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13. Wiehler Jazztage unter veränderten Vorzeichen

vma; 9. Mar 2002, 13:58 Uhr
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13. Wiehler Jazztage unter veränderten Vorzeichen

vma; 9. Mar 2002, 13:58 Uhr
(vma/7.3.2002–13:20) Von Vera Marzinski
Wiehl – Gestrafftes Programm mit anspruchsvollem und vielfältigem Jazz vom 3. bis zum 9. Mai verspricht ein begeisterndes Festival.

[Mit Showcharakter, Musik der 40-er und 50-er Jahre warten "The Casters" beim Jazz-Matinée im Biergarten Koppelweide auf.]




[Ein echtes Muss für alle Doldinger Fans: Klaus Doldinger in drei verschiedenen Formationen am 8. Mai.]



"Kultur ist nicht statisch – darf es nicht sein. Darum sind gerade in Zeiten sich verschärfender und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen nicht Resignation, sondern Initiative und Engagement gefordert", so Kulturkreisvorsitzender Dr. Erwin Kampf im Grußwort des Programmheftes zu den 13. Wiehler Jazztagen. Mit neuem Konzept und neuem Gesicht – die Optik des Programmheftes und der Plakate wurde geändert - zeigt sich das Programm mit vielen Höhepunkten, so Helge Schneider featured von Klaus Doldinger und seiner Band "Passport", Silvia Droste, der "Bernard Allison Group" oder auch die "Big Band des Hessischen Rundfunks". Außerdem wird jungen Jazzern aus Oberberg die Gelegenheit gegeben, sich beim Wettbewerb "Jugend jazzt in Wiehl oder Jazz Youngsters in Contest" am Samstagnachmittag zu präsentieren.



Das Umdenken durch die finanzielle Situation erforderte die Straffung auf sechs Tage, die jedoch im traditionellen Rahmen in der Himmelfahrtswoche angelegt sein sollten, teilte Kulturkreis-Geschäftsführer Hans-Joachim Klein im Pressegespräch mit. Dies bedingte, den "Jazz in der Kneipe"-Dienstag auf den Freitag zu verlegen und als Startpunkt vor den sechs Tagen in der Wiehltalhalle zu setzen.

[Helge Schneider - mit Doldinger jazzt der Komiker bei den Wiehler Jazztagen.]



Die Gospelveranstaltung legten die Organisatoren vom Himmelfahrtsdonnerstag auf den Sonntagabend (5. Mai), da der Jazzfrühschoppen (nun Donnerstagvormittag, 9. Mai, ab 11 Uhr) die Abschlussveranstaltung bleiben sollte. Das Budget des Vorjahres von 120.000 Euro wurde auf 80.000 Euro reduziert. Klein dazu: "An der Qualität hat sich jedoch nichts geändert".



Vier Bands in vier Kneipen geben den Startschuss zu den 13. Wiehler Jazztagen am Freitag, 3. Mai, jeweils um 20 Uhr. Bereits zum zweiten Mal in der Reihe Jazz in der Kneipe dabei ist die Ende 1997 von einem Bassisten, einem Percussionisten, einem Gitarristen und einer Sängerin gegründete Band "Morena means Black", die in der Alten Posthalterei mit weltbekannten Rock-, Soul- und Jazzklassikern sowie eigenen Kompositionen. Im Sümpfchen am Bahnhof nimmt "The Big Four" die Gäste mit auf einen musikalischen Streifzug durch die 40-er und 50-er Jahre. Honking´and howlin´-Saxophone, Pianosounds zwischen Swing und Boogie, swingende Drums und pumpender Kontrabass zum Zuhören, Mitschnippen und Abtanzen.

[Energie von Funk, Rock und traditioneller afrikanischer Musik mit "Sona Diabaté & The Argile/Kinkéliba Project" bei der "African

Dance Night".]




