HANDBALL

Nie wieder auf der VfL-Bank?

uk; 25.03.2020, 16:10 Uhr
Fotos: privat --- Torge Greve verbringt viel Zeit mit der Familie.
HANDBALL

Nie wieder auf der VfL-Bank?

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uk; 25.03.2020, 16:10 Uhr
Gummersbach - Oberberg-Aktuell sprach mit Torge Greve, Trainer des VfL Gummersbach, der sich wegen der Handball-Zwangspause in Kiel aufhält – und nicht mehr mit einer Rückkehr ins Oberbergische rechnet - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Uli Klein

 

Von Peter Neururer ist überliefert, dass er in Zeiten der Beschäftigungslosigkeit in eine veritable, persönliche Krise schlitterte: "Ich war so unausgeglichen, dass ich meiner Frau und den Kindern mächtig auf den Wecker ging. Nicht nur einmal empfahl ihm Gattin Antje. "Jetzt geh' mal 'ne Runde Golf spielen." Und nicht nur das: "Ich hab' mich sogar über Fliegen anner Wand aufgeregt, die gar nicht da waren“, erzählte der ehemalige Fußballbundesligatrainer lachend. Und wenn's mal besonders dicke kam, reagierte sich Neururer am heimischen Boxsack ab: "Der nahm allerdings auch die härtesten Treffer locker hin. Am Ende war ich es, der nicht mehr konnte, während der blöde Sack völlig unbeeindruckt locker hin- und herpendelte."

 

Torge Greve ist natürlich von ganz anderem Naturell als "Peter, der Große". Aber der Kollege von der Handballerzunft ist in seiner Kernkompetenz in diesen Wochen/Monaten der allgegenwärtigen Corona-Pandamie ebenso zur Untätigkeit verurteilt wie Neururer einst.

 

Der Coach des VfL Gummersbach verbringt die sportlose Zeit bei seiner Familie in Kiel. Genau dort, wo er im Sommer ohnehin wieder fest wohnen wird. Denn der 44-Jährige hatte bereits Anfang Februar mitgeteilt, dass er seinen im Juni auslaufenden Vertrag beim VfL nicht verlängern wird. "Aus familiären Gründen", wie es damals hieß.

"Die Entfernung zu meiner Familie war schon gewaltig", begründet der ehemalige Zweitligaspieler des TSV Altenholz (über 700 Spiele mit mehr als 1.500 Treffern) auch heute noch mal die Rückkehr in die Heimat zu Gattin Janina sowie den Sprösslinge Fynn (8) und Emil (2).

 

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Angesichts des aktuellen Weltgeschehens ist freilich absehbar, dass Greve nie mehr ein VfL-Training leiten oder ein Match der Blau-Weißen coachen wird: "Ganz realistisch gesehen kann ich mir nicht vorstellen, dass die laufende Saison noch einmal fortgesetzt wird. Sport ist in dieser Zeit absolut bedeutungslos. Ich werde zu gegebener Zeit allerdings noch einmal ins Oberbergische zurückehren und mich von meinen Jungs in angemessener Form zu verabschieden. Zudem muss ich ja auch meine Wohnung in Windhagen auflösen."

 

[Im heimischen Garten wird gekickt.]

 

Aktuell hat der Handballexperte aber auch ohne die Aufenthalte in der Sporthalle genug zu tun: "Wir genießen die Zeit zusammen einfach. Einen Teil des Tages nutze ich dazu, viele Dinge aufzuarbeiten, die einfach in der Vergangenheit liegen geblieben sind. Jetzt kann ich das alles aufarbeiten. "Zudem widmet sich Greve ausgiebig seinen beiden Jungs, wobei ihn der Größere täglich zum Kicken herausfordert: "Wir haben zum Glück einen eigenen Garten." Dass Fynn lieber mit dem großen als mit dem kleineren Ball unterwegs ist, sieht der Papa ganz entspannt. "Hauptsache, er hat überhaupt Freude an sportlicher Betätigung."

 

Bei ihm selbst spielt der Profihandball nicht nur jetzt, sondern wahrscheinlich auch in näherer Zukunft eher eine Nebenrolle. Zumindest vorerst. Da er verbeamteter, derzeit aber noch beurlaubter Realschullehrer ist, wird er nach den Sommerferien an die Bildungsanstalt zurückkehren und seine Klassen in Mathestunden zum Grübeln bringen und in den Sportstunden trimmen.

 

Das heißt nicht, dass das Kapitel Handball für Torge Greve völlig außen vor ist. So möchte er gerne beim THW Kiel oder auch bei der SG Flensburg-Handewitt hospitieren. Kontakte zum THW über den aktuellen Geschäftsführer und Ex-Gummersbacher Viktor Szilagyi beziehungsweise zu SG-Cheftrainer Maik Machulla gibt es bereits.

 

Den VfL aber sieht der in Gummersbach hochgeschätzte Übungsleiter durchaus auf einem guten Weg. "Ich sehe realistische Chancen auf eine Rückkehr des Vereins in die 1. Liga. Vielleicht kann man sich ein bisschen am Bergischen HC orientieren. Die sind mit einem festen Spielergerüst vor zweieinhalb Jahren erstklassig geworden und haben ihre Mannschaft dann Schritt für Schritt verstärkt. Da könnte für den VfL ein Modell sein. Auf jeden Fall ist ein Fundament da." Und zudem: "Ein Verein wie der VfL Gummersbach gehört einfach in die Eliteliga. Allein schon die Tradition des VfL lässt einen ehrfürchtig werden. Ich selbst bin jedenfalls glücklich, für so einen großen Verein gearbeitet und viele tolle Menschen im Umfeld des Klubs kennengelernt zu haben."

 

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