom Verzeihen aber die Nase voll, sie wollen nur gut regiert werden. Oder ist das  schon zu viel verlangt?

 

Wie hätten sie es denn gern? Einige Bundesländer wollen angesichts einer dritten Welle, die die beiden vorigen in ihren Auswirkungen in den Schatten stellen könnte, den harten Lockdown des Vorjahres wiederholen. Andere suchen den Ausbruch aus der Wagenburg. So auch Oberberg, denn hier soll ab morgen, statt die Notbremse zu ziehen, Tests den Bürgern die Läden und manch anderes öffnen. Eine im Prinzip richtige Strategie. Aber ist der Zeitpunkt vernünftig? Die Inzidenzwerte werden in den kommenden Tagen nach oben gehen, und zwar deutlich. Wird man bei Zahlen weit jenseits der 200er Grenze dann immer noch an den Lockerungen festhalten? Oder wird dann Landrat Jochen Hagt so deutlich werden wie Anfang Januar? Sein Satz im Video "Bleiben Sie mit ihrem Hintern zuhause" ist vielen noch im Ohr.

 

Entscheidend sind aber nicht - nach allem, was wir wissen - die Geschäftsöffnungen. In Supermärkten etwa, auch wenn sie voll sind, stecken sich die wenigsten Bürger an. Dafür im privaten Bereich umso mehr. Deshalb: Auch wenn wir es inzwischen nicht mehr hören können, auch wenn es psychisch für viele eine echte Bewährungsprobe ist, Familie und Freunde nicht treffen zu können, auch wenn die Politik so viele Fehler macht, wie wir es ihr nie zugetraut hätten - es liegt an uns allen, ob wir bald das Leben zurückbekommen, das uns so viel wert ist. Dann wären wir echte Helden.

 

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