LOKALMIX

Großprojekt 'Neue Mitte' nimmt Fahrt auf

pn; 26.10.2021, 11:10 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Die Tiefbaumaßnahmen für Bergneustadts 'Neue Mitte' sind in vollem Gang.
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Großprojekt 'Neue Mitte' nimmt Fahrt auf

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pn; 26.10.2021, 11:10 Uhr
Bergneustadt - Tiefbaumaßnahmen für das neue Gebäude in Bergneustadts Zentrum sollen bis Weihnachten abgeschlossen sein - Boden sorgte für Probleme - Aldi-Markt soll Ende kommenden Jahres öffnen.

Von Peter Notbohm

 

Die Fortschritte in der 'Neuen Mitte' in Bergneustadt sind unverkennbar. Von der ehemaligen Textilfabrik Müller ist nichts mehr zu sehen, auch die später von der Investorengruppe aufgekauften Gebäude an der Othestraße gehören längst der Vergangenheit an. Schritt für Schritt entsteht derzeit das Großprojekt im Zentrum – die Tiefbaumaßnahmen sind inzwischen beinahe vollständig abgeschlossen, waren gleichzeitig aber auch das schwierigste Unterfangen.

 

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„Wir sind vom Baugrund wirklich überrascht worden“, sagt Paul Daub (Foto), Geschäftsführer der Projektgemeinschaft. Vor allem der Boden am Kreisel Deutsches Eck sorgte bei den Planern und Baufirmen für erhebliche Kopfschmerzen. Der Fels an dieser Stelle war dermaßen massiv, dass insgesamt drei Bohrmeißel – jeder kostete 7.000 Euro – bei den Arbeiten verbogen wurden. Ganz anders das restliche Gelände: Hier bestand der Untergrund weitgehend aus Auenlehm und sandigen Kiesen - Materialien, die eine ungünstige Tragfähigkeit haben. Das im Vorfeld angefertigte Bodengutachten hatte die wechselnden Bodenverhältnisse nicht zu Tage gefördert. „Das konnte im Vorfeld niemand ahnen. Solche Gutachten werden nicht so engmaschig gemacht. Es ist völlig unüblich, dass auf so einem kleinen Grundstück ständig wechselnde Bodenverhältnisse vorhanden sind“, erklärt Daub die Überraschung der Architekten.

 

[Video: Eugen Daub im Interview zu den aktuellen Arbeiten. Bürgermeister Matthias Thul hat Lust auf die Zukunft Bergneustadts.]

 

Neues Gebäude entsteht auf über 300 Bohrpfählen

 

Insgesamt 324 Bohrpfähle in einer Tiefe von drei bis vier Metern wurden deshalb installiert und mit flüssigem Beton armiert – Zusatzkosten in Höhe von 600.000 Euro entstanden durch die aufwendigen und keineswegs eingeplanten Arbeiten. Inzwischen wurde mit den Hochbauarbeiten begonnen. Vorgezogen wurde zudem der Bau des Blockheizwerks, dessen Decke bereits fertig betoniert ist. Es soll schon im Winter die Bestandsobjekte Stadthotel und Hochhaus versorgen. In knapp drei Wochen sollen die am Montag begonnenen Arbeiten abgeschlossen sein.

 

[Bürgermeister Matthias Thul (r.) lässt sich von Projektleiter Paul Daub die Fortschritte an der Baustelle erklären. Das Stadtoberhaupt freut sich schon auf ein optisches Highlight im Zentrum, das Lust auf mehr mache (siehe auch Statement im Video)].

 

Zusätzlich wurden bereits Betonarbeiten im Bereich Othestraße und Bahnstraße gemacht. Läuft alles nach Plan, soll das Tiefgeschoss mit der künftigen Tiefgarage und den Technikräumen unter dem Aldi-Markt noch vor der Weihnachtspause fertig gestellt sein. Hierbei sei man aber witterungsabhängig. Der überraschend verregnete Sommer hat die Arbeiten erschwert, da der Boden extrem feucht sei, so Daub. Insgesamt hängt das Projekt derzeit etwa zwei bis drei Wochen hinter den Planungen zurück. Dadurch, dass betonierte Wände bereits in Fertigteilen hergestellt wurden und anders als geplant nicht erst vor Ort gegossen werden, wird die Verzögerung zumindest ein wenig abgefedert.

