HANDBALL

Stillstand bedeutet Rückschritt

pn; 01.06.2020, 14:10 Uhr
Fotos: DHB --- Dass ihr Einsatz in Madeira ihr letztes Saisonspiel sein würde, ahnten die Brüder Christian und David Hannes Anfang März noch nicht. Auch die Schiedsrichter wurden vom Ausbruch der Corona-Pandemie überrascht.
HANDBALL

Stillstand bedeutet Rückschritt

  • 0
pn; 01.06.2020, 14:10 Uhr
Oberberg - Vier Gespanne setzen derzeit die lange Tradtion oberbergischer Spitzenschiedsrichter im DHB fort - Cesnik/Konrad gelingt Aufstieg in den Kader der 2. Liga.

Von Peter Notbohm

 

Seit dem 8. März ruht in den 1. und 2. Handball-Bundesliga der Ball. Die Corona-Pandemie sorgte für ein jähes Ende – nicht nur für die Mannschaften, auch die Schiedsrichter der beiden Männer- und Frauen-Bundesligen haben seitdem keine Sporthalle mehr von innen gesehen. Über Langeweile können sich die Unparteiischen aus Elite-, Anschluss- und Bundesligakader trotzdem nicht beschweren. Von Fitnesstraining über wöchentlichen Videoanalysen und Videokonferenzen sorgt der Schiedsrichterlehrstab des Deutschen Handballbundes (DHB) dafür, dass seine Schiedsrichter den Kontakt zu ihrem Sport nicht verlieren.

 

Vier oberbergische Schiedsrichtergespanne pfeifen derzeit in Deutschlands höchsten Ligen. Während die Gebrüder Ramesh und Suresh Thiyagarajah (TV Bergneustadt) sich mit ihren 223 DHB-Einsätzen im Elitekader bereits einen Namen gemacht haben, war die abgebrochene Saison für die Brüder Christian und David Hannes (TuS Reichshof) ihr erstes Jahr im Anschlusskader. Für die Zwillinge waren es intensive und erfolgreiche Monate, wie Christian Hannes im Gespräch erzählt, denn über das EHF-Young Referee Project haben sie es zudem in den europäischen Kader geschafft.

 

WERBUNG

Entsprechend schwer fällt es ihnen, sich zu entscheiden, welche Partie ihr persönliches Highlight in dieser Saison gewesen ist. Sei es ihr erstes Erstligaspiel in Hannover, das Weihnachtsspiel vor 9.800 Zuschauern – ebenfalls in der niedersächsischen Landeshauptstadt in der ZAG Arena – oder ihre ersten Einsätze auf internationaler Ebene in Griechenland, Dänemark, Norwegen und auf der portugiesischen Insel Madeira. „Es waren viele tolle Momente dabei“, sagt Christian Hannes, der immer dann zufrieden ist, wenn ein Spiel ruhig verlaufen ist und die „Weasleys“ – diesen Spitznamen tragen beide aufgrund ihrer roten Haare – nicht im Mittelpunkt standen.

 

Ein besonderes Erlebnis sei dann aber doch das erste EHF-Auftritt in Griechenland gewesen. Das Frauenspiel verlief vor eher spärlicher Kulisse zwar relativ unspektakulär, wurde aber trotzdem von einem Polizeiaufgebot von 200 Beamten begleitet. „Die haben damals für ein zwei Wochen später stattfindendes Fußballderby ihre Abläufe trainiert“, erzählt Doktorand Hannes, der mittlerweile in Aachen lebt. Körperlich kam ihm die Corona-Pause entgegen, um Achillessehnenprobleme auskurieren zu können. Mittlerweile juckt es ihn aber in den Fingern, wieder zur Pfeife zu greifen, schließlich soll irgendwann auch der Sprung in den DHB-Elitekader gelingen. „Unser Ziel ist es, so viele Spiele in der 1. Liga der Männer und Frauen wie möglich zu leiten, um uns weiter zu etablieren und dann auch den Aufstieg in Angriff nehmen zu können.“

 

[Marvin Cesnik und Jonas Konrad gelang der Sprung vom Nachwuchskader in den Bundesligakader.]

 

Über einen Aufstieg bereits freuen durfte sich das dritte oberbergische Gespann in den Kadern des DHB: Marvin Cesnik und Jonas Konrad (HC Gelpe/Strombach) haben in ihrem zweiten Jahr im DHB-Nachwuchskader den Sprung in den Bundesligakader geschafft. „Das ist die Bestätigung unserer Arbeit der letzten Jahre“, sagt Konrad. Anhand der neutralen Beobachtungsergebnisse und des Feedbacks aus den Vereinsbeobachtungen habe das Duo kontinuierlich versucht, an seinen Defiziten zu arbeiten. Auch während Corona-Pause bekamen sie neben den Trainingsplänen von DHB-Athletiktrainer David Gröger von ihren Lehrwarten Hausaufgaben und haben die Zeit genutzt, ihre ersten Zweitligaeinsätze noch einmal intensiv im Videostudium zu analysieren.

 

Denn Stillstand bedeutet auch bei Schiedsrichtern meistens Rückschritt – das weiß auch Konrad: „Man muss sich immer weiterentwickeln.“ Das Ziel sei natürlich irgendwann die 1. Liga, „aber zunächst einmal wollen wir uns in der 2. Liga etablieren.“ Seit der Saison 2014/15 durchliefen er und Cesnik Perspektiv- und Nachwuchskader – ein Weg, den er jedem talentierten, jungen Schiedsrichter ans Herz legt: „Darüber ergeben sich sehr viele Chancen und man kommt schnell mit den Topleuten in der Handballszene in Kontakt.“ Dazu zählt auch Erik Wudtke. Der Jugend-Nationaltrainer schulte die Schiedsrichter vergangene Woche hinsichtlich der taktischen Entwicklungen im Handball.

 

[Sophia Janz und Rosana Sug blicken auf ein intensives erstes Jahr in der 2. Liga der Frauen zurück - Die beiden Wiehlerinnen hoffen sich nach der Corona-Pause weiter etablieren zu können.]

 

Ein Videokonferenz, die auch bei Sophia Janz und Rosana Sug (CVJM Oberwiehl) großen Anklang fand. „Man merkt wirklich, dass der DHB sehr bemüht ist, dass auch wir Schiedsrichter, den Bezug zum Handball nicht verlieren“, meint Sug. Die beiden 26-jährigen Frauen gehören seit vergangenem Sommer zum Nachwuchskader und wurden inzwischen auch für das EHF Young Referee Project nominiert. „Das war eine totale Überraschung für uns, aber auch eine große Ehre“, so Sug, die sich schon auf die ersten Schritte auf internationaler Ebene freut: „Wir werden versuchen, alles aufzusaugen und alles mitzunehmen, was wir können.“ Wann das allerdings geschehen wird, hängt weiterhin von den Entwicklungen in der Corona-Pandemie ab. Derzeit hoffen die nationalen Verbände, am Re-Start Ende August festhalten zu können – ein Wunsch, den auch die oberbergischen DHB-Schiedsrichter teilen.

KOMMENTARE

0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG