Bergneustadt - Der Bezirksligist verpasste dem Kader eine Frischzellenkur und will endlich wieder in ruhigeren Fahrwassern unterwegs sein.

Von Björn Loos


Gerade so eben über die Ziellinie gerettet: Der Bezirksliga-Aufenthalt von Baris Spor Hackenberg hing in der vergangenen Saison am seidenen Faden. Bezeichnend für die unbefriedigende Saison war, dass man am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt nur aufgrund der Tatsache sicherte, dass Konkurrent Kalk parallel zur Hackenberger Pleite in Hoffnungsthal ebenfalls verlor. Nachdem die vergangenen beiden Spielzeiten überhaupt nicht nach den Vorstellungen von Trainer Theo Boxberg und den Klubverantwortlichen verlief, ist der Kader verstärkt worden. Da die Saison-Vorbereitung für Baris Spor-Verhältnisse ausgezeichnet verläuft und der Coach 20 oder mehr Spieler beim Training begrüßen kann, scheint die Zielsetzung, einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen, nicht unrealistisch. Auf längere Sicht will der Verein wieder ans Tor zur Landesliga anklopfen. 

Kommen und Gehen

Die Zeiten, als der Verein wie ein Durchlauferhitzer wirkte und jeden Sommer eine große Fluktuation vonstatten ging, sind definitiv vorbei. Diesmal haben den Hackenbergern lediglich zwei Spieler den Rücken gekehrt: Der launischen Diva Daniel Patzer weint man keine einzige Träne hinterher, zumal er in der Rückrunde keine Rolle mehr spielte. Er versucht sich jetzt bei seinem Ex-Klub SSV Bergneustadt. Yasin Tosun war eine gute Ergänzung im Angriff, strahlte aber nie große Torgefahr aus. Der Stürmer schließt sich wieder dem SC Borussia Kalk an.

Bei den Neuzugängen setzt der Verein auf junge, ehrgeizige Spieler. Ein neuer Anwärter auf den Posten im Tor ist Bastian Metz, der vom Kreisliga B-Absteiger Borussia Derschlag kommt und nun die höherklassige Herausforderung sucht. Für die Offensivabteilung wurde Mehli Benderlioglu geholt. Boxberg hält auf dessen Spielstärke und Flexibilität große Stücke. Gespannt darf man sein, wie schnell sich Erkan Koc nach seiner längeren Pause wieder zurechtfindet. Fit ist der Allrounder auf jeden Fall.

Mit Markus Wedel vom TuS Reichshof steht eine weitere Option für den Angriff bereit, Talent Olcay Sen muss wegen einer Leistenverletzung noch für mehrere Wochen aussetzen. Kicker aus der Reservemannschaft und der eigenen Jugend vervollständigen den Kader. „Dazu darf man nicht vergessen, dass Adem Ilkay und Nail Okuyucu auch wie Neuzugänge zu sehen sind“, sagt Boxberg. Der Abwehrchef will nach einer Seuchen-Saison und zwischenzeitlichen Abwanderungsgedanken wieder angreifen. Okuyucu, der im Winter vom FV Wiehl kam, musste wegen einer Wechselsperre fast die komplette Rückrunde zuschauen.

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Mit dem großen Kader stellt sich die personelle Situation geradezu luxuriös dar. „In allen Mannschaftsteilen wird der Konkurrenzkampf enorm angeheizt“, freut sich der Coach. Gleich vier junge Torleute kämpfen um das Trikot mit der Nummer eins – Ausgang offen. In der Abwehr wird nach einigen misslungenen Versuchen nun endgültig auf die Viererkette umgestellt. Bewerber um die Plätze gibt es genügend, und im Mittelfeld sieht es genauso aus. „Dort sind wir in diesem Jahr fußballerisch sehr stark besetzt. Die Hauptaufgabe wird für mich sein, aus den vielen Häuptlingen auch Indianer zu formen“, sagt Boxberg zu dem Großangebot an Kreativkräften. „Die Spieler müssen lernen, dass nicht alle nach vorne stürmen und Tore schießen können. Dauerhaften Erfolg werden wir nur haben, wenn die Defensivleistung stimmt.“

