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Alumet vorerst gerettet – Jetzt wird ein neuer Investor gesucht

lo; 11. Aug 2005, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Alumet vorerst gerettet – Jetzt wird ein neuer Investor gesucht

lo; 11. Aug 2005, 00:00 Uhr
(lo/27.7.2005-0:05) Wiehl-Bomig – Die insolvente Firma Alumet Leichtmetallguss Wiehl soll mit einem Sanierungstarifvertrag, einer umbesetzten Geschäftsführung und der Generierung neuer Kunden wieder dauerhaft in ruhigere Fahrwasser gelenkt werden.
Der Schock war groß bei der Belegschaft der Firma Alumet in Wiehl-Bomig, aber im Grunde war die Beantragung der Insolvenz Ende Mai diesen Jahres keine Überraschung mehr. Zu oft hatte das Unternehmen nach dem Rückzug von Firmengründer August Diehl Ende der neunziger Jahre auf der Kippe gestanden, zu oft mussten die derzeit 82 Mitarbeiter auf ihren Lohn warten. Da nutzte auch die Neugründung vor zwei Jahren nichts.

„Alumet war oft ein Problemfall. Es gab immer wieder Zahlungsklagen und es wurde nicht mit offenen Karten gespielt“, erklärte Werner Kusel, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Gummersbach. Die zuletzt ausstehenden Gehälter wurden für drei Monate mit dem von der Agentur für Arbeit ausgeschütteten Insolvenzausfallgeld überbrückt. Zusammen mit Insolvenzverwalter Christoph Niering und den Mitarbeitern möchte Kusel das schlingernde Schiff nun wieder auf Kurs bringen. Das Wichtigste: keinem der Mitarbeiter musste wegen des Insolvenzverfahrens, das am 1. Juli eröffnet wurde, gekündigt werden.

Aber dennoch sind einige Kröten zu schlucken: man einigte sich auf einen Sanierungstarifvertrag mit einer 39-Stunden-Woche, wovon rechnerisch vier Stunden unbezahlt bleiben. Dazu wird das Urlaubsgeld auf eine Pauschale von 200 € gekürzt und das Weihnachtsgeld komplett gestrichen. Der Vertrag läuft bis Ende Juli 2006, betriebsbedingte Kündigungen sind in dieser Zeit nur mit Zustimmung des Betriebsrates möglich. „Wir müssen in den sauren Apfel beißen. Lieber auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten als arbeitslos zu sein“, betont Frank Breyer vom Betriebsrat im Namen der Mitarbeiter, die zu der früheren Firmenleitung „absolut kein Vertrauen mehr hatten“.

Das Kuriose: die Auftragsbücher der Firma, die Zulieferer von Aluminiumteilen für die Autoindustrie ist, sind relativ voll. Es werden teilweise drei Schichten gefahren, sogar Urlaub gibt es nur eingeschränkt. Warum dann die Finanzkrise? Durch zu kurzfristiges Bestellen und Lagern der benötigten Materialien war die Arbeitsauslastung oft sehr gering. „Der Betrieb kam fast zum Erliegen“, sagte Niering.

Der neu eingesetzte Geschäftsführer Manfred Pieper kümmert sich nun um die kaufmännischen Dinge. Sein Vorgänger Stefan Kraus übernimmt den Bereich des technischen Vertriebs als „Bindeglied zwischen Produktion und Kunde“ (Niering). Um existenz- und konkurrenzfähig zu bleiben, musste schon kurzfristig einiges gemacht werden. „Vor allem die sicherheitsrelevanten Dinge waren problematisch“, erklärte der Insolvenzverwalter. Es ging sogar soweit, dass die Wartung von Druckbehältern aus Kostengründen nicht mehr fristgemäß durchgeführt werden konnte. Für die Optimierung der Produktion wird außerdem ein sechsstelliger Betrag fällig sein.

Alle Beteiligten sehen recht optimistisch in die Zukunft. Die Beziehung zu den Kunden, so Niering, sei belastbar. Niering: „Ehrlich gesagt wäre mir aber lieber, wenn es noch zwei oder drei mehr gäbe.“ Ob man mit den hergestellten Spezialteilen vielleicht auch in anderen Branchen reüssieren kann, wird Pieper zu prüfen haben. Das langfristige Ziel ist der Verkauf des Unternehmens an einen finanzstarken Investor, der weiterhin am Standort produzieren lässt.

Ob regionale Autozulieferer wie zum Beispiel ISE Interesse zeigen, wollte Niering nicht verraten. Ein Makler wird das Unternehmen demnächst auch international anbieten. Bis zu einem möglichen Verkauf heißt es für die Alumet-Mitarbeiter darauf zu hoffen, dass die Auftragslage gut bleibt und die Banken, denen die Betriebsgebäude gehören, den Sanierungsplan goutieren.

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