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Evangelischer Kirchenkreis setzt auf Dialog der Religionen

vma; 15. Nov 2016, 12:32 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Superintendent Jürgen Knabe ging in seine Rede am Freitagabend bereits auf das Hauptthema ein und betonte: 'Im theologischen Dialog geht es auch um die Benennung von theologischen Unterschieden und das Aushalten von Differenzen“.
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Evangelischer Kirchenkreis setzt auf Dialog der Religionen

vma; 15. Nov 2016, 12:32 Uhr
Gummersbach – Zur Herbstsynode tagte der Evangelische Kirchenkreis An der Agger in der Mensa der Gemeinschaftsschule Derschlag - Das theologisches Hauptthema „Islam: Information, Begegnung und Herausforderung“ wurde diskutiert.
Von Vera Marzinski

In seinem 16. Superintendentenbericht vor der Synode bezog Jürgen Knabe am Eröffnungsabend Stellung zu den Herausforderungen der Flüchtlingssituation. „Begegnung auf Augenhöhe muss respektvoll und freiwillig geschehen“, betonte er. Die persönliche Begegnung sei durch nichts zu ersetzen, um gefährliche Vorurteile zu beseitigen. Aufgabe der Kirchen sei es deshalb, Begegnungsräume zu schaffen. Außerdem betonte er: „Unsere Gesellschaft braucht ein gelingendes Miteinander der Religionen“ und dass die Kirchen dazu beitragen müssten, einer Verrohung der öffentlichen Debatten entgegenzuwirken.


[Verwaltungsleiter Norbert Scholle erläuterte den Haushaltsplan 2017 und wurde zum Ende der Synode in den Ruhestand verabschiedet.]

Die rund 100 Synodalen aus dem Evangelischen Kirchenkreis An der Agger aus 26 Kirchengemeinden nahmen am vergangenen Samstagvormittag an sieben Workshops zum Hauptthema teil. Zuvor sprach Kirchenrat Rafael Nikodemus und warb für ein gemeinsames Streiten der Religionen für gemeinsame Ideen wie Menschenrechte, Gerechtigkeit, Überwindung der Armut und Umwelt. „Für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist der Dialog notwendig“, betonte er und lud die Gemeindeleitungen ein, in ihren Sitzungen über die landeskirchliche Broschüre „Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen“ zu beraten. Volker Dally, Generalsekretär der Vereinigten Evangelischen Mission (VEM), stellte fest, dass Christen und Muslime sich in der Arbeit oder auf der Straße begegnen, aber leider selten im privaten Umfeld. Dally appellierte an die Gemeindepfarrer, verstärkt den persönlichen Kontakt mit den Moscheevorständen zu suchen. Denn gegenseitige Unwissenheit in der Gesellschaft über den jeweils anderen begründe eine Dummheit, aus der Gewalt erwachse.



In einer der Arbeitsgruppen der Synode hatte Waldbröls Pfarrer Jochen Gran Mehmet Ali Ceylan, den Vorsitzenden des Waldbröler Moscheevereins, und seine Stellvertreterin Hatice Can in seinen Workshop eingeladen. Schulreferent Matthias Weichert stellte mit seiner Gruppe fest: „Wir begrüßen den islamischen Religionsunterricht.“ Dieser werde in den nächsten fünf Jahren kommen und von Lehrern mit einer deutschen Hochschulausbildung nach einem Lehrplan gehalten. Des Weiteren kam als Forderung aus den Gruppen, dass der Glaube das Leben durchziehen müsse und Begegnungen in allen Altersstufen gesucht werden sollten, um mit damit Grundlagen für respektvolles Miteinander zu schaffen.


[Klaus Dripke (li.) und Pfarrer Michael Striss gaben eine Einführung und einen Überblick in das Reformationsjubiläum. Der Ausdruck sola fide (lat.: „allein durch Glauben“)  ist ein theologischer Grundsatz der Kirchen, der aus der Reformation hervorgegangen ist.]
  
Nach seinen zwei je achtjährigen Amtszeiten kandidierte Superintendent Jürgen Knabe noch einmal für eine verkürzte Amtszeit von drei Jahren bis zur Herbstsynode 2019. Der Nominierungsausschuss hatte keine weiteren Kandidaten vorgeschlagen und Knabe wurde mit 92 von 98 Stimmen wiedergewählt (zum Artikel). Er freue sich auf 2017, das große Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ – mit rund 90 Veranstaltungen im Kirchenkreis (Informationen unter www.zukunft-des-glaubens.de), das mit dem Reformationstag am 31. Oktober bereits begonnen hat. „Die Reformation ist ein immerwährender Auftrag der Kirche“, sagte Knabe. Pfarrer Andreas Spierling bleibt zweiter stellvertretender Superintendent nach Assessor Thomas Ruffler und dritter Theologe im Kreissynodalvorstands (KSV) und wurde für acht Jahre gewählt.


[Insgesamt 106 Stimmberechtigte waren zu der zweitägigen Herbstsynode    in der Gesamtschule Derschlag gekommen.]

Ute Hucklenbroich, Synodalälteste und Mitglied des Finanzbeirats, erläuterte die Grundlagen der Kirchensteuerabrechnung und -hochrechnung. Verwaltungsleiter Norbert Scholle legte seinen 18. Haushaltsplan vor und ging in seiner Rede zu den Finanzen des Kirchenkreises an der Agger auf den Haushaltsplan 2017 ein. Dieser schließe mit rund 5,7 Millionen an Aufwendungen ab - um diese abzudecken, müssen rund 559.000 Euro aus den Rücklagen des Kirchenkreises zugeführt werden. Knabe erläuterte, dass der Kirchenkreis in verschiedenen gesetzlich verordneten Verwaltungsausgaben, zum Beispiel Neues Kirchliches Finanzwesen, für die Gemeinden in Vorleistung getreten sei. Die Personalkosten im Hinblick auf die künftige Verwaltungsstruktur seien gestiegen, erklärte Scholle. Es wurde bereits eine Stelle im Bereich Liegenschaften geschaffen. Nach 17 Jahren im Amt des Verwaltungsleiters verabschiedete die Synode Scholle in den Ruhestand, den er Ende des Jahres antritt. Sein Nachfolger ist Thomas Hildner aus Bergisch-Gladbach. Vorgestellt wurde auch Heiko Cordes, der die Abteilung Finanzen des Kirchenkreises seit dem 1. April 2016 leitet. Die nächste Synode des Kirchenkreises findet am 7. Juli 2017 in Bergneustadt-Wiedenest statt.
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