 

[Hier entsteht das zukünftige Haus der Therapie.]

 

Arbeiten am Haus der Therapie weit fortgeschritten

 

Schon wesentlich weiter ist man mit den Sanierungsarbeiten am Stadthotel, das künftig ein Haus der Therapie wird. Im Obergeschoss ist bereits ein Autismus-Zentrum eingezogen, die darunterliegende Etage ist für eine Physiotherapie ebenfalls bereits fertiggestellt. Aktuell wird am ersten Obergeschoss gearbeitet, in dem zum Jahreswechsel ein Zentrum für Logopädie und Ergotherapie einziehen wird. Zusätzlich werden die energetischen Maßnahmen in Angriff genommen: Ein neues Dach mit Dämmung, durchweg dreifachverglaste Fenster, neue Türen sowie eine neue Wärmedämmung in den Außenwänden.

 

Ausgeschachtet wird derzeit zudem das Loch für den neuen Glasaufzug. Auch hier stieß man auf Probleme. Wasserkanäle, Strom- und Telefonleitungen mussten bzw. müssen allesamt verlegt werden – Mitte November soll mit der Installierung des Aufzugs begonnen werden, noch vor Weihnachten soll er in Betrieb genommen werden. Erst wenn die Sanierungen am Stadthotel abgeschlossen sind, wird mit den Arbeiten am Hochhaus (Foto) begonnen, um die Nachbarn in direkter Umgebung zu schonen. Auch hier wird es energetische Maßnahmen geben. Zudem erhält jede Wohnung einen üppigen Balkon von zwölf bis 15 Quadratmetern. „Das bedeutet eine echte qualitative Steigerung. Man kann das gar nicht mehr mit dem vorherigen Zustand vergleichen“, meint Daub. Abgeschlossen sollen die Sanierungsarbeiten Ende 2022 sein.

 

Gesamtprojekt teurer als geplant

 

Dann sollen auch die Bauarbeiten am neuen Aldi-Markt fertiggestellt sein. Ursprünglich hatte man den April 2021 als Endziel anvisiert, sich von dieser Planung aber bereits Anfang 2020 verabschiedet. Die Corona-Pandemie hatte nur wenig Einfluss auf den baulichen Fortschritt. Stattdessen waren es viele planerische Überlegungen, die das Projekt um anderthalb Jahre verzögerten. „Es waren ein paar Hürden zu nehmen“, sagt Daub. Unter anderem musste man berücksichtigen, dass die Dörspe verrohrt ist. Entsprechend sind die Projektkosten gestiegen. Ging man anfangs noch von zwölf Millionen Euro für alle drei Baumaßnahmen aus, liege man mittlerweile bei über 20 Millionen Euro. Nur ein Teil hiervon ist auf gestiegene Baukosten zurückzuführen. Auch, dass man die Wohnungen über dem Aldi-Markt nun vermietet, statt sie zu verkaufen, hat zu Mehrbelastungen im Gesamtvolumen geführt.

 

[Noch in diesem Jahr soll der neue Aufzug in Dienst genommen werden.]

 

„Spätestens als wir uns im Gesellschafterkreis entschieden haben, die Häuser an der Othestraße zu kaufen, um sie abzureißen, haben wir das normale Renditeverständnis aufgegeben“, sagt Daub. Dass die Bergneustädter Investorengruppe sich zu diesem Schritt entschlossen habe, sei allerdings gar nicht hoch genug anzurechnen, meint er: „Hier wird nicht preiswert, praktisch, quadratisch gebaut, sondern es werden Gebäude errichtet, die städtebaulich auch in 20 bis 30 Jahren noch ansehnlich sind – trotz gestiegener Preise.“ Es sei bemerkenswert, dass es nie einen Versuch gegeben habe, die Kosten zu Ungunsten der Qualität zu senken. „Das ist kein normales Investorenverhalten“, so der Architekt weiter. Wenn der Bau abgeschlossen ist, wird man erstmals seit 1906 wieder eine Sichtachse von der Altstadt in die Stadtmitte hinein haben. „Das geht nur, weil man hierfür Bergneustädter gewonnen hat, die für Bergneustadt denken, hier wohnen und etwas für ihre Stadt tun wollten“, sagt Daub.

 

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