Archiv

Bewegende Berichte über die Flucht

Red; 5. Oct 2015, 10:18 Uhr
Bilder: privat --- Syrische Flüchtlinge berichteten in Wiehl über ihre teils dramatische Flucht.
ARCHIV

Bewegende Berichte über die Flucht

Red; 5. Oct 2015, 10:18 Uhr
Wiehl - Ein Begegnungsabend besonderer Art im Evangelischen Gemeindehaus in Wiehl mit einer Spendenübergabe an die Flüchtlingshilfe Wiehl.
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ -unter diesem Motto von Martin Buber folgten insgesamt 130 Besucher der Einladung zu einem außergewöhnlichen Begegnungsabend ins Evangelische Gemeindehaus in Wiehl, der im Rahmen der Interkulturellen Woche stattfand. Es waren vor allem syrische Flüchtlinge, die mit ihren Betreuern nach Wiehl gekommen waren: aus Volkenrath, den „Bergdörfern“ und den Unterkünften aus dem Wiehler Umfeld. Michael und Monika Höhn führten durch den Abend. Susanne Focke-Gebauer interviewte Flüchtlinge aus Volkenrath, die mit Hilfe von Übersetzern über ihre Fluchtgründe, ihre Fluchtwege und ihre Odyssee berichteten, bis sie endlich Deutschland erreicht hatten. Bewegend erzählte in gut verständlichem Deutsch eine 28-jährige syrische Mutter mit ihren vier Kindern den Leidensweg vor drei Jahren, ihre mehrtägige Überfahrt in einem sieben Meter langen Boot und die Erkrankung ihrer Kinder, die dringend Hilfe benötigten. Inzwischen besuchen sie den Kindergarten und die Schule in Wiehl.


Ein syrischer Orthopäde hatte einige wenige Fotos zur Verfügung gestellt, die ihn bei der Operation in der Klinik seiner Heimat zeigten und Fotos von der jetzt zerstörten Stadt. Die anwesenden Syrer dankten mit einem kräftigen Applaus für die freundliche Aufnahme und die Hilfsbereitschaft der vielen Ehrenamtler, von denen sie begleitet wurden. Für ein ganz besonderes Highlight hatten die beiden Musiker Theresa Hellwig und Pepe Zamorano aus Chile (heute Köln) der Gruppe „Zanate“ gesorgt. Mit einfühlsamer lateinamerikanischer Musik und Mut machenden Widerstandsliedern von Victor Jara begeisterten sie die Zuhörern, die zum Singen und Mitklatschen aufgefordert wurden.


[Moderator Michael Höhn (im Vordergrund links) und seine Gäste diskutierten in Bergneustadt über die Geschichte der Zuwanderung in Deutschland.]

Ein reichhaltiges Buffet, das Katja Celik aus Wiehl zubereitet hatte und verschiedenen Fingerfood-Einzelspenden gab es Gespräche an Stehtischen, bis die Flüchtlinge wieder in ihre Unterkünfte und nach Hause gefahren wurden. Gabi Burdy von der Flüchtlingshilfe Wiehl nahm einen symbolischen Scheck über 1.075 € für die Flüchtlingshilfe Wiehl entgegen. Dieser Betrag ergab sich aus der Kollekte des Ometepe-Gottesdienstes in der Wiehler Kirche. Der Fachausschuss Ometepe im Evangelischen Kirchenkreis An der Agger hatte beschlossen, die eingegangene Kollekte über 1.750 € zu teilen und der Flüchtlingshilfe Wiehl davon 875 € zu überweisen.

Wenige Tage zuvor war Dr. Mohammad Heidari, (Hochschuldozent der Universität Köln für Medien- und Islamwissenschaft, Konflikt- und Friedensforschung) als Referent vom türkischen Verein UETD in den Krawinkelsaal nach Bergneustadt eingeladen worden und gab Denkanstöße über die Hintergründe der Zuwanderung in Deutschland. Zuwanderung in Deutschland habe eine lange Geschichte und seit der Phase des Wiederaufbaus der Bundesrepublik Deutschland eine neue Dimension erfahren. Mit einem Impulsvortrag und anschließenden Gesprächsrunden in Kleingruppen, an denen sich neben 50 Besuchern – unter ihnen zahlreiche Muslime - auch die Bürgermeister Wilfried Holberg aus Bergneustadt, Frank Helmenstein aus Gummersbach, Dr. Gero Karthaus aus Engelskirchen, die stellvertretende Bürgermeisterin Susanne Maass aus Reichshof, Jörg Bukowski aus Morsbach sowie Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche beteiligten. Michael Höhn moderierte die Veranstaltung. Das Honorar und den Erlös vom Verkauf seines Buches hatte Dr. Heidari für die Flüchtlingsarbeit in Wiehl zur Verfügung gestellt.
WERBUNG