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Grünen-Austritt macht Fraktionschef Schäfer sprachlos

fn; 5. Apr 2012, 10:58 Uhr
Oberberg Aktuell
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Grünen-Austritt macht Fraktionschef Schäfer sprachlos

fn; 5. Apr 2012, 10:58 Uhr
Engelskirchen – Während Jan-Hendrik Klein seinen Austritt aus Gemeinderat und Kreistag sowie den Bündnisgrünen verkündete, glaubte Fraktionschef Helmut Schäfer noch an einen Aprilscherz - Grünen wollen Mandate zurück (AKTUALISIERT).
Von Fabian Nitschmann

Eine Posse sondergleichen lieferten sich die Grünen aus Engelskirchen in den vergangenen beiden Tagen. Grund: Der Austritt von Jan-Hendrik Klein aus der Engelskirchener Gemeinderatsfraktion, der Fraktion des Kreistages und nicht zuletzt auch aus der Partei. Am späten Sonntagabend vermeldete Klein diese Hiobsbotschaft mit einer kurzen Meldung an die Presse sowie einem detaillierteren Brief an die ehemaligen Parteifreunde. Als Grundlage für den Austritt nennt Klein inhaltliche Differenzen und den politischen Stil der Fraktion, mit dem er sich nicht mehr identifizieren könne. „Ich denke weniger links, als die Partei sich letztlich entwickelt hat“, äußert sich Klein im Gespräch mit Oberberg-Aktuell zu seinen Beweggründen.


[Bilder: Archiv --- Jan-Hendrik Klein ist nicht mehr Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen.]

Den Schock hatte er damit bei einigen Beteiligten programmiert. Der Fraktionschef der beiden betreffenden Gremien, Helmut Schäfer, fiel aus allen Wolken, als man ihn auf den Austritt ansprach, und vermutete einen schlechten Aprilscherz hinter der Mitteilung vom Sonntag. „Leute sind wegen Afghanistan bei den Grünen ausgetreten, aber nicht aus irgendwelchen Lächerlichkeiten“, so Schäfer, der vor allem aufgrund des ausführlichen Briefs an die Parteifreunde den Austritt für einen Witz hielt. Neben einer genauen Auflistung der Politikfelder, in denen Klein eine andere Meinung vertritt, habe er die Grünen in diesem Schreiben unter anderem als "linke Sozialromantiker" bezeichnet. Sonstige Gespräche oder Rückmeldungen zum Austritt gab es laut den beiden Politikern nicht.



Insgesamt sei Schäfer nie aufgefallen, dass sich Klein nicht mehr mit den Positionen der Bündnisgrünen identifizieren könne. „Jan-Hendrik Klein hat noch nie bei einer Abstimmung eine andere Meinung als die Fraktion geäußert“, teilt der fassungslose Fraktionsvorsitzende mit. Doch Klein meint es ernst. „Wenn man in der Vergangenheit aufgepasst hätte, wär einem das an einigen Stellen aufgefallen“, berichtet der 25-jährige Student, der den Weg hin zum Austritt als eine längere Entwicklung ansieht und keineswegs einen Aprilscherz im Sinn hatte, als er die Meldung verbreitete.


[Die Ordnung in seiner Partei scheint Helmut Schäfer verloren zu haben.]

Im Gemeinderat und im Kreistag wird Klein allerdings bleiben - als fraktionsloses Mitglied. „Das wird sicher nicht einfach, aber man wechselt die Partei ja auch nicht wie eine Unterhose“, gibt er dabei zu. Ob er dabei Einigkeit mit Fraktionschef Schäfer erreichen wird, ist noch offen. „Er ist ja auch nur auf Partei-Ticket in diesen Gremien“, erwähnt dieser bereits offensiv. Pikant am Rande: Klein ist ehemaliger Schüler des Pädagogen Schäfer und von diesem in die Politik geholt worden. Sicher scheint jetzt zu sein, dass der Fraktionsvorsitzende mit seinem ehemaligen Abiturienten einiges zu klären haben dürfte.

In einer Erklärung forderten die Bündnisgrünen Jan-Hendrik Klein inzwischen auf, seine Mandate in Kreistag und Gemeinderat abzugeben. „Seine Mandate hat er nicht direkt, sondern über die jeweiligen Reservelisten erhalten. Wir fordern ihn daher auf, seine Mandate im Gemeinderat und Kreistag zurück zu geben“, teilt Konrad Gerards, Sprecher der Grünen, mit. Insgesamt bedauert man den Austritt Kleins, betont aber auch, dass sich der Student selten mit Beiträgen an Grundsatzdiskussionen beteiligt habe. „Wir hätten uns gewünscht, dass er uns die Chance gegeben hätte, sich mit den Positionen auseinanderzusetzen, die er in seiner Austrittsbegründung vertritt“, so Gerards.
  
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