Für Bluesfreunde, denen es nicht nur um das altbekannte Abspulen bekannter Titel, sondern um kreative Interpretation geht, ist "The BlueSociety", die im Cafe´90 auftreten, ein absolutes Muss. Die Band existiert seit Anfang 1996 und besteht aus fünf Vollblutmusikern, die sich nach jahrelanger Erfahrung in anderen Stilarten dem Blues verschrieben haben. Sänger Bernd Fuhrig wird unterstützt durch den Background-Gesang von Keyboarder Michael Bielecke, und die druckvolle Rhythmusgruppe Thomas Rieck und Peter Even bieten ein solides Fundament für die improvisatorischen Ausflüge des Gitarristen Manuel Marcos.



[Höhepunkt für die Bluesnight "Bernard Allison" - Sohn des legendären Blues Rocker Luther Allison.]

Musikalische Vielfalt zeichnet die Jazzband der "Musikschule der Homburgischen Gemeinden" aus. Das Repertoire umfasst sowohl Swing-Standards als auch Kompositionen moderner Komponisten wie Herbie Hancock. Bereits im Vorjahr begeisterten sie im Check-Point die Gäste.



"Warm up – Open Air Jazz", wie jedes Jahr am Samstagvormittag auf dem Rathausvorplatz ab 11 Uhr. Die Besetzung von "Big Bonn Special", die diesen Part übernehmen, besteht aus der klassischen Rhythmusgruppe mit Schlagzeug, Bass und Piano, sowie aus dem Bläsersatz mit zwei Trompeten, einer Posaune und zwei Saxophonen. Swing-Musik ist zwar nach wie vor das Markenzeichen von "Big Bonn Special", aber auch modernere Stilrichtungen, Latin- und Featurenummern sorgen für Abwechslung im Programm.

["Audrey Motaung" - ein musikalisches Naturereignis mit einer explosiven Mixtur aus afrikanischen Rhythmen, europäischen Klängen und Elementen aus Jazz, Blues und vor allem Gospel.]



Ganz neu der Wettbewerb "Jugend jazzt in Wiehl oder Jazz Youngsters in Contest" am Samstagnachmittag ab 15 Uhr in der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden. Jazzgruppen von Trio bis Sextett – Höchstalter 18 Jahre – mit je einem Titel aus den Bereichen Latin sowie Swing, Bebop, Hardbop, Mainstream und in der dritten Kategorie Jazz-Rock, Fusion, Funk oder Free-Jazz – können sich bis zum 5. April anmelden und es winken Geld, Sachpreise und für den Gewinner kann sogar mit einem Kurzauftritt bei den 14. Wiehler Jazztagen rechnen.



"The American Songs of Kurt Weill" mit und von der "hr Big Band feat.: Silvia Droste und Jeff Cascaro" am Samstagabend, 4. Mai um 20 Uhr, in der Wiehltalhalle. In der Big Band des Hessischen Rundfunks unter der Leitung von Jörg Achim Keller (jüngster Chefdirigent einer Rundfunk Band) hat die Musik von Kurt Weill adäquate Interpreten gefunden. Das Markenzeichen der Band ist ihre stilistische Vielseitigkeit. Neben bekannten Swing-Nummern reicht der Bogen von den Wurzeln des Jazz über anspruchsvolle Unterhaltungsmusik und Musicals bis zum Avantgarde-Jazz und zum Hip Hop.



Vielseitig muss der Jazzgesang sein, und spannend, und swingen - die Anforderungen an den Jazzgesang sind hoch, und nur wenigen gelingt der Spagat zwischen alt und neu, zwischen intim und offen, zwischen Entertainment und Kunst. "Silvia Droste" erfüllt all das. Große Jazzsänger sind rar – in Deutschland erst recht. Aber "Jeff Cascaro" ist einer, der sich schon zu Jugendzeiten dem Jazz zuwendet und schnell für Aufsehen sorgte. Mit diesen drei Eckpunkten – "hr Big Band", "Silvia Droste" und "Jeff Cascaro" – verspricht es ein außergewöhnlicher Abend zu werden.

["hr Big Band feat.: Silvia Droste und Jeff Cascaro" am Samstagabend, 4. Mai, um 20 Uhr in der Wiehltalhalle.]



