LOKALMIX

Hitzewelle in der Pandemie

ls, sr; 08.08.2020, 16:55 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen/Severin Rothmann --- Reichlich Wasser ist dieser Tage Pflicht. Aber auch mit Obst kann man Flüssigkeitsdefizite gut ausgleichen.
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Hitzewelle in der Pandemie

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ls, sr; 08.08.2020, 16:55 Uhr
Oberberg - Heiß ist es im Kreis - Oberberg-Aktuell hat sich umgehört, Experten geben Ratschläge - Leser können Fotos mit Abkühl-Tipps schicken (AKTUALISIERT).

Leserbilder vom Hitze-Wochenende

 

[Hund Amy beim Eis schlecken, im Pool und in der Agger. "So kann man der Hitze trotzen", schreibt uns Frauchen Irmgard Baum.]

 

Von Severin Rothmann und Leif Schmittgen

 

Temperaturen um 35 Grad Celsius: OA hat sich umgehört, mit Menschen bei der Arbeit gesprochen, Apotheker befragt und ärztliche Tipps eingeholt. Wie schützen sich die OA-Leser vor der Hitze? Die Redaktion freut sich über Fotozusendungen an redaktion@oberberg-aktuell.de.

 

Volksbank Oberberg

Trotz des Sommerhochs "Detlef" sind die Mitarbeiter in der Volksbank-Filiale „Portal“ im Gummersbacher Forum ganz „cool“. Das liegt an der Klimatisierung des Kundenberatungsraumes. Ins Schwitzen kommt hier niemand - zumindest nicht wegen der Hitze. Geschäftsstellenleiter Mario Schevardo (Foto) führt die Klientengespräche sogar im Sakko samt Hemd und Krawatte. „Wir haben zwar die Erlaubnis des Vorstandes, die Jacke auszuziehen. Bisher ist das aber nicht nötig“, so Schevardo. Dank großzügig angelegter Plexiglasscheiben ist die Kundenberatung sogar ohne Gesichtsbedeckung möglich.

 

In einem der drei separaten Beratungsbüros dürfen auch die Kunden ihre Masken abnehmen, weil hier ebenfalls ein „Spuckschutz“ installiert ist. „Somit können wir auch längere Beratungen bequem durchführen." Privat wird Schevardo das Wochenende mit seiner Familie und seinen zwei Hunden mit einem Sprung ins kühle Nass genießen, dann aber garantiert ohne Anzug und Krawatte.

 

Eiscafé
[Nicht nur die fünfjährige Paula genießt bei hohen Temperaturen ein Eis.]

 

Da das gesamte Gummersbacher Forum gut gekühlt ist, müssen sich die Besucher für eine Erfrischung nicht extra ein Eis kaufen. Im Eiscafé Martini sind deswegen ungewöhnlich wenige Plätze besetzt. Stattdessen flanieren die Menschen durch das wohltemperierte Einkaufszentrum. „Besonders alte Menschen und Familien setzen sich an unsere Tische. Die meisten nehmen das Eis lieber in großen Portionen mit nach Hause“, sagt Jessica Martini, eine der Inhaberinnen. „Zurzeit schauen aber auch viele Kunden vorbei, um sich eine Abkühlung für unterwegs zu holen. Sie möchten aufgrund der Coronakrise nicht bei uns verweilen.“

 

 

Obst und Gemüsehändler

Saisonbedingt finden besonders Kirschen reißenden Absatz bei Sabine Konopka, Verkäuferin am Marktstand des Obst- und Gemüsehändlers Hildebrandt. Die Wärme tut ihr Übriges. Die Kunden kaufen zwar wegen der Hygienevorschriften normalerweise lieber im Freien ein: „Bei dieser Hitze kommen aber deutlich weniger.  Alle suchen nach einer Abkühlung“, weiß Konopka.

