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Manuel Wolff: "Ich will oben angreifen"

lo; 28. Jun 2005, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Manuel Wolff: "Ich will oben angreifen"

lo; 28. Jun 2005, 00:00 Uhr
(lo/13.6.2005-12:30) Von Björn Loos
Gummersbach – Torwart Manuel Wolff auf Gummersbach-Bruch ist mit den Sportfreunden Siegen in die zweite Fußball-Bundesliga aufgestiegen - der 22-Jährige im Gespräch mit OA über den Traum vom Profi-Fußball und seine Chancen auf einen Stammplatz.
Oberberg-Aktuell: Was war das für ein Wechselbad der Gefühle vergangene Woche. Trotz einer Führung bei Darmstadt 98 war Siegen bis zur 85. Minute weiterhin Regionalligist, da Augsburg gegen Regensburg vorne lag.

Manuel Wolff: Das war wirklich verrückt. In der ersten Halbzeit jubelten unsere Fans plötzlich, obwohl im Spiel gar nichts passiert war. Es stellte sich aber heraus, dass in Augsburg gar kein Tor gefallen war. Nach der Pause mussten wir uns alle warmlaufen, sogar ich als Ersatztorwart. Dann kamen immer neue Nachrichten aus Augsburg. Es hieß, es stünde 1:1, dabei war noch gar kein Tor gefallen. Als wir kurz vor Schluss mit 3:1 führten und dann tatsächlich der Regensburger Ausgleich fiel, war die Stimmung natürlich riesig.

OA: Die Euphorie in Siegen ist jetzt bestimmt riesengroß. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte gelang der Sprung in den Profi-Fußball.

Wolff: Für den Verein und die Region ist das eine große Sache. Wir hatten zwar in den vergangenen Jahren auch immer 4.000 bis 5.000 Zuschauer, aber das allgemeine Interesse war nicht so stark. Als wir jetzt oben mitgespielt haben, hat man gemerkt, was für ein Potenzial da ist. Der Zuschauerschnitt lag zuletzt bei 6.500, beim letzten Heimspiel hatten wir 13.000 Fans im Stadion.

OA: In den beiden Jahren davor sind die Sportfreunde zweimal sportlich abgestiegen, retteten sich erst aufgrund von Insolvenzen anderer Clubs. Hat diesmal niemand mit den Sportfreunden gerechnet und welchen Anteil hatte Trainer Ralf Loose am Erfolg?

Wolff: Auch wenn ich nicht gespielt habe, muss ich sagen, dass er ein sehr guter Trainer ist. Ich finde es schade, dass er nach Sankt Gallen geht. Ich glaube schon, dass er der Hauptfaktor zum Aufstieg war. Er hat die Mannschaft auf zwei, drei Positionen und die taktische Formation geändert. Selbst wenn wir mal schlecht gespielt haben, hat er mit uns normal weitergearbeitet und die Fehler in aller Ruhe angesprochen.

OA: Der neue Coach Jan Kocian hat im „Kicker“ gesagt, dass mit dem ersten Trainingstag der Kampf ums nackte Überleben beginne. Trifft diese Aussage zu?

Wolff: Ich denke schon. Mit 15 Spielern wurden die Verträge verlängert, dazu werden acht bis neun Neuzugänge kommen. Selbst wenn dabei ein paar Hochkaräter sind, wird es sehr schwer gegen die großen Mannschaften. Vielleicht können wir aber auch so eine Rolle wie Mainz 05 in der letzten Bundesliga-Saison spielen. Gerade in der zweiten Liga ist fast alles möglich.

OA: Der VfL Bochum oder Hansa Rostock im Leimbachstadion. Da ist die Vorfreude doch riesengroß?

Wolff: Auf jeden Fall. Wenn man bedenkt, dass wir nächste Saison unter anderem in der Münchener Allianz Arena gegen 1860 München spielen werden, muss ich sagen, dass ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Die Heimspiele gegen Spitzenclubs wie Bochum werden bestimmt ausverkauft sein. Endgültig begreifen, was passiert ist, werde ich wahrscheinlich erst, wenn wir demnächst die Trainingsanzüge mit dem aufgedruckten Bundesliga-Logo bekommen.

OA: Ihr persönliches Ziel ist es, mehr Einsätze zu bekommen und sich nicht dauerhaft in der Oberliga-Reserve Spielpraxis zu holen. Adnan Masic hat allerdings derzeit die Nase vorn.

Wolff: Ich will oben angreifen und hoffe, dass ich unter dem neuen Trainer eine Chance bekomme. Einen großen Unterschied gibt es zwischen Masic und mir meiner Meinung nach nicht. Ralf Loose hat mir gesagt, dass ich dieses Jahr noch einmal einen Riesenschub gemacht habe. Was mir fehlt, ist die Spielpraxis, obwohl ich schon fast 100 Oberliga-Partien bestritten habe. Aber die Oberliga ist halt etwas anderes als die Regionalliga oder die zweite Bundesliga.


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