HANDBALL

Schneider will als Leader vorneweg marschieren

pn; 21.05.2020, 09:00 Uhr
Fotos: VfL Gummersbach (Titel) und Michael Kleinjung (Text) --- Am Montag bezog VfL-Neuzugang Timm Schneider sein neues Quartier im Oberbergischen.
HANDBALL

Schneider will als Leader vorneweg marschieren

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pn; 21.05.2020, 09:00 Uhr
Gummersbach - Der VfL-Neuzugang ist Anfang der Woche nach Gummersbach gezogen und freut auf die neue Aufgabe beim Handball-Zweitligisten - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

Nicht nur die Möbel stehen schon weitestgehend im neuen Domizil, auch der Grill auf der Terrasse kann eingeweiht werden. „Es fehlen nur noch Kleinigkeiten“, ist Timm Schneider am Montag von Kassel ins Oberbergische umgezogen – nur wenige Minuten von der SCHWALBE arena entfernt hat er sich ein Haus gekauft. Keine ganz unbekannte Region für den Neuzugang des VfL Gummersbach, der ab dem Sommer das blau-weiße Trikot des Traditionsvereins tragen wird. Seine Schwester wohnt keine halbe Stunde entfernt, nicht nur das Museum auf Schloss Homburg kennt der neue Mittelmann bereits. „Ich kann mich nicht beschweren, es ist eine wirklich schöne Gegend hier“, sagt er.
 

Beim Umzug haben ihm einige seiner aktuellen Teamkollegen der MT Melsungen geholfen, auch die Familie sorgte für einen reibungslosen Ablauf. Fünf Jahre lief der 31-Jährige für den Bundesligisten aus Nordhessen auf – so lange wie für keinen anderen Verein, nachdem er zuvor schon für die HSG Wetzlar, den TV Hüttenberg und den TBV Lemgo gespielt hatte. „Ich habe mich dort wirklich wohl gefühlt“, ist auch Schneiders Sohn in Kassel zur Welt gekommen, „das werde ich nie vergessen.“ Dass er sich er von den Melsunger Fans durch den Saisonabbruch nicht auf dem Spielfeld, sondern still und leise verabschieden musste, bedauert der bullige Handballer, der eigentlich geplant hatte, noch weitere Jahre bei den Hessen zu bleiben. Die Verantwortlichen der MT hatten allerdings andere Pläne und der VfL Gummersbach ergriff die Chance.

 

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[Timm Schneider gab in Gummersbach sein Debüt im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft.]

 

Als Rückschritt will Schneider den Wechsel in die zweite Liga aber keineswegs verstanden wissen, sondern geht das neue sportliche Kapitel mit viel Elan an. „Natürlich ist das eine Liga tiefer, aber als dieses Angebot kam, wusste ich, das ist goldrichtig für mich“, will er mit dafür sorgen, den Traditionsverein zurück in die Erstklassigkeit zu führen, dabei in seiner Rolle als Spielmacher - ganz seinem Naturell - auch Verantwortung übernehmen. Es wäre der zweite Aufstieg für den Allround-Handballer, der 2011 mit dem TV Hüttenberg schon einmal den Sprung in die Beletage Deutschlands feierte. „Daher weiß ich aber auch, wie schwer dieses Ziel in der 2. Liga zu erreichen ist. Aber natürlich wollen wir so viele Spiele wie möglich gewinnen“, blitzt in diesen ehrgeizigen Worten eine Eigenschaft auf, die seinen Charakter auf dem Feld gut wiedergibt.

 

Schneider steht für den Typ Handballer, der als emotionaler Leader von den eigenen Fans geliebt, von den gegnerischen häufig verdammt wird. Stets mit vollem Elan und viel Ehrgeiz, scheut er keinen Zweikampf und geht regelmäßig dahin, wo es weh tut, wie man in Handballerkreisen sagt. „Das ist einfach meine Art zu spielen. Da lege ich mich auch gerne einmal mit den gegnerischen Fans an. Das brauche ich auch, um mich zu pushen und ich mag es einfach, meinem Team auf dem Feld viel zu geben und vorneweg zu marschieren.“

 

In Melsungen musste er sich diesen Status in seiner Anfangszeit noch erarbeiten, wie er mit einer Anekdote seines ersten Spiels in Flensburg im MT-Trikot zu berichten weiß. „Damals habe ich mit den Müller-Zwillingen im Rückraum gespielt. Bei jedem Pass nach links oder rechts begann ein gellendes Pfeifkonzert von der Tribüne, während bei mir Ruhe herrschte“, erzählt der 31-Jährige mit einem Schmunzeln. Privat sei er dagegen das genaue Gegenteil und bevorzuge es eher ruhig.

 

 

Mit seinem neuen Trainer Gudjon Valur Sigurdsson hatte Schneider noch keinen direkten Kontakt, weiß aber, dass dieser sich bei Guðmundur Guðmundsson, der seit Februar auf der Bank der MT Melsungen das Sagen hat, ein wenig erkundigt hat. VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler hat ihm schon einiges von den Ideen des Isländern berichtet und freut sich auf die künftige Zusammenarbeit mit dem früheren Weltklassespieler.

 

Zu seinem neuen Arbeitsplatz, der SCHWALBE arena, hat Schneider dagegen - noch - ein zwiespältiges Verhältnis. Besonders in Erinnerung ist ihm eine Partie aus dem Jahr 2013 geblieben, als er mit dem TBV Lemgo in Gummersbach gastierte. In einer dramatischen Schlussphase scheiterte Schneider damals gleich mit zwei Siebenmetern – einer zehn Sekunden vor dem Abpfiff - am damaligen VfL-Keeper Borko Ristovski. Auch nach sieben Jahren hat der Spielmacher diese Niederlage noch nicht gänzlich verdaut.

 

Wesentlich lieber erinnert sich der Familienvater dagegen an den 29. Oktober 2014, als er beim 30:18-Sieg der Deutschen Nationalmannschaft im Gummersbacher Handball-Tempel sein Landerspieldebüt gab. Ein Erfolg, dem nun fast sechs Jahre später viele weitere im blau-weißen Dress folgen sollen.

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