LOKALMIX

Masken und Abstand wirken – aber auch Isolation mit Folgen

lw; 01.10.2021, 06:00 Uhr
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Foto: Lars Weber, Grafiken: DAK Gesundheitsreport für Nordrhein-Westfalen 2021 --- Die Gesundheit Oberbergs im Blick (v.l.): Dr. Johannes Michael Albers, Sascha Klein (Geschäftsführer Klinikum Oberberg), Wolfgang Brelöhr (Chef DAK-Gesundheit Oberberg), Dr. Franz Blaes und Tobias Schneider, stellvertretender Landrat des OBK.
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Masken und Abstand wirken – aber auch Isolation mit Folgen

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lw; 01.10.2021, 06:00 Uhr
Oberberg – DAK-Gesundheitsreport vorgestellt – Atemwegserkrankungen sinken im ersten Halbjahr 2021 enorm – Psychische Erkrankungen im Fokus.

Von Lars Weber

 

Home-Office, Abstand, die Masken, verstärkte Hygiene und weniger Kontakte haben ihre Spuren im neuen DAK-Gesundheitsreport hinterlassen, der heute im Kreiskrankenhaus in Gummersbach vorgestellt worden ist. Wie schon im vergangenen Jahr betrachteten die Zahlen nicht nur die Statistiken der vergangenen beiden Jahre, sondern es wurde auch bereits die Statistik für die ersten sechs Monate von 2021 herangezogen. Herausstechend: In dieser Zeit gab es 66 Prozent weniger Atemwegserkrankungen als im Vergleichszeitraum 2020. Dadurch lag der Krankenstand im Bergischen von Januar bis einschließlich Juni bei 3,5 Prozent und damit 0,5 Prozentpunkte niedriger. Für Wolfgang Brelöhr, Chef der DAK-Gesundheit Oberberg, der den Report vorstellte, eine klare Folge eingangs genannter Faktoren. „Sie schützen nicht nur vor Corona, sondern auch vor anderen Erkältungserregern.“

 

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Die Erkältungskrankheiten sind 2021 bislang nicht einmal in den Top Drei der Krankheiten vertreten, die am häufigsten zur Arbeitsunfähigkeit führen. Sie rangieren nur auf Platz vier. Stattdessen sind Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Erkrankungen weit vorne. Ein Trend, der sich mit den Zahlen aus dem kompletten Jahr 2020 deckt. Hier gingen die meisten Fehltage (272 je 100 Versicherte, 19,4 Prozent der Fehltage insgesamt) auf das Konto von Depressionen und anderen psychischen Krankheitsbildern.

 

 

Dr. Johannes Michael Albers, Chefarzt der Allgemein- und Gerontopsychiatrie, bestätigte den Trend. Bei ihnen gebe es eine Warteliste für die Aufnahme. „Gerade ältere Menschen hätten viele soziale Kontakte verloren und seien isoliert.“ Es komme vermehrt zu Suizidversuchen. Eine ähnliche Entwicklung sei bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten. Bei ihnen seien vor allem Essstörungen zu beobachten. Mit den Folgen der Pandemie werde man noch lange zu tun haben. „Die Herausforderungen kommen erst noch!“ Er plädierte dazu, dabei auch vor allem Kindern und Jugendlichen große Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und sehr behutsam mit dieser Generation umzugehen.  

 

Dr. Albers und auch Dr. Franz Blaes, Chefarzt der Neurologie, kritisierten dabei den Schutz der Kinder in Schulen und Kitas. Konzepte seien viel zu spät entwickelt und auch nur inkonsequent umgesetzt worden. „Da wurde viel verschlafen.“ Auch wenn viele Kinder und Jugendliche symptomfrei blieben und das Virus unbemerkt weitertragen, sollte nicht vergessen werden, dass es auch Kinder und Jugendliche mit schwereren Verläufen gebe. „Und meist sind die Infektionen zu verhindern.“

 

 

Hinter den psychischen Erkrankungen folgen Muskel-Skelett-Erkrankungen, etwa Rückenleiden, auf dem zweiten Platz. 2020 sorgten sie für 247 Fehltage (je 100 Versicherte). Im ersten Halbjahr 2021 sind diese Erkrankungen bereits Spitzenreiter. Betrachtet man die körperlichen Gesundheitsrisiken im Home-Office, ist dies kein Wunder. So gaben in der DAK-Studie 44 Prozent der Beschäftigten an, dass sie sich im Home-Office weniger bewegten, ein Drittel hat mindestens drei Kilo zugenommen und ebenfalls ein Drittel hat mehr Rückenschmerzen.

 

 

In diesem Zusammenhang warb Dr. Franz Blaes, Chefarzt der Neurologie, angesichts voller Notaufnahmen für verbesserte Aufklärung. „Viele Menschen wissen nicht, wie sie mit den Schmerzen umgehen sollen.“ Dabei helfe bei manchen Beschwerden schon die richtige Schmerztablette oder Bewegung. Dieses Wissen könne helfen, einige Krankenhausaufenthalte zu vermeiden und Fehltage zu reduzieren.

 

Dr. Blaes blickte auch auf die Entwicklung der Pandemie. „Gerade Long Covid wird uns noch sehr beschäftigen.“ Schon jetzt seien bei mehr als der Hälfte der Patienten, die auf der Intensivstation waren, Folgeschäden sichtbar. „Der Weg aus der Pandemie geht nur über das Impfen“, sagte Dr. Blaes weiter. Diese wirke gut, die Vorteile überwiegen die Risiken deutlich. Dabei rät er allen 65-Jährigen und immungeschwächten Menschen, deren Zweitimpfung länger als sechs Monate zurückliegt, zur Auffrischung. Jüngste Studien hätten gezeigt, dass Menschen dieser Bevölkerungsgruppe mit Booster-Impfung 15- bis 16-Mal seltener im Krankenhaus landen, falls doch eine Infektion erfolgt. Dr. Blaes ist überzeugt, dass im Winter die Inzidenz wieder anziehen wird. Aber es werde eine „Pandemie der Ungeimpften“ sein.

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