 

 

Fitnessstudio

Angesichts der aktuellen Temperaturen ist für viele an Sport nicht zu denken. Doch im Fitnessstudio „Clever fit“ an der Hindenburgstraße kann man über Kundschaft trotzdem nicht klagen. „Zwei Mal haben wir in den vergangenen Tagen sogar die zulässige Obergrenze der Gäste erreicht“, erzählt Trainer Andreas Herden. Nur am Wochenende sei es deutlich ruhiger. An den freien Tagen zieht es die Oberberger bekanntlich an die Badeseen. Aufgefallen ist ihm aber, dass viele Menschen nun vormittags kommen, um der Hitze zu entgehen. Das entlastet zudem die sonst üblichen Stoßzeiten. „Aber wer sowieso immer bei uns trainiert, der macht das auch bei 40 Grad“, erklärt er.

 

Hausärzteverband

Der Allgemeinmediziner und Vorsitzende des Hausärzteverbandes im Oberbergischen Kreis, Dr. Ralph Krolewski, sieht in den kommenden heißen Tagen eine besondere Gefahr für Kleinkinder, Senioren, chronisch Kranke, Obdachlose und Bewohner von Dachgeschoßwohnungen: Diese Personengruppen seien besonders hitzeanfällig. „Bei hohen Temperaturen steigt die Sterblichkeit, bei Vorerkrankungen, um bis zu zwölf Prozent“, sagt Krolewski.

 

Medikamente wie Blutdrucksenker, Psychopharmaka, Schmerzmittel und entwässernde Mittel würden die natürliche Fähigkeit des Körpers zur Hitzeanpassung unterdrücken. Doch auch gesunde Menschen, die körperlich schwer und in Corona-Zeiten mit Schutzausrüstung arbeiten, müssen ab einer Temperatur von 28 Grad mit Leistungseinbußen rechnen. „Pausen sind erforderlich, achten sie auf Zeichen der Hitzeerschöpfung und auf regelmäßiges Trinken“, rät der Arzt.

 

Heimische Vögel in der Natur

Wasser ist in diesen Tagen auch das A und O für die Vögel in der heimischen Natur. Wie Experte Horst Kowalski berichtet, nehmen die Tiere derzeit gerne ein Bad. „Nachdem sie sich im Staub von Parasiten im Federkleid befreit haben, tauchen sie gerne ab“, sagt der Bergneustädter. Deswegen sei es wichtig, dass zum Beispiel in Näpfen bereitgestellte Wasser regelmäßig zu wechseln. „So kann man Ansteckungsketten verhindern“, berichtet der Vogelfachmann. Außerdem wird das Wasser zum Durststillen genutzt. Gegen die Sonne sind die Tiere über ihr Federkleid übrigens bestens geschützt. Kowalski beobachtete in seinem Garten erst kürzlich eine Amsel, die alle viere von sich streckte und die Sonnenstrahlen sichtlich genoss.

 

[Foto: Silvia Knuf.]

 

Apotheke

Am Wasser hat sich in den vergangenen Tagen auch der Gummersbacher Apotheker Sven Schliwa (Foto) aufgehalten. Was ihn auch aus professioneller Sicht wirklich ärgert: „Die Menschen halten in den Schwimmbädern, unter anderem an den Rutschen, die Mindestabstände nicht ein. Auch wenn man noch nicht viel über das Coronavirus wisse. Förderlich für dessen Eindämmung sei dieses Verhalten nicht. „Auch wenn man in zwei Metern Abstand zueinander ansteht, verlängert sich die Wartezeit nicht", meint der Apotheker. Ein zweites Phänomen, dass Schiwa besonders in den vergangenen Tagen beobachtet hat, ist, dass viele die vorgeschriebene Maske am Hals oder Ohr tragen und diese erst beim Betreten seines Ladenlokals über das Gesicht ziehen. Der Apotheker nennt die Vorgehensweise „kontraproduktiv“. Denn vor jedem Auf- und Absetzen solle man sich die Hände desinfizieren. „Ansonsten ist der Maskeneffekt hinfällig“, sagt Schliwa.

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