Der Angriff ist quantitativ ebenfalls gut bestückt, allerdings sieht der Coach ein gravierendes Problem: „Wir haben keinen klassischen Stoßstürmer, der dahin geht, wo es weh tut.“ Möglicherweise kann dieses Defizit mit Selcuk Alay behoben werden, der zum Angreifer umfunktioniert wird. Der geringe Alterdurchschnitt seiner Mannschaft von knapp 23 Jahren bereitet dem Coach keine Sorgen, schließlich mauserten sich bereits im vergangenen Jahr Youngster wie Ersel Akdogan und Mustafa Kuzu zu unverzichtbaren Größen. Laut Boxberg ist das Entwicklungspotenzial sehr hoch: „Wenn die Mannschaft in der aktuellen Zusammensetzung gehalten werden kann, muss sie in einigen Jahren aufsteigen.“

Saisonziel und Umfeld

Für die kommende Runde ist ein Angriff auf die Spitzenplätze noch kein Thema. „Unser Ziel muss sein, die untere Tabellenregion so schnell wie möglich hinter uns zu lassen und einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen“, sagt der Übungsleiter. Einen Qualitätsverlust in der Liga hat Boxberg durch den Aufstieg von Schlebusch und Bergisch Gladbach II nicht ausgemacht. „Mit Worringen und Wipperfürth kommen zwei starke Absteiger dazu und auch der SV Frielingsdorf wird eine gute Rolle spielen. Die Kölner Vereine sind wie immer schwierig einzuschätzen.“ Ein guter Start wird nötig sein, um nicht direkt wieder in Drucksituationen zu geraten. In den bisherigen Tests hat indes nicht alles nach Wunsch funktioniert. Die richtige Mischung muss noch gefunden werden. Dazu gesellen sich Abstimmungsprobleme in der Viererkette, was in diesem frühen Stadium verschmerzbar ist. Die Abschlussschwäche, eines der größten Mankos der vergangenen Jahre, konnte ebenfalls noch nicht behoben werden. Der 3:0-Erfolg in Nümbrecht war in allen Belangen aber schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Der Kunstrasenbau auf dem Stentenberg nimmt immer konkretere Formen an. Nach Angaben des 1. Vorsitzenden Fevzi Cevik wird der Verein im August die Vertragsverhandlungen mit der Stadt Bergneustadt wieder aufnehmen. „Ich erwarte, dass Stadt und Verein ihre Aufgaben erfüllen, damit der neue Platz zum Start der nächsten Saison fertig ist“, sagt Boxberg. Baris Spor will im Jugendbereich gegenüber den anderen Klubs aus den Region aufholen, um mittelfristig einen geeigneten Unterbau für die 1. Mannschaft zu realisieren. Als Vorbild dient der benachbarte SSV, der jedes Jahr von seiner ausgezeichneten Jugendarbeit profitiert. „Durch einen Kunstrasenplatz würden wir einen zusätzlichen Schub bekommen“, ist sich Boxberg sicher. Die beiden Vereine wollen, auch was die Nachwuchsarbeit anbetrifft, zukünftig enger zusammenarbeiten. 




Zugänge
Mehli Benderlioglu (SC Drolshagen)
Markus Wedel (TuS Reichshof)
Bastian Metz (Borussia Derschlag)
Olcay Sen (1. FC Gummersbach)
Erkan Koc (reaktiviert)
Levent Yilmazok (reaktiviert)
Ramazan Akdogan (eigene Jugend)
Kürsat Celik (eigene Jugend)
Ismail Cengiz (eigene Reserve)

Abgänge
Daniel Patzer (SSV  Bergneustadt)
Yasin Tosun (SC Borussia Kalk)

Spielerkader

Tor
Erhan Özdemir
Bastian Metz
Semih Baylan 
Levent Yilmazok

Abwehr
Adem Ilkay
Gökhan Yazici
Ersel Akdogan
Hakan Senol
Coskun Özdemir
Muhterrem Karaduman
Mustafa Kuzu
Ali-Kemal Celik
Isa Bülbül
Ramazan Akdogan

Mittelfeld
Murat Sarica
Yasin Köse
Ugur Karakavuz
Erdinc Sentürk
Erkan Yildiz
Mehli Benderlioglu
Erkan Koc
Kürsat Celik
Ufuk Simsek

Sturm
Salih Tatar
Ali-Bayram Celik
Nail Okuyucu
Markus Wedel
Olcay Sen
Selcuk Alay
Ismail Cengiz

Trainer
Theo Boxberg (wie bisher)

Co-Trainer
Sebahattin Gültekin (wie bisher).