KAFFEEKLATSCH

Verwaltungsmensch und Techniker durch und durch

ls; 18.10.2019, 08:00 Uhr
Fotos: Leif Schmittgen --- Am 31. Dezeber geht Friedrich Hachenberg in den Ruhestand.
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Verwaltungsmensch und Techniker durch und durch

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ls; 18.10.2019, 08:00 Uhr
Wipperfürth - Zum Jahresende verabschiedet sich Wipperfürths Fachbereichsleiter Friedrich Hachenberg in den Ruhestand – Er blickt auf eine steile und bewegende Karriere zurück und hat etliche Zukunftspläne.

Von Leif Schmittgen

 

Im Büro von Wipperfürths Fachbereichsleiter Friedrich Hachenberg sieht es eigentlich aus wie immer. Lediglich einige Kartons in der Ecke der Amtsstube trüben das gewohnte Bild und deuten auf einen Abschied hin, denn der Verhinderungsvertreter des Bürgermeisters beginnt langsam damit, seinen Arbeitsplatz zu räumen. Ein Abschied, der schon länger geplant ist, je näher der Zeitpunkt rückt, aber für Wehmut beim „Verwaltungsmenschen durch und durch“ - so betitelt sich Hachenberg selber - sorgt. Melancholie kommt vor allem wegen der „tollen Mannschaft“ auf, seine Mitarbeiter seien ihm im Laufe der Jahre sehr wichtig gewesen. „Die finale Entscheidung fälle ich“, sagt der für etwa 240 Köpfe verantwortliche Chef und ergänzt, dass er in die Prozesse immer die Meinungen seiner Mitarbeiter habe mit einfließen lassen. „Auch für konstruktive Kritik war ich immer offen.“

 

[Die ersten Kartons werden bereits gepackt.]

 

Und die Toleranz des heutigen Chefs kommt nicht von ungefähr, hat er sie in früheren Jahren doch selbst erfahren dürfen: 1976 war es ausgerechnet die Bundeswehr, die dem damaligen Wehrdienstleistenden die Türen zum Verwaltungsdienst aufstieß. Zum 1. August desselben Jahres trat er nämlich seine Ausbildung bei der Stadtverwaltung an, obwohl er eigentlich noch bis Anfang Oktober als Soldat in Diensten des Staates stand. „Das ging damals mit einer Sondergenehmigung“, ist Hachenberg heute noch dankbar für diese Möglichkeit. Seine Chance im Verwaltungsdienst hat er konsequent genutzt. Bis in den höheren Dienst hat es Hachenberg in seinen fast 44 Jahren Beamtendasein geschafft, das verrät auch seine mehrere hundert Seiten dicke Personalakte, die er zum Gespräch herausgeholt hat. Beim Blättern durch den Ordner fällt dem scheidenden „Verwaltungsdirektor“ - so seine amtliche Berufsbezeichnung - der eine oder andere "Meilenstein" aus seiner Laufbahn ein.

 

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Unter anderem die Herausforderung, plötzlich für sehr viele Bereiche verantwortlich zu sein: Führungsfunktionen hatte er, zum Beispiel als Ordnungsamtsleiter, bereits vorher inne, ab dem Jahr 2000 war er „für alle Themen, außer den Finanzen“, zuständig. Für ihn eine Herausforderung, die er seinerzeit gerne angenommen habe und die ihn bis zum heutigen Tag ausfüllt. Als „Highlights“ der vergangenen Jahre nennt Hachenberg zum einen das 800. Stadtjubiläum 2017 und zum anderen den Wirbel, um die indischen Grauwackesteine auf dem Marktplatz. „Da haben wir schon einiges einstecken müssen, obwohl es weitgehend nicht in unserer Entscheidungsgewalt gelegen hat“, resümiert Hachenberg.

 

Auf den Dienstwegen sei alles sauber gelaufen, die emotionale Seite bei dieser Frage könne er aber durchaus verstehen. „Es war schwierig den Menschen zu erklären, wie so ein Verfahren abläuft“, nimmt Hachenberg auch die Medien im Umgang mit dem Thema in die Kritik. „Da wurden Worte aus dem Zusammenhang gerissen“, erinnert er sich an die, aus seiner Sicht, "schmerzliche Berichterstattung" von vor allem bundesweit tätigen Medien. Persönlich habe ihm das Thema viel Energie geraubt.

 

Die verlorene Kraft holt sich Hachenberg durch seine Technikbegeisterung zurück, zum Beispiel bei einem seiner Traktoren. „Damit muss ich mindestens einmal pro Woche arbeiten“, verrät er schmunzelnd. Terrain zum Austoben hat er dafür genug, denn der 63-Jährige ist nicht nur beruflich fest mit Wipperfürth verbunden: 1955 im örtlichen Krankenhaus geboren, wuchs er im Stadtteil Ente, nahe Wipperfeld auf. Auch wenn er heute im Stadtzentrum lebt, nutzt er die weiten Flächen rund um sein Elternhaus dazu, seinem „zweitliebsten Hobby“, der Landwirtschaft, nachzugehen und so gleichzeitig für Ausgleich zum Berufsleben zu sorgen. Seine größte Leidenschaft, so sagt der zweifache Vater, gelte aber seiner knapp einjährigen Enkeltochter, mit der er - nach dem Eintritt in den Ruhestand – noch mehr Zeit verbringen möchte.

 

Und wie sehen die weiteren Zukunftspläne aus? „Ich weiß es noch nicht genau. Ich werde sicherlich viel zu tun haben, wie ich meine Zeit einteile, wird sich später zeigen“, fiebert er dem neuen Lebensabschnitt mit einem lachenden und weinenden Auge entgegen. „Ich werde meine Arbeit schmerzlich vermissen“, weiß er schon jetzt und denkt andererseits darüber nach, sich einen Hund anzuschaffen, für dessen Pflege er dann endlich ausreichend Zeit habe und so neue Seiten des Lebens kennenlernen kann. Auch seine alte Leidenschaft, das Amateurfunken, möchte der selbst ernannte Technikliebhaber wieder aufleben lassen. Und schließlich kann er sich vorstellen, eine ehrenamtliche Tätigkeit zu übernehmen. Konkrete Pläne gibt es dazu aber noch nicht.

 

Bleibt als letzte Frage, warum der Wechsel in den Ruhestand lange geplant war: „Ich habe mich bewusst dazu entschieden, ein Jahr früher zu gehen“, so Hachenberg. Dafür verzichtet er schon länger auf Teile seiner Besoldung, die geringeren Bezüge sind aufgeteilt bis zum eigentlichen Ruhestandseintritt Ende 2020. Zeit, die ihm nach eigener Aussage Lebensqualität, auch für die gemeinsamen Stunden mit seiner Partnerin schenkt.

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