Archiv

Bergische Löwen fressen VfL-Lämmchen

pl; 1. Dec 2011, 01:04 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Wenig zu Lachen hatten die VfL-Angreifer wie hier Barna Putics bei der engagiert zupackenden BHC-Deckung.
ARCHIV

Bergische Löwen fressen VfL-Lämmchen

pl; 1. Dec 2011, 01:04 Uhr
Gummersbach – Die Handballer des VfL Gummersbach mussten am Abend eine ganz schmerzhafte 29:31-Heimniederlage im Bundesliga-Abstiegsduell gegen den Nachbarn Bergischen HC einstecken.
Von Peter Lenz

Nach dieser Schlappe im so genannten Vier-Punkte-Derby sind die Gummersbacher Profis nun auch sportlich ganz unten angekommen. Konkret: Mit jetzt 7:19 Punkten rutscht die Noch-Hasanefendic-Truppe auf den drittletzten Tabellenplatz, während die heutigen Gäste am VfL vorbei auf Platz 15 klettern. Nur noch Hildesheim und Hüttenberg sind aktuell schlechter als die Oberberger.

VfL Gummersbach – Bergischer HC 29:31 (14:13).

„Auswärtssieg“ jubelten die zahlreich mitgereisten BHC-Fans von der Tribüne. Totenstille dagegen beim Blau-Weißen Anhang. Verständlich, hatten die Gummersbacher Fans nicht nur ein abermals niveauarmes Spiel ihrer Mannschaft geboten bekommen, sondern zudem auch noch mit ansehen müssen, wie sich die Gästen die wichtigen Punkte einfach mal so einsackten. Schockstarre aber auch auf dem Feld in Reihen der Hausherren, während die Nachbarn aus Solingen und Wuppertal flotte Freudentänze auf’s Parkett legten.

[Erzielte mit acht Toren zwar die meisten VfL-Treffer, doch beim entscheidenden Siebenmeter versagten auch bei Kapitän Vedran Zrnic die Nerven.]

Was war passiert? Ganz einfach, die Bergischen Löwen hatten in einem klassischen Abstiegsduell den harmlosen VfL-Lämmern nicht nur einen Zahn gezogen, sondern sie am Ende komplett mit Haut und Haaren gefressen. Nach schwacher, aber über weite Strecken ausgeglichener Partie fiel die Entscheidung in den letzten beiden Minuten: Nachdem BHC-Strafwurfspezialist Alexander Oelze mit seinem neunten Siebenmeter erfolgreich einnetzte, scheiterte auf der anderen Seite vom Siebener-Punkt VfL-Kapitän Vedran Zrnic am glänzend aufgelegten BHC-Keeper Mario Huhnstock. Bei 60 Sekunden Rest und einem 28:30-Rückstand war die Messe gelesen.

Aber nicht nur angesichts der Strafwürfen wurden eklatante Unterschiede sichtbar – der VfL verballerte zwei von fünf Siebenern, der BHC verwandelte alle neun sicher –, insbesondere auch ein Blick auf die Statistik der Torhüter lässt keine Zweifel aufkommen, woran es heute bei den Gummersbachern einmal mehr gehapert hat. Starken 16 Huhnstock-Paraden standen ganze vier (!) entschärfte Bälle von Vjenceslav Somic und Aljosa Rezar gegenüber. Zusammen wohlgemerkt.


[Heute hatten die beiden Ex-Gummersbacher Robin Teppich (links) und Kenneth Klev (rechts) allen Grund zur Freude.] 

Klar war dies der Knackpunkt, aber die übrigen Gummersbacher haben keinen Grund, mit den Fingern auf andere zu zeigen. 22 Fehlwürfe, zwei vergebene Strafwürfe und sieben technische oder individuelle Fehler sprechen für sich. Zudem eine Deckung, die über weite Strecken ihren Namen nicht verdiente. Kurzum: Alle Mannschaftsteile trugen zum abermalig unrühmlichen VfL-Auftritt bei. Inbegriffen auch die Management-Ebene, denn die personellen Entscheidungen bezüglich des Trainerwechsels sowie der sofortigen Leihgabe von Robin Teppich eben an den Bergischen HC dürften nicht wirklich für Ruhe in der Truppe vor diesem wichtigen Spiel gesorgt haben.




[Frust und Fassungslosigkeit nach der Pleite gegen den Bergischen HC.] 

Trainerstimmen

HaDe Schmitz (Bergischer HC): „Es ist mir ein Bedürfnis, mich bei unseren Fans für die tolle Unterstützung zu bedanken. Es war ja fast so, als wenn wir ein Heimspiel gehabt hätten. Wir hatten den Plan, das Spiel lange offen zu halten und dann nach hinten raus aufgrund unseres breiteren Kaders die Partie zu gewinnen. Der Plan ist aufgegangen, ich bin stolz auf meine Mannschaft.“

Sead Hasanefendic (Gummersbach): „Gratulation zur guten Leistung der Gäste. Uns fehlten wieder einmal die personellen Alternativen. Auch ein Adrian Pfahl bräuchte mal ne Pause, aber wen sollte ich denn für ihn bringen? Andere Vereine rüsten auf und verstärken sich, bei Gummersbach wird dagegen immer mehr die Mannschaft geschwächt. Aber ich bin kein Ansprechpartner für personelle Entscheidungen.“

VfL Gummersbach

Vjenceslav Somic (1.-48. / 2 Paraden)
Aljosa Rezar (48.-60. / 2 Paraden)

Christoph Schindler
Barna Putics (6)
Adrian Pfahl (7)
Vedran Zrnic (8/2)
Igor Anic (1)
Patrick Wiencek
Jörg Lützelberger (1)
Dennis Krause (1)
Kentin Mahé (5/1)
Jan-Lars Gaubatz (n.e.)
Goran Sprem (n.e.)

Bergischer HC

Jan Stochl (1.-43.; 45.-60. / 16 Paraden, darunter ein Siebenmeter)
Mario Huhnstock 43.-45 / 1 parierter Siebenmeter)

Robin Teppich (n.e.)
Jan-Marco Behr
Jiri Vitek (1)
Kenneth Klev (1)
Kristoffer Kleven Moen (1)
Kristian Nippes (3)
Alexander Oelze (9/9)
Richard Wöss (3)
Jens Reinarz (3)
Fabian Böhm (1)
Henrik Knudsen (1)
Hendrik Pekeler (5)
Runar Karason (3)

Zuschauer: 2.187.

Schiedsrichter: Andreas und Marcus Pritschow.

Siebenmeter: 3/5 – 9/9 (Zrnic scheitert an Huhnstock, Mahé an Stochl).

Zeitstrafen: 16:10 Minuten (Anic (2), Krause, Wiencek, Lützelberger, Mahé, Zrnic (2) – Klev (3 – rot), Böhm, Bank (Trainer HaDe Schmitz)).

Beste Spieler: keiner – Huhnstock, Oelze.

Spielfilm: 1:0 (1.), 3:4 (7.), 7:6 (13.), 9:10 (19.), 11:13 (24.), 14:13 (Halbzeit) – 14:16 (33.),17:17(37.),18:20 (40.), 22:20 (45.), 23:23 (49.), 24:26 (53.),27:29 (58.), 29:31 (Endstand).

Ergebnisse und Tabelle


[Einmal mehr unterirdisch die Leistung der beiden VfL-Keeper Aljosa Rezar (Bild oben) und Vjenceslav Somic. Da sind auch der Ex-Bundestrainer Heiner Brand (unten rechts) und sein Nachfolger Martin Heuberger (unten Mitte) sprachlos.] 



WERBUNG