Oberberg - Heute übergab Rolf Fiedler seine umfangreiche Sammlung zur oberbergischen Leichtathletikgeschichte an Kreisarchivar Gerhard Pomykaj.

Von Leif Schmittgen

Ein Olympiasieger hat auch in Gummersbach Sportgeschichte geschrieben: Martin Lauer gewann 1960 in Rom über die 4x100-Meter-Staffel die Goldmedaille. Im Olympischen Dorf hatte er mit anderen Athleten in einer Nacht- und Nebelaktion die eigenen Betten mit denen der Funktionäre getauscht, da diese größer waren. Zuvor hatte er sich in Zeitungskommentaren negativ über diese Funktionäre geäußert. Deswegen wurde nach den Olympischen Spielen über eine Sperre Lauers verhandelt.  


[Rolf Fiedler (li.) erzählte einige Anekdoten bei der heutigen Übergabe seiner Sammlung an das Kreisarchiv.]

Da er für den ASV Köln antrat und der zuständige Sportrichter in Gummersbach-Niederseßmar wohnte, wurde die Verhandlung kurzerhand im damaligen Hotel Lindenhof (heute Deutsche Bank) in der Kreisstadt abgehalten. Martin Lauer wurde 1960 von Dr. Helmut Ulrich Solbach mit einem sechsmonatigen Sportverbot zur Strafe belegt. „Die Sperre hat Lauer aber nicht wehgetan, da die Verhandlung im Dezember stattfand und er vor Juni sowieso nicht an Wettkämpfen teilnahm“, erzählte Rolf Fiedler dem Kreisarchivar Gerhard Pomykaj und Landrat Jochen Hagt heute bei der Übergabe seiner Sammlung über 72 Jahre oberbergische Leichtathletikgeschichte.  Es war nur eine Anekdote, die im umfangreichen Archiv nun auch von der Öffentlichkeit nachgelesen werden kann.   

 
In 60 Kartons, fein säuberlich katalogisiert, hat der 81-jährige Gummersbacher Festschriften der Vereine, Zeitungsartikel, aber auch selbst verfasste Bücher - wie seine Chronik über die Leichtathletik - zum Thema gesammelt. Auf Fiedlers Dachboden lagerten die Dokumente, die er in den frühen 1960er Jahren von Leichtathletikfunktionär Willi Merten aus Engelskirchen-Wallefeld übernommen und akribisch bis Ende des vergangenen Jahres weitergeführt hatte.   


[Rolf Fiedler schrieb im Jahr 2000 diese Chronik über die Leichtathletik in Oberberg. Auch sie ist im Archiv  leicht zu finden.]

Da bei den Verbänden zum Jahreswechsel eine Strukturreform stattfand, entschied sich Fiedler zur Übergabe. „Diese Sammlung von 1945 bis heute zu katalogisieren, hätte vermutlich Jahre gedauert. Umso dankbarer bin ich Rolf Fiedler für seine Arbeit“, sagte Pomykaj. Denn eine lose Sammlung von Informationen hätte man nicht aufnehmen können. „Bei uns lagert nun die nahezu lückenlose Leichtathletikgeschichte Oberbergs", freute sich Jochen Hagt.   
 
[Künftig ist die Sammlung unter besten klimatischen Bedingungen gelagert.]

Alle Beteiligten waren sich sicher, dass die Unterlagen nun unter „optimalen klimatischen Bedingungen“ (Pomykaj) für die Nachwelt erhalten bleiben und den nachfolgenden Generationen in den Vereinen als Wissensquelle, zum Beispiel für das Erstellen von Chroniken, dienen soll. Fiedler wird nach der Aufgabe seines Archivs künftig noch mehr Zeit mit seinen Enkeln verbringen. Sollte ihn der Wissensdurst doch einmal überkommen, sei er jederzeit in den Räumen des Kreisarchivs willkommen, meinte der Landrat.