LOKALMIX

Jeckes Alternativprogramm in Oberberg

ls; 24.01.2021, 15:20 Uhr
Archivfoto: Michael Kleinjung --- Ausgelassenes Schunkeln und Feiern wie noch in der vergangenen Session ist derzeit undenkbar.
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Jeckes Alternativprogramm in Oberberg

ls; 24.01.2021, 15:20 Uhr
Oberberg - Die meisten Karnevalsgesellschaften aus der Region wollen den Ausfall der Session mit verschiedenen Angeboten überbrücken - OA sprach mit den Vereinsvertretern (mit Leserumfrage).

Von Leif Schmittgen

 

Trotz der ausgefallenen Session ist man bei vielen Oberbergischen Karnevalsvereinen aktiv und bietet fast überall Alternativprogramme an. Zum einen möchte man die jecke Zeit trotz der widrigen Umstände genießen, aber auch die eigenen Mitglieder sollen bei der Stange gehalten werden. Und schließlich geht darum, in der Bevölkerung präsent zu bleiben.

 

In finanzielle Schwierigkeiten ist keiner der befragten Vereine geraten, dank sicherer Ausstiegsklauseln in Künstlerverträgen und kulanter Agenturen. Die Planungen, Präsenzveranstaltungen zumindest in kleinem Rahmen durchzuführen, wurden spätestens mit dem Inkrafttreten des „Lockdown light“ endgültig verworfen, wie Oberberg-Aktuell von den Vertretern der größten Karnevalsgesellschaften in der Region erfuhr.

 

KG Närrische Oberberger

 

Reinhold Müller, Sprecher der KG Närrische Oberberger in Engelskirchen, hat bei der Überlegung nach einem Alternativprogramm nicht nur den digitalen Weg ins Auge gefasst. Deswegen stand frühzeitig fest, ein Sessionsheft zu veröffentlichen. „Die Resonanz ist überwältigend“, schwärmt Müller. Sowohl das Anzeigenaufkommen als auch die Nachfrage bei den 1.500 gedruckten Exemplaren war riesig. So wurden aus 100 geplanten Seiten 50 mehr. Der Großteil der im Ort ausgelegten Hefte ist bereits vergriffen. „Das Interesse zeigt mir, dass wir  nach wie vor präsent sind und großes Vertrauen bei unseren Sponsoren genießen“, so Müller.

 

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Inhaltlich hatte man historische und aktuelle Themen aufgearbeitet. Zudem hat man sich zur Ausgabe von Orden entschieden, auch wenn in dieser Session selbstredend keine Tollitäten im Amt sind. Auch das stärke die Außenwirkung. Um die eigenen Mitglieder bei der Stange zu halten, hat man Päckchen mit kleinen Präsenten verteilt. Besonders die Nachwuchsmitglieder sollten damit motiviert werden. „In den Tanzgruppen hatte man im Sommer viel trainiert, der erhoffte Lohn in Form von Applaus bei Auftritten blieb aus und das tut weh“, so Müller. Parallel dazu gibt es digitale Programme, die über die Homepage und soziale Medien verbreitet werden. „Für die tollen Tage haben wir noch etwas im Köcher“, erklärt der Vereinssprecher, ohne ins Detail zu gehen.

 

engelskirchen-alaaf.de

 

 

KG Rot-Weiß Denklingen

 

Auch die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Denklingen hat einen neuen Sessionsorden entwickelt. „Als Dankeschön an die Mitglieder, insbesondere aber an die Garden, Hof und den Nachwuchs für das Durchhalten in schwierigen Zeiten“, sagt KG-Sprecher Franz-Josef Steinfort. Manuel „Calli“ Holschbach, Kommandant der Burggarde, und Tanztrainerin Claudia Burbach haben ihre Schützlinge kurz vor dem Weihnachtsfest mit Präsenten überrascht, auch um die Moral der jungen Jecken aufrecht zu erhalten.

 

Um zumindest an den tollen Tagen etwas Stimmung einzufangen, wird man in Denklingen auf das karnevalistische Online-  und TV-Programm zurückgreifen, ohne selbst aktiv zu werden. „Der Karneval lebt vom Zusammensein“, sagt Steinfort. Künstler für einen Auftritt vor Ort zu bezahlen, um die Performance dann online zu senden, ergibt aus seiner Sicht keinen Sinn. Allerdings kommt vereinsintern sehr wohl die Videotechnik zum Einsatz: Regelmäßig trifft man sich per Zoom bei Punschballen und Kölsch zum Pläuschchen.

 

kg-rot-weiss-denklingen.de

 

 

KG Rot-Weiß Lindlar

 

Bei der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Lindlar schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Vereinssprecher Phillipp Caucal und seine Vorstandskollegen haben die Mitglieder aufgefordert, lustige Videos zu erstellen. Ein Beispiel: Ein Mitglied wartet vergeblich auf dem Festplatz auf die Anlieferung von Zelt und Stühlen und wird dann durch seinen Kumpel auf das kommende Jahr vertröstet. Alle Clips werden auf dem neu eingerichteten Youtube-Kanal KG Rot-Weiß Lindlar e. V. gezeigt.

 

Für den eigentlich am Karnevalssonntag stattfindenden Zug soll es pünktlich um 14:11 Uhr eine digitale Alternative geben. Welche genau , sei vom aktuellen Infektionsgeschehen abhängig. Untereinander, so Caucal, wird man am Rosenmontag per Videokonferenz miteinander anstoßen und dazu Karnevalsmusik hören.

