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Vor einer großen Herausforderung

lo; 13. Aug 2011, 00:53 Uhr
Bilder: Björn Loos.
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Vor einer großen Herausforderung

lo; 13. Aug 2011, 00:53 Uhr
Wipperfürth - Nach dem überraschenden Aufstieg in die Landesliga zählt für den VfR Wipperfürth nur der Klassenerhalt.
Im Vorfeld der vergangenen Bezirksliga-Spielzeit fielen bei der Frage nach den Aufstiegskandidaten viele Namen, der des VfR Wipperfürth allerdings nicht. Wieso auch? Der Klub hatte einen größeren personellen Aderlass zu verkraften, Trainer Norbert Scheider visierte nicht mehr als einen gesicherten Mittelfeldplatz an und prognostizierte eine „knüppelharte Saison“. Trotz des nicht gerade üppig bestückten Kaders setzte Wipperfürth sich frühzeitig in der Spitzengruppe fest und grüßte zur Winterpause sogar von der Tabellenspitze. Die büßte man schnell wieder ein, den Kontakt zu den Topplätzen konnte man jedoch halten. Fünf Spieltage vor Schluss sah es danach aus, als ob sich andere Mannschaften durchsetzen könnten, zumal die Personaldecke immer dünner wurde und so mancher Akteur buchstäblich auf dem Zahnfleisch ging. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Nach dem Heimerfolg gegen den TuS Homburg-Bröltal rochen die VfR-Kicker Lunte. Während die Kontrahenten stolperten, gewann Wipperfürth die übrigen Spiele und sicherte sich als Zweiter den niemals für möglich gehaltenen Aufstieg in die Landesliga, den man sich eigentlich erst für das Jubiläumsjahr 2014 auf die Fahne geschrieben hatte.

Kommen und Gehen

Ja, will denn niemand in der Landesliga spielen? Diese Frage drängt sich auf, weil trotz des Aufstiegs der große Run auf den VfR ausblieb. An der Kaderzusammensetzung ändert sich also kaum etwas. Aus der A-Jugend des TuS Roland Bürrig (Leverkusen) wechselt Tayfun Turan nach Wipperfürth. Das 18-jährige Talent hatte sich beim Training vorgestellt und wusste zu überzeugen. „Tayfun muss sich noch etwas an das schnellere und körperbetonte Spiel gewöhnen, aber er macht einen guten Eindruck und hat zurzeit im Vergleich zu Methan Dalboy, der nicht regelmäßig trainieren kann, die Nase vorn“, erläutert Scheider, der in der Winterpause nach möglichen weiteren Verstärkungen Ausschau halten möchte.

Lorenz Kleinert, der seit mehreren Jahren nicht mehr im Verein gespielt hat, wird seine Zeit benötigen, bis er eine ernsthafte Option fürs defensive Mittelfeld darstellt. Das war’s dann auch schon mit neuen Gesichtern. Zwar trainieren einige A-Junioren regelmäßig mit, da sie aber alle dem jüngeren Jahrgang angehören, dürfen sie frühestens im kommenden Jahr eingebaut werden. „Da sind talentierte Jungs dabei, auf die wir uns freuen dürfen, aber leider sind sie noch nicht alt genug“, betont der Coach, der, wenn es hart auf hart kommt, wie im Vorjahr auf Spieler aus der Reservemannschaft zurückgreifen wird. Christopher Fliegel und Roberto Coccimiglio, die am Saisonende sowieso nicht mehr dabei waren, haben den Verein verlassen.

Mannschaft, Spielsystem, Taktik

„Die Mannschaft stellt sich von selbst auf“ – häufig gehört, im Fall des VfR aber zutreffend. Ein echter Konkurrenzkampf herrscht nur auf den wenigsten Positionen. Kein Kopfzerbrechen bereitet die Situation im Tor: Tobias Kapellen, im letzten Jahr einmal mehr überragend, ist die klare Nummer eins. „Und mit Jan Becker haben wir einen sehr guten zweiten Mann dahinter“, ergänzt Scheider, der zudem auf Hubert Kowalski zurückgreifen kann. Die Stabilität der Abwehr (nur 36 Gegentreffer) war einer der Hauptfaktoren für den Aufstieg – auch ein Verdienst von Julian Schmitz, der zurzeit mit Niklas Liehn das Innenverteidiger-Duo bildet, flankiert von Michael Brandt und Benjamin Butter.


[Trainer Norbert Scheider geht beim VfR in seine zwölfte Saison.]

