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Den Rettungsdienst von der Pike auf im Kreis gelernt

ch; 27. Jul 2012, 00:26 Uhr
Bilder: Christian Herse --- An der Reanimationspuppe 'Little Anne' bereits ein eingespieltes Team: Dekra Akademie-Leiter Dieter Jacobs (v.l.), Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Dr. Ralf Mühlenhaus, und Kreisdirektor Jochen Hagt.
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Den Rettungsdienst von der Pike auf im Kreis gelernt

ch; 27. Jul 2012, 00:26 Uhr
Gummersbach – In Zusammenarbeit mit der Dekra hat der Oberbergische Kreis eine Berufsfachschule für den Rettungsdienst ins Leben gerufen, wo der eigene Nachwuchs in der Notfallmedizin künftig ausgebildet werden soll.
Von Christian Herse

Früher war alles anders. Wer Anfang der 70er Jahre Hilfe brauchte, konnte froh sein, wenn ein Clinomobil mit Trage schnell vor Ort war. „Das Notarzteinsatzfahrzeug ist noch mit einem PJ’ler als Arzt und dem Hausmeister als Fahrer ausgerückt“, erinnert sich Dr. Ralf Mühlenhaus schmunzelnd.

[Im Rahmen eines Tag der offenen Tür zeigte eine RTW-Besatzung, wie schnell und effektiv ein Unfallopfer versorgt werden kann.]

Eine Situation, die heute dank des hohen Ausbildungsstands in der Notfallmedizin undenkbar wäre. Und doch steht der Ärztliche Leiter des Oberbergischen Rettungsdienstes vor einem großem Problem. Über kurz oder lang wird es an qualifiziertem Nachwuchs fehlen. Mit dieser Tatsache müssen sich die Verantwortlichen spätestens seit dem Ende des Zivildienstes beschäftigen, denn dieser galt bislang als zuverlässige Rekrutierungsquelle, die nun versiegt ist. Der Job des Rettungsassistenten ist dabei für viele grundsätzlich reizvoll, doch der Weg dahin gilt als steinig und unattraktiv. Mehrere tausend Euro müssen Absolventen aufbringen, sich selbst mühsam einen Praktikumsplatz auf einer Rettungswache sowie in einem Krankenhaus suchen und nicht selten dafür den Wohnort wechseln.

„Wir bieten als Rettungsdienst-Fachschule ein Gesamtpaket an. Wer bei uns seine Ausbildung macht, bekommt erfahrene Dozenten aus der Region zur Seite gestellt, hat einen Praktikumsplatz im Kreis sicher und die Aussicht auf Übernahme nach erfolgreich bestandener Prüfung“, zählt Kreisdirektor Jochen Hagt die Vorteile auf. „So eine enge Art von Kooperation zwischen einem Landkreis und einem Dienstleistungsunternehmen wie der Dekra ist deutschlandweit einzigartig." Bereits das Praktikum auf einer der sechs oberbergischen Lehrrettungswachen werde mit 1.200€ im Monat vergütet, was nicht unbedingt üblich sei.



Hagt sieht in der Gründung der Schule eine konsequente Weiterentwicklung des bislang eingeschlagenen Weges der Kommunalisierung des Rettungsdienstes. „Wir haben einen großen Anteil an jungen Mitarbeitern", zeigt Mühlenhaus das Problem der Zukunft auf. „Aber ebenso auch eine vergleichbare Zahl an Älteren, die in den nächsten Jahren in Rente gehen werden. Wir handeln hier nicht aus der Not heraus, sondern mit Voraussicht.“

Im Rahmen einer modularen Ausbildung können Interessierte ab dem 20. August mit dem Rettungssanitäter-Kurs in Teilzeit beginnen, die erste Vollzeitausbildung zum Rettungsassistenten startet einen Monat später. „Mit dabei sind Lehrrettungsassistenten und Notärzte aus dem Kreis, die den Alltag hier kennen und speziell auch das Oberbergische System schulen“, führt Mühlenhaus aus.  

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Dieses habe insbesondere mit seiner Traumaversorgung eine Vorreiterrolle in NRW inne und wurde in der Vergangenheit von anderen Kreisen bereits übernommen. Wie viele Kurse jährlich gehalten werden, hängt auch von der Zahl der Bewerber ab. „Wir geben für jeden eine Praktikumsgarantie, aber natürlich dürfen wir den Markt auch nicht übersättigen“, macht der Ärztliche Leiter deutlich.


[Kreisdirektor Jochen Hagt ist von dem Konzert der neuen Rettungsfachschule überzeugt.]

Für Kreiskämmerer Klaus Grootens stellt die Rettungsdienstfachschule die dritte Säule im Oberbergischen Gesundheitssystem dar: „Mit den beiden Kreiskrankenhäusern sowie der Akademie Gesundheitswirtschaft und Senioren haben wir bereits zwei wichtige Bausteine vor Ort.“ In der Dekra Akademie habe man jetzt einen ausgezeichneten Partner gefunden. „Wir sind von der Qualität des Angebots überzeugt, ansonsten wären wir diese Zusammenarbeit nicht eingegangen“, erklärt Dieter Jakobs als Leiter der Akademie. Diese Ansichten wurden bereits von einem Vertreter der Bezirksregierung bestätigt, der die Schule, die sich derzeit noch im Anerkennungsstadium befindet, genau unter die Lupe genommen hat. „Die Räumlichkeiten in der Poststraße wurden aufwendig saniert und die Ausstattung ist fast schon elitär“, beschreibt es Mühlenhaus. Und nicht nur die Erstausbildung soll künftig hier stattfinden, auch Fortbildungen werden demnächst in der Fachschule abgehalten.

Bereits jetzt sind die Kurse an der Gummersbacher Dekra Akademie heiß begehrt. „Eine Feuerwehr aus dem Nachbarkreis möchte ihren Nachwuchs gerne künftig hier ausbilden“, freut sich der Ärztliche Leiter über die positive Resonanz. Auch wenn primär Rettungshelfer, -sanitäter und –assistenten für die Kreisrettung ausgebildet werden sollen, ist die Schule ebenfalls offen für externe Teilnehmer. Die Ausbildung umfasst die vorgeschriebenen 1.200 Stunden Unterricht an Schule und Krankenhaus sowie 1.600 Stunden im Jahrespraktikum auf einer Rettungswache. Mit Kosten in Höhe von circa 3.600€ rangiere man dabei, verglichen mit anderen Schulen, auf einem eher niedrigeren Niveau. Weitere Informationen gibt es im Netz auf der Seite der Dekra Gummersbach.
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