Gummersbach – Der VfL Gummersbach startet gegen TuSEM Essen in die neue Saison – Fragezeichen hinter Baumgärtner - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

VfL Gummersbach - TuSEM Essen (Samstag, 18:30 Uhr).

Morgen beginnt sie, die historische erste Zweitligasaison des einst ruhmreichen VfL Gummersbach. Sechs Wochen lang hat Trainer Torge Greve seine Mannschaft während der Vorbereitung schwitzen lassen, ihr sein taktisches Korsett verpasst und versucht, aus dem mit zahlreichen neuen Gesichtern gespickten Kader, ein funktionierendes Team zu bilden. „Es wird Zeit, dass es endlich losgeht“, meint der zweitligaerfahrene Coach, der sich auch von der misslungenen Generalprobe im DHB-Pokal in Lübeck nicht aus der Ruhe bringen lässt.

„Das Spiel haben wir aufgearbeitet und abgehakt“, sagt Greve, der das Erstrundenaus ohnehin noch als Teil der Vorbereitung auf die Saison sieht und die gewonnenen Eindrücke daher sogar positiv bewertet, „denn die Jungs haben einen ersten Vorgeschmack bekommen, was uns in der Liga auswärts erwarten wird.“ Defensiv wussten die Oberberger im Norden Deutschlands bereits zu gefallen, im Angriff blieben allerdings zu viele Bälle liegen, „Lübeck-Schwartau war schlicht einen Schritt weiter in der Entwicklung der Mannschaft.“

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Mit dem Traditionsverein aus Essen gastiert am ersten Spieltag gleich ein ruhmreicher Name in der SCHWALBE arena. 61 Duelle lieferten sich die beiden Altmeister in ihrer Vereinsgeschichte, 29 Mal ging der VfL siegreich von der Platte, 22 Mal triumphierte das Team aus dem Ruhrpott. Das letzte offizielle Spiel ist allerdings bereits über sechs Jahre her und datiert vom 8. Februar 2013, als sich die Kontrahenten mit einem 28:28-Remis trennten. „Das ist gleich ein richtiger Gradmesser für uns“, zählt Greve die Mannschaft des jüngsten Zweitliga-Trainers, Jaron Siwert (25), zu den Titelkandidaten.

"Körperlich robust und eine gewachsene Mannschaft, die sich in den vergangenen Jahren stetig entwickelt habe", sind nur einige der Schlagworte, die der VfL-Coach für den Gegner verwendet. Während Gummersbach in der Vorbereitung viele Niederlagen kassierte und erst wachsen musste, ließen die Essener mehrfach ihre Muskeln spielen und machen einen sehr gefestigten Eindruck. Das bekam auch der VfL während seines Trainingslagers in Hennef mit einer 22:34-Klatsche zu spüren. „Ihre Ergebnisse kommen nicht von ungefähr, man sollte die Vorbereitung aber auch nicht überbewerten“, so Greve.

Einstellen müssen sich die Oberberger auf den besten Angriff der vergangenen Zweitligasaison. Dominierender Akteur ist das 1,96 Meter große Kraftpaket Dennis Szczesny, Unterstützung erhält er von Spielgestalter Justin Müller sowie aus dem rechten Rückraum von Lucas Firnhaber. „Dazu kommen pfeilschnelle Außen, insgesamt einfach ein gutes Gesamtpaket“, meint Greve, der sich auf ein körperintensives Spiel einstellt: „Wir werden den Kampf annehmen müssen, gleichzeitig aber auch einen kühlen Kopf behalten müssen.“

Entgegnen will er dem mehrfachen Europapokalsieger, neben einem guten Torhüterpaket und einer starken Defensivleistung, aus der sich sein Team Selbstvertrauen saugen soll, auch die blaue Wand: „Die Fans im Rücken sind wichtig für uns.“ Personell verfügt der 44-Jährige über den Luxus, fast auf den kompletten Kader zurückgreifen zu können. Tom Kiesler hat sich zum Ende der Woche im Training den Mittelfinger der Wurfhand ausgekugelt und bei Florian Baumgärtner wird sich ein Einsatz erst kurzfristig entscheiden. Der Linkshänder laboriert weiter an einer Knochenhautentzündung im Schienbein und musste zuletzt individuell trainieren.“

Ob der VfL Gummersbach bereits 2020 den direkten Wiederaufstieg realisieren kann oder doch den öffentlich anvisierten Zwei-Jahres-Plan verfolgen muss, wird sich sicherlich bereits nach dem knüppelharten Auftaktprogramm zeigen. Torge Greve betont zwar gern die Euphorie der Menschen der Region für den VfL, allein diese bringt aber keine Punkte. Das weiß auch der Norddeutsche: „Natürlich müssen wir die Ärmel selbst hochkrempeln und auch sportlich überzeugen.“ Er will das Zweitligajahr nutzen, etwas Neues aufbauen und ähnlich dem Beispiel des Bergischen HC, gestärkt aus dem Abstieg hervorgehen.

Den Kader dazu hat er: Die Neuzugänge Robin Haller und Alexander Hermann verfügen über Erstligaerfahrung, Janko Bozovic und Lukas Blohme sprechen für gehobene Zweiligaqualität. Tin Kontrec und Königstransfer Filip Ivic bringen sogar internationale Erfahrung mit, ein großer Faktor soll zudem der innovative Torwarttrainer Marko Markis werden, der aus dem laut Greve besten Torhüterduo der Liga die letzten Prozente kitzeln soll. Dazukommen nachstrebende Akademietalente, die die Zweite Liga als Sprungbrett nutzen können. „Bei mir gibt es nicht Alt oder Jung. Es gibt nur gut oder schlecht“, möchte der Trainer sich bewusst nicht auf eine erste Sieben festlegen, sondern aus der Tiefe des 19-Mann starken Kaders schöpfen und eine hohe Leistungsdichte erzeugen.

„Ich sehe meine Spieler auf jeder einzelnen Position vorne, im Vergleich zum Rest der Liga. Die meisten Gegner haben uns aber noch ein mannschaftliches Gefüge voraus“, will er auch einen Stotterstart nicht ausschließen und setzt auch auf einen Synergieeffekt mit dem Umfeld: „Das kann ein ganz wichtiger Faktor werden. Wenn wir Ruhe bewahren, wird sich der Erfolg einstellen.“