Jazz-Matinée im Biergarten Koppelweide – mittlerweile auch eine gute Tradition der Jazztage, die sich sehr etabliert hat und in den vergangenen Jahren etwa jeweils 250 Gäste angezogen hat. Mit Showcharakter, Musik der 40-er und 50-er Jahre warten "The Casters" auf. Sie präsentieren eine energiegeladene Show, die sämtliche Musikstile von damals enthält: Rock`n Roll, Swing, Rhythm`n Blues, Boogie, Jive, Jazzballaden, Swingin´ Blues. Mikrofone, Instrumente und Garderobe im Stil der 40er Jahre bestimmen die außergewöhnlichen Auftritte der Casters. Das Repertoire ist eine gelungene Mischung aus interessanten Eigenkompositionen und neu arrangierten Klassikern.



"Audrey Motaung" ist ein musikalisches Naturereignis. Mit einer explosiven Mixtur aus afrikanischen Rhythmen, europäischen Klängen und Elementen aus Jazz, Blues und vor allem Gospel, wird Audrey Motaung mit ihrer wunderbaren Stimme den Menschen ihren Ansatz zu dieser Musik nahe bringen. Die Abteilung "Gospel & Spirituals" verlegten die Organisatoren auf den Sonntag. Austragungsort ist wie üblich die evangelische Kirche in Wiehl. Am Sonntag, 5. Mai, ab 20 Uhr wird das Energiebündel "Audrey Motaung" & Grace

(Audrey Motaung & drei Sängerinnen/Sänger & Trio) begeistern. Es wäre zu einseitig, ihre Musik einfach mit dem Etikett "Gospel" zu versehen, zu viele Einflüsse kommen darin zum Tragen. Da gibt es den afrikanischen Tanz zu Rhythmen der Djembe, dazu den Wechselgesang, den die Sklaven mit hinübernahmen in die "Neue Welt".



Gleichzeitig mit der Gospel-Veranstaltung präsentierten die Wiehler Jazztage bisher "Jazz alternativ". Diese Kategorie musste jedoch erst einmal gestrichen werden, so Hans-Joachim Klein, da die Resonanz zu gering war. Stattdessen ist nach dem neuen Konzept "Jazzin'Oberberg" in der Wiehltalhalle ab 19.30 Uhr zu sehen und zu hören. Das Trio "Francesca Simone Trio" ist im phantasievoll genreübergreifenden Jazz ebenso beheimatet wie in der Interpretation musikalischer Poesie. Leicht und unbeschwert ergänzen sich der filigrane Gitarrist Robert Mensebach und der nicht minder feinnervige Percussionist Andreas Kappler, die sich beide nicht nur im Jazz wohlfühlen, sondern auch afrikanische, brasilianische und indische Elemente kunstvoll integrieren. Seit sechs Jahren bilden die zwei Virtuosen das instrumentale Rückgrat für die Sängerin Francesca Simone.

[Silvia Droste.]



Die erst vor einigen Monaten gegründete Band "Beer, Wine & Tears" spielt ein groovig–jazziges Programm mit bekannten, größtenteils neu arrangierten Titeln aus der Jazz-, Fusion- und Latin-Szene. Alle fünf Musiker der Band – Bernd Laukamp (Posaune), Manuel Marcos (Gitarre), Tobias Weindorf (Keyboard), Markus Braun (Bass) und Dieter Bierkämper (Schlagzeug) - leben im Oberbergischen Kreis und begeisterten bereits beim Jazz-Meeting Oberberg 2002.



Altbewährt und immer sehr beliebt: die "Blues Night". Die Macher der Wiehler Jazztage haben wieder Mal zwei Bands dafür gewinnen können, die sehr vielversprechend sind. Zum einen "Bluescream", eine Band mit jungen Musikern aus Oberberg, die sich in kurzer Zeit bereits in die Herzen vieler Bluesfans gespielt hat. Der Wuppertaler Gitarrist Henrik Freischlader und der Gummersbacher Drummer Oliver Fuchs gründeten Anfang 2000 die Blues-Rock Band "Bluescream". In wechselnden Besetzungen erspielten sie sich schnell einen Namen als junge Blueser mit erfrischenden und mitreißenden Gigs. Im zweiten Teil ein Musiker, den die Organisatoren der Jazztage schon lange auf ihrer Wunschliste hatten. Als die Chance bestand ihn doch zu bekommen, wurde das Programm schnell umdisponiert. Die Rede ist von "Bernard Allison", Sohn des vor fünf Jahren verstorbenen Blues Rocker Luther Allison. Aber Bernard ist keineswegs ein Ableger seines Daddys, sondern der viel komplettere Musiker. Vor allem als Gitarrist ist er ein Ass und kann die Gitarre singen lassen wie B.B.King seine "Lucille". Und zudem hat Bernard Allison eine sonore Stimme - souverän, krachend männlich.

