LOKALMIX

„Zu leben wie vorher, das wäre schön“

lw, pn; 08.02.2021, 19:00 Uhr
Fotos: Lars Weber, Michael Kleinjung --- Felix Ammann, stellvertretender Leiter des Impfzentrums, hieß die Menschen willkommen.
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„Zu leben wie vorher, das wäre schön“

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lw, pn; 08.02.2021, 19:00 Uhr
Gummersbach – Impfzentrum hat Betrieb aufgenommen – Menschen sind froh, dass es losgeht (AKTUALISIERT, MIT VIDEO).

+++3. Meldung (Montag, 20:45 Uhr)+++

 

Der Kreis bewertet den ersten Tag im oberbergischen Impfzentrum als Erfolg. Das teilte am Abend Kreissprecher Philipp Ising auf OA-Nachfrage mit. Alle Menschen, die zum Start am Montag einen Termin hatten, seien erschienen und erfolgreich geimpft worden. Viele Senioren seien in Begleitung eines Angehörigen gekommen. Auffällig war, dass viele Menschen teilweise bereits bis zu einer Stunde vor ihrem Termin anwesend waren. „Das ist nicht in unserem Sinne, aber vermutlich mit den schwierigen Witterungsbedingungen zu erklären“, so Ising.

 

Auch auf Kritik bezüglich fehlender Sitzmöglichkeiten hat der Kreis reagiert und zusätzlich das gegenüberliegende Eiscafé angemietet, um den Wartenden nicht nur einen Wartebereich, sondern zusätzlich auch sanitäre Anlagen anbieten zu können. Zudem habe man mit dem Gummersbacher Ordnungsamt vereinbart, dass die Bushaltestelle an der Kaiserstraße sowie der Eingangsbereich zur Fußgängerzone zum Anhalten genutzt werden darf, um Impflinge ein- und aussteigen zu lassen. Ausdrücklich ausgenommen von dieser Regelung sind die Taxistände.

 

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+++2. Meldung (Montag, 19 Uhr)+++

 

Marga Lamsch (85) ist der erste Impfling, der im oberbergischen Impfzentrum eine Spritze mit der Corona-Impfung erhielt. Die Bergneustädterin wurde pünktlich um 14 Uhr vom Wartebereich zur Impfkabine abgeholt und erhielt von stellvertretenden Leiter des Impfzentrums Felix Ammann einen kleinen Blumenstrauß nach ihrer erfolgreichen Impfung. „Wir waren schon bei der Terminreservierung total überrascht, als man uns sagte, wir seien die ersten“, erzählte ihre Tochter, die sich mit ihrer Mutter anschließend ins Parkhaus auf den Heimweg begab. Zu den Ersten, die das Impfzentrum über den Ausgang an der Brückenstraße verließen, gehörten Klaus (84) und Gerlinde (81) Rottschalk aus Gummersbach. Sie bezeichneten den Aufenthalt als „angenehm“ und lobten die Freundlichkeit des Personals (siehe auch Videobeitrag). Von der Impfung gespürt habe er kaum etwas, sagte der 84-Jährige.

 

[Foto: OBK --- Marga Lamsch war die erste Oberbergerin, die im oberbergischen Impfzentrum geimpft wurde.]

 

Ohne kleinere Komplikationen kam der erste Tag allerdings nicht aus. Ein Lindlarer, der gemeinsam mit seiner Ehefrau nach Gummersbach gefahren war, musste noch einmal umdrehen – er hatte vor lauter Aufregung sein Portemonnaie zu Hause vergessen und konnte sich nicht ausweisen. Während seine Frau bereits das BioNTech-Mittel bekam, holte er die fehlenden Dokumente. Dass er damit seinen vorgesehenen Impftermin nicht wahrnehmen konnte, sei kein Problem erklärte eine Mitarbeiterin des Impfzentrums. In solchen Fällen könne man die Menschen zu einem späteren Zeitpunkt problemlos dazwischenschieben.

 

Aber auch manche Begleitperson erhielt widersprüchliche Aussagen. Ein Mann, der seinen Namen für sich behalten wollte, wartete zunächst vergeblich am Ausgang auf seine Eltern. Ihm hatte man gesagt, dass es nur diesen einen Ausgang gebe. Problemlos verlief dagegen der Termin von Monika Gries aus Nümbrecht, die von ihrem Sohn Torsten abgeholt wurde. „Meine Mutter ist noch sehr rüstig und wollte allein ins Zentrum“, sagte der Mann, der bei frostigen Temperaturen vor der Tür wartete. Er ist froh, dass die Impfungen nun endlich vorankommen. Zufrieden verließ auch Rainer Genz das Impfzentrum. „Es war wie beim Blutabnehmen. Alles war gut organisiert und jeder sehr freundlich. Ich kann es jedem nur empfehlen“, meinte der 82-jährige Nümbrechter.