 

kg-lindlar.de

 

 

KG Morsbach

 

Im äußersten Süden des Kreises, bei der KG Morsbach, hat man sich eine ganz besondere Aktion einfallen lassen. Mit dem „Schaufensterbummel“ (OA berichtete) möchte man den Passanten in Morsbach viele schöne Erinnerungen zeigen. Diese werden auch über die Social-Media-Kanäle der KG wach gehalten, dort postet man beispielsweise Fotos und Videos vergangener Damensitzungen. „Wir haben noch versucht, Mitgliedertreffen zu veranstalten, die unsichere Lage hat uns aber einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Vereinssprecher Kevin Friedrichs. Intern schreibt man sich nun stattdessen  E-Mails, um den Kontakt nicht zu verlieren und um die Vorfreude auf die kommende Session zu steigern. Auf ein digitales Angebot für Externe verzichtet man bewusst: „Auch aus Kostengründen“, so Friedrichs.

 

kg-morsbach.de

 

 

Waldbröler Karnevals-Gesellschaft

 

Die Chefin der Waldbröler Karnevalsgesellschaft, Alexandra Noiron-Salz, bedauert, dass es in diesem Jahr keine Altenheim- und Kindergartenbesuche geben darf. In der heißen Phase vor den "tollen Tagen" sollen die Kleinen aber keinesfalls auf Kamelle verzichten müssen. In welcher Form, das wird kurzfristig entschieden: „Notfalls geben wir Kartons mit Süßigkeiten am Tor ab und die Erzieher verteilen Party-Boxen an die Kinder“, so Noiron-Salz. Voraussetzung dafür: die Wiedereröffnung der Kindergärten.

 

Für die Senioren wurden Briefe verfasst und mit kleinen Präsenten verschickt. In Planung ist außerdem eine Banneraktion. Auf den Transparenten sollen lustige und aufmunternde Sprüche stehen. „Wir haben eine gesellschaftliche Verpflichtung“, so Noiron-Salz. Intern gibt es „Sessionsorden“ in Stickerform - mit der Aufforderung zum Durchhalten. Per Videochat plant man außerdem die kommende Session und macht sich Gedanken über mögliche Hygienekonzepte. „Ich denke, dass man in Zukunft wieder traditioneller feiert, weg von den Zeltpartys hin zum klassischen Sitzungskarneval“, schätzt die KG-Chefin.

 

waldbroel-pass-op.de

 

 

Ründerother Karnevalsverein

 

Beim Ründerother Karnevalsverein werden in den sozialen Netzwerken Video und Fotorückblicke der vergangenen Session sowie Grußbotschaften regelmäßig gepostet. „Während der Weihnachtstage hatten Mitglieder per Videobotschaft Gedichte vorgelesen“, berichtet RKV-Sprecher Sebastian Klein. Weitere vereinsinterne Planungen wurden wegen des Kontaktverbots komplett auf Eis gelegt.

 

Online wird man auch in den kommenden Wochen aktiv bleiben und auch an den Karnevalstagen. Und welche Aktivitäten gibt es für die Mitglieder?  „Wir haben noch etwas vor“, sagt Klein und lässt sich keine Details entlocken. Es soll eine große Überraschung werden. Die Augen blicken auch in Ründeroth auf die nächste Session. „Falls bis dahin Feiern erlaubt sein werden, stehen wir in den Startlöchern“, zeigt sich der Vereinssprecher  optimistisch.

 

rkv1975.de

 

 

Narrenzunft Neye

 

Lukas Köllner, stellvertretender Vorsitzender der Narrenzunft Neye, hat die jeckenfreie Zeit mit den Vereinskollegen genutzt, um Pakete für die Wipperfürther Altenheimbewohner zu packen und vor Weihachten in allen Einrichtungen verteilen zu lassen. Auch in den Kitas des Einzugsgebietes war man nicht untätig.  Im Kreisnorden nutzt man die digitalen Verbreitungswege und veröffentlichte dort zum Beispiel Interviews.

 

„Bei den Bildern der vergangenen Session musste ich schon eine Träne verdrücken“, gesteht Köllner. Die Idee, mit dem leeren Prinzenwagen über den Zugweg zu fahren, wurde wieder verworfen, außerdem waren Pläne gescheitert, sich persönlich auf dem Weihnachtsmarkt zu präsentieren. „Aufgrund des Kontaktverbots sind Präsenzveranstaltungen absolut nicht durchführbar“, sagt Köllner.

 

narrenzunft-neye.de

 

 

Karnevalsverein Bielstein

 

Wolfgang Wengefeld, Sprecher der Biesteiner Karnevalisten, macht es kurz und schmerzlos: „Karneval braucht Menschen, deshalb bleiben wir zu Hause“. Stattdessen freut man sich im Wiehler Ortsteil bereits heute auf die Session 2021/2022. Auf Onlineveranstaltungen jeglicher Art verzichtet man zudem: „Schunkeln vor dem PC wirkt aufgezwungen“, sagt Wengefeld. Untereinander halten die Karnevalisten über die sozialen Medien Kontakt.

 

kv-bielstein.de

 

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Die Abstimmung ist beendet. Ende der Abstimmung: 26.01.2021, 12:00 Uhr
Ich werde Sitzungen und Züge im Fernsehen oder im Internet ansehen und auf dem Sofa schunkeln. - 83 Stimmen
  9 %  
Ich treffe mich virtuell bei Punschballen und Kölsch mit Freunden vor dem Monitor. - 29 Stimmen
  3 %  
Ich liebe den Karneval. Unternehmungen sind aber nicht möglich und ich freue mich auf die kommende Session, um dann wieder richtig durchzustarten. - 248 Stimmen
  26 %  
Ich habe mit Karneval nichts am Hut. Die "tollen Tage" sind für mich nicht wichtig. - 593 Stimmen
  62 %  
Gesamt: 953 Stimmen
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