[Jeff Cascaro.]



Für Tanzbegeisterte wird endlich wieder die lange "African Dance Night" am Dienstag, 7. Mai, ab 19:30 Uhr angeboten. Die Energie von Funk, Rock und traditioneller afrikanischer Musik zusammen in einer Band mit der Kraft der afrikanischen Trommeln, einem extremen Funky-Bass, einer swingenden Jazz-Rock-Gitarre, einem brillanten Schlagzeuger, dem expressiven Klang der Peulh-Flöte und der lyrischen Stimme der Kora (african harp). Und über all dem eine der beeindruckendsten charismatischen, weiblichen afrikanischen Stimmen: "Sona Diabaté & The Argile/Kinkéliba Project". Manu Dibango auch "Papa of World Music" genannt und die "Soul Makossa Gang" sind anschließend auf dem Programm. Die Musik ist eigenwillig, vom Schmuse-Jazz zum Bossa Nova, vom Reggae zum Gospel, vom Highlife zum Bebop, die Übergänge sind fließend. Musette-Walzer, Doo-Whop aus den Fifties, Beat der 60 Jahre und natürlich afrikanische Rhythmen sind in seiner musikalischen Safari zu hören.



Ein echtes Muss für alle Doldinger Fans: Klaus Doldinger in drei verschiedenen Formationen in Wiehl. Seit Gründung von "Passport" 1971 stand Klaus Doldinger mit seiner Band in wechselnden Besetzungen über 900 mal auf der Konzertbühne. In der Wiehltalhalle steht er am Mittwoch, 8. Mai, ab 20 Uhr mit "Passport classic" – und der fast vollständigen Gründungsband -, mit "Passport today" – der aktuellen Besetzung – auf der Bühne.



Seit den 50-er Jahren bis zur ersten Passport-Formation hatte Doldinger bereits die Reputation als "Deutschlands Jazzmusiker Nr. 1". Bereits 1992 begeisterte Klaus Doldinger mit Passport die Zuhörer bei den 3. Internationalen Wiehler Jazztagen. Jetzt, fast auf den Tag genau 10 Jahre später, überrascht Doldinger mit der Trilogie "The Best Of Passport". Teil Drei der Trilogie: "Doldinger & friends" mit einem esonderen Bonbon: Helge Schneider an der Hammond B3 und am Schlagzeug Willy Ketzer.

["Swinging Fireballs" bilden beim Jazzfrühschoppen am Himmelfahrtstag im Biergarten Bahnhofsstraße den Schlusspunkt der 13. Wiehler Jazztage.]



Auch in diesem Jahr enden die Wiehler Jazztage mit dem Jazzfrühschoppen im Biergarten Bahnhofsstraße. Allerdings schon am Himmelfahrtstag, 9. Mai, ab 11 Uhr mit den "Swingin´Fireballs". Die musikalische Mischung aus hot & wild im Stile eines Louis Prima einerseits und swing & sweet á la Frank Sinatra andererseits ist ein faszinierender Cocktail, der zum Tanzen s(z)wingt. Die authentische Bühnenshow und die lässig-humorige Conférence des Sängers sorgen für ein Entertainment der Extraklasse und runden das Bild einer Band ab, die für ihr Publikum alles gibt.



Am Montag, 11. März, startet der Vorverkauf über Wiehl-Ticket, Tel.: 02262/99-285. Die Preise sind moderat geblieben – der höchste Preis beträgt 16 Euro. Für Schüler und Studenten ermäßigt. Um die Finanzierung zu verbessern wurden auch Einzelveranstaltungen unter Sponsoring gestellt. Die Sessions wurden ebenfalls gestrichen bzw. eingefroren, aber "es ist nicht auszuschließen, dass sich die Musiker irgendwo spontan zusammenfinden", so Klein.

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