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Mit kuriosen Geschichten zum Deutschen Rekord

ls; 2. Feb 2018, 13:15 Uhr
Bild: Michael Kleinjung --- Frank Mertens ist ein wahrer Zahlenjongleur und knackte den Deutschen Gedächtnisrekord mit Bravour.
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Mit kuriosen Geschichten zum Deutschen Rekord

ls; 2. Feb 2018, 13:15 Uhr
Bergneustadt - Der Bergneustädter Frank Mertens hat ganze 11.004 Nachkommastellen der unendlichen Kreiszahl Pi im Kopf und ist deshalb der beste deutsche Gehirnjongleur in der Rangliste der internationalen Gedächtniskünstler.
Von Leif Schmittgen

Angefangen hat alles mit einem Buch, das Frank Mertens vor einigen Jahren von seinem Nachbarn Knut Lückert zum Geburtstag geschenkt bekam. In diesem ist das sogenannte Major-System enthalten, eine Methode um das Gedächtnis anhand von Buchstaben auf besonders lange Zahlenreihen zu trainieren. Schon beim ersten Blick war der Ehrgeiz des mathematikbegeisterten Bergneustädters geweckt und er machte sich ans Werk: „Das Geheimnis liegt darin, sich aus Buchstaben die jeweils für eine Ziffer stehen, Geschichten auszudenken“, verrät der 57-Jährige seine Technik, sich ganze 11.004 Stellen merken zu können. So stünden beispielsweise für die Zahl Eins die Buchstaben „D“ oder „T“. „Diese Geschichten im Kopf sind oft sinnlos und oft auch obszön. Über die Inhalte verrate ich deshalb nichts“, sagt Mertens mit einem Schmunzeln.

Das Ganze funktioniere natürlich nicht von heute auf morgen, sondern erfordere viel Training, berichtet Mertens. Knapp zwei Jahre hat sich der Gedächtniskünstler, der seit 36 Jahren als Nachtwache in einem Pflegeheim arbeitet, mit verschiedenen Hilfsmitteln auf sein großes Ziel vorbereitet. Tolle Unterstützung hat er dabei von seinem elfjährigen Neffen Alexander erhalten: „Er hat mir eine App entwickelt, mit der ich bis zu 15.000 Stellen arbeiten konnte“, lobt Mertens seinen Neffen. Viele dieser Apps gebe es zwar in diversen Portalen zum Download, allerdings sei da bei 5.000 Stellen Schluss.


Um einen Rekordversuch zu starten, braucht man Zeugen. Die waren im Bekanntenkreis schnell gefunden. Neben Nachbar Lückert stand außerdem noch Mertens' Bekannte Martina Elder treu zur Seite. Da es sich beim Rekordversuch aber um mehr als 1.000 Zahlenstellen handelt, ist laut den Statuten der internationalen Gedächtnisgemeinde ein Jurist als weiterer Zeuge nötig. Dieser wurde über Umwege dann auch gefunden. Mertens: „Zunächst habe ich beim Notar nachgefragt, bin dort allerdings nicht weiter gekommen“. Über eine Arbeitskollegin seiner Frau Christa, die als Lehrerin arbeitet, sei schließlich der Kontakt zur Juristin Anna Mehlmann entstanden, die sich bereiterklärte, den Rekordversuch kostenlos zu dokumentieren. Die Zahlenlisten liegen den Zeugen auf Papier vor und  können so auf ihre Richtigkeit überprüft werden.

Am 23. Januar war es so weit und Frank Mertens schaffte ganze 11.004 Stellen im Kopf in der Zeit von zwei Stunden und elf Minuten. Damit überbot er den Rekord von Dr. Klaus Schubert aus Detmold um ganze 100 Stellen. „Ich habe die Messlatte extra hoch angelegt, damit ich den Rekord möglichst lange halte“, ist sich Mertens sicher, dass sein Kontrahent aus dem Lipperland bald angreifen wird. Für diesen Fall sei er gewappnet und würde dann erneut angreifen. Im Moment wolle sich Mertens aber einfach ein bisschen erholen und sein Gedächtnis entspannen. Trotzdem arbeite er derzeit an einer anderen Aufgabe, nämlich den achtstelligen Code eines Tresors mithilfe von Algorithmen zu knacken.

In der offiziellen Rangliste (www.pi-world-ranking-list.com) ist Mertens auf Rang 18 geführt. Er ist sich sicher, dass er den Weltrekord von 70.030 Ziffern nicht knacken kann. „Auf den ersten zehn Plätzen sind ausschließlich Asiaten vertreten“, berichtet Mertens, der sich die enorme Gedächtnisleistung der Vertreter aus dem fernen Osten nicht erklären kann, diese aber bewundert.
  
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