 

 

+++1. Meldung (Montag, 14 Uhr)+++

 

Um 13:40 Uhr war es so weit: Die Türe des Impfzentrums im Bergischen Hof öffnete sich zum ersten Mal. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits rund 20 Menschen davor versammelt. Die meisten der impfberechtigten Über-80-Jährigen hatten entweder ihren Partner oder eine andere Begleitperson dabei. Der stellvertretende Leiter des Impfzentrums Felix Ammann vom Oberbergischen Kreis hieß alle willkommen, bevor die Bürger nach und nach das Impfzentrum nach dem Vorzeigen ihrer Impfbestätigungen betreten durften.

 

Mit dabei waren Helga und Georg Theiß aus Lindlar. Sie waren bereits gegen 13:20 Uhr als erstes vor dem Impfzentrum eingetroffen. „Bei dem Wetter sind wir lieber etwas früher losgefahren.“ Das Ehepaar hatte bei der Termin-Hotline gleich für beide einen Termin bekommen. „Das ging ganz gut.“ Sie mussten 45 Minuten in der Warteschleife verbringen, aber es lief alles glatt. Jetzt sind sie froh, dass sie geimpft werden. Im vergangenen Jahr seien sie sehr vorsichtig gewesen. „Der Bekanntenkreis ist eingeschlafen“, sagte Georg Theiß. Zu allererst hoffen sie, die Pandemie zu überleben. „Und dass alle anderen Menschen auch schnell geimpft werden können.“

 

[Georg und Helga Theiß gehörten zu jenen Oberbergern, die das Impfzentrum mit als erstes betreten durften.]

 

Das hofft auch Sabine Brucherseifer, die mit ihrer Mutter Sieglinde Pump aus Niederseßmar gekommen war. Ihr großer Wunsch: „Zu leben wie vorher, das wäre schön“. Am Tag der Terminvergabe hatte sie die Hotline eine Minute vor dem Start um 8 Uhr gewählt und musste nur 30 Minuten warten. Für ihre Mutter sei das vergangene Jahr sehr langweilig gewesen. Außer Arztbesuchen wurde kaum mehr das Haus verlassen. Die Impfentscheidung hat Brucherseifer sehr bewusst getroffen, nachdem sie sich alle Meinungen und Erkenntnisse genau angeschaut hatte. „Ich vertraue denen“, sagte sie und nickte Richtung Impfzentrum.

 

Polizei vor Ort

 

Genau im Blick hatte die Wartesituation die Polizei. Eingreifen mussten die Beamten zu Beginn aber nicht. Die Menschen verteilten sich im Wartebereich, „dem einige Sitzgelegenheiten guttun würden“, wie einige Senioren meinten. Die Polizei ist nicht nur ein Teil des Sicherheitskonzepts, sondern möchte vor Ort auch Präventionsarbeit leisten. Deshalb werden Beamte auch mit Informationen zu Themen wie Internetsicherheit, Tipps gegen Einbrecher oder Hilfsangebote für Opfer von Straftaten auf die Menschen zukommen.

 

[Die Polizei zeigte direkt am ersten Tag des Betriebs des Impfzentrums Präsenz.]

 

Bürgerbusvereine müssen noch Fragen klären

 

Das Angebot der Bürgerbusse oder anderen Bringdiensten wird gut angenommen. So war die Offene Seniorenarbeit der Stadt Wiehl (OASe) beispielsweise heute bereits im Einsatz. Neun Anmeldungen gibt es für den kostenlosen Service. Bürgerbusse gibt es unter anderem in Engelskirchen, Nümbrecht, Reichshof oder auch in Waldbröl. Von dort gab es heute noch keine Fahrt, sagte Michael Jaeger, Vorsitzender des Vereins. „Morgen gibt es nochmal einen Termin vor Ort.“ Dort sollen noch offene Fragen geklärt werden. Zum Beispiel, wo der Bus halten darf, um die Menschen rauszulassen.

 

[Klaus und Gerlinde Rottschalk konnten zu Fuß ins Impfzentrum. Die Mobilitätsfrage ist in einigen Kommunen aber immer noch nicht geklärt. Mehrfach erzählten Begleitpersonen, dass sie nur einen Elternteil ins Zentrum bringen können, da der andere bettlägrig sei. In diesen Fällen bleibt nur das Warten darauf, dass auch Hausärzte die Impfungen vornehmen dürfen.]

 

Zudem sei es wichtig, dass der Bus auch mal einige Minuten an einer Stelle vor dem Impfzentrum parken darf. „Manche Menschen müssen hinein begleitet werden.“ Noch gebe es bei dieser Frage aber Diskussionen mit dem Ordnungsamt. Das Problem: Für das Parkhaus des Bergischen Hofs ist der Bus zu groß, das Fahrzeug muss aber relativ nah am Einkaufszentrum halten dürfen, damit der Weg für die Senioren kurz bleibt. Die Resonanz auf das Angebot sei gut. 40 Fahrten seien gebucht, am Mittwoch steht die erste an.

 

Wer seinen Termin heute witterungsbedingt nicht wahrnehmen konnte oder wollte, kann die Impfung morgen zur selben Zeit nachholen, wie die Kreisverwaltung heute Morgen bereits mitteilte.

 

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