Kapitän Erkan Yorganci ist der Organisator im defensiven Mittelfeld, wer den Platz neben ihm besetzt, ist noch offen. Am Offensiv-Trio Jan Schmitz, Patrick Althoff, Christopher Dreiner führt kein Weg vorbei. Franco Lemke ist die einzige Spitze. Alternativen sind rar gesät, darüber hinaus hat der Trainer in der Vorbereitung mit Ausfällen zu kämpfen. Pasquale Probo und Wael Majouj können nur Laufeinheiten bestreiten, andere aus beruflichen Gründen nicht regelmäßig am Training teilnehmen. „Mit der Vorbereitung können wir nicht zufrieden sein“, sagt Scheider. „Vor allem bekommen wir zu viele Gegentreffer, die fast immer aus unseren eigenen Fehler resultieren.“

Gegen die Bezirksligisten Hackenberg (2:5) und Neitersen (1:4) passte fast nichts zusammen. „Wenn ein oder zwei Leute aus dem Stamm fehlen, können wir das kompensieren. Sind es fünf oder sechs, haben wir ein Problem. Dann reicht es noch nicht einmal gegen einen Bezirksligisten“, konstatiert Scheider, der in der Landesliga eine insgesamt defensivere Ausrichtung verfolgen will. Was für die Wipperfürther spricht: Der Zusammenhalt stimmt, ansonsten wäre eine Energieleistung wie in der Aufstiegssaison nicht möglich gewesen. „Die Jungs leben von ihrer Kameradschaft und stehen füreinander ein“, erläutert der Trainer. Mit Charakterstärke allein wird der Klassenerhalt indes nicht erreicht werden können.

Saisonziel, Einschätzungen zur Liga

Ungern erinnert man sich an das letzte Landesliga-Gastspiel in der Spielzeit 2008/2009, das zum Debakel wurde. Mit 14 Punkten stieg man als Tabellenletzter ab. „Damals haben wir uns zu viele individuelle Fehler erlaubt und waren in der Abwehr recht jung besetzt. Die Spieler sind mittlerweile erfahrener und haben dazugelernt. Außerdem mussten wir damals komplett auf Julian Schmitz verzichten.“ Scheider hofft, dass man anderen Klubs in punkto Eingespieltheit voraus ist. Das soll sich nach Vorstellung des Übungsleiters besonders am Saisonbeginn bezahlt machen. „Andere müssen Neuzugänge integrieren und sich noch finden. Vielleicht ist das ein kleiner Vorteil für uns.“  

Zum Auftakt gastiert der FC Pesch beim VfR, die anschließenden Gegner heißen Spich, Worringen, Siegburg und Rheinbach. „In dieser Liga gibt es viele gestandene Mannschaften, die seit Jahren dort spielen und über gut besetzte Kader verfügen“, so Scheider, der Worringen, Bergisch Gladbach II und Schlebusch eine gute Rolle zutraut. Nur noch zweimal (Pesch und Deutz) muss man auf der ungeliebten Asche antreten. „Dass es so viele Kunstrasenplätze gibt, kommt unserer Spielweise entgegen.“ Die eigene Zielsetzung ist klar: „Für uns geht es ausschließlich darum, den fünftletzten Platz zu erreichen und drinzubleiben.“ Dies kann aber nur Realität werden, wenn die Zahl der (langfristigen) Ausfälle sich in Grenzen hält und sportliche Rückschläge nicht für permanente Verunsicherung sorgen.      


[Der Trainer mit den Neuzugängen Lorenz Kleinert und Tayfun Turan.]

Zugänge
Tayfun Turan (TuS Roland Bürrig A-Jugend), Lorenz Kleinert (vereinslos)

Abgänge
Roberto Coccimiglio (SSV Süng), Christopher Fliegel (SSV Bergneustadt)

Kader

Tor
Tobias Kapellen, Jan Becker, Hubert Kowalski

Abwehr
Michael Brandt, Benjamin Butter, Wael Majouj, Julian Schmitz, Niklas Liehn, Dominic Willms, Matthias Rodtmann, Alessandro Bernardo, Michael Niemand

Mittelfeld
Patrick Althoff, Christopher Dreiner, Jan Schmitz, Erkan Yorganci, Pasquale Probo, Tayfun Turan, Lorenz Kleinert

Angriff
Tim Kappe, Franco Lemke, Methan Dalboy

Trainer
Norbert Scheider (wie bisher)

Torwarttrainer
Thorsten Krüger

Teammanager
Norbert Becker

Betreuer
Detlef Lemke
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