FUSSBALL

"Vorsicht ist weiterhin geboten"

lo; 10.06.2021, 17:55 Uhr
Foto: Björn Loos --- Rolf Müller hofft auf eine sorgenfreie Saison.
FUSSBALL

"Vorsicht ist weiterhin geboten"

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lo; 10.06.2021, 17:55 Uhr
Oberberg – OA im Gespräch mit dem Fußballkreis-Vorsitzenden Rolf Müller über die Corona-Pause, den sich abzeichnenden Neustart und die Auswirkungen der Pandemie auf die Vereine und den Spielbetrieb.

Die niedrigen Inzidenzen lassen es zu: Die Fußballer aus dem Bergischen können in Kürze wieder nahezu regulär trainieren. Hinter ihnen liegt eine schwierige Zeit. Der Spielbetrieb war im Herbst unterbrochen worden, auf den Plätzen nichts mehr erlaubt. Die Pandemie legte das Vereinsleben, wie schon Anfang 2020,  komplett lahm. OA sprach mit dem Vorsitzenden des Fußballkreises Berg, Rolf Müller, über die vergangenen Monate und die Herausforderungen für die Klubs nach der langen Corona-Pause.    

 

Oberberg-Aktuell: Die letzten beiden Saisons im Amateurfußball waren stark von Corona beeinflusst und konnten deshalb nicht beendet werden. Wie haben Sie die zurückliegenden anderthalb Jahre der Krise als Funktionär erlebt?

 

Rolf Müller: Das war die schlimmste Zeit während meiner 20-jährigen Tätigkeit als Vorsitzender. Es haben unzählige Gespräche und Telefonate stattgefunden, die nichts mit unserer eigentlichen Aufgabe, den Spielbetrieb zu leiten, zu tun hatten. Vor allem ging es darum, die Vereine zu beruhigen und ihre Fragen zu beantworten, wobei wir vom Vorstand natürlich auch nicht in die Glaskugel schauen konnten.

 

OA: Haben Sie sich ein Stück weit machtlos gefühlt?

 

Müller: Wir konnten als Fußballorganisation keine eigenen Entscheidungen treffen, sondern waren von den politischen Vorgaben abhängig. Selbst wenn die meisten Vereine gewollt hätten, weiterzuspielen, hätten wir das nicht allein entscheiden können.    

 

OA: Welche Rückmeldungen haben Sie von der Basis erhalten?

 

Müller: Ich muss den Vereinen ein großes Dankeschön aussprechen. Sie haben großes Verständnis für die Situation gezeigt. Aus Gesprächen mit anderen Kreisvorsitzenden weiß ich, dass das nicht überall der Fall war. Es gab Fälle, wo sehr starker Druck auf die Vorstände ausgeübt worden ist, Spiele wieder anzusetzen oder - umgekehrt - einen Schlussstrich unter die Saison zu ziehen.

 

OA: Es lässt sich allerdings nicht abstreiten, dass der Fußball-Verband Mittelrhein wegen seiner Informationspolitik hinsichtlich einer möglichen Fortsetzung der Saison im Kreuzfeuer der Kritik stand.

 

Müller: Ich respektiere die Meinung der Vereine, kann aber genauso die Sichtweise des Verbandes nachvollziehen. Es war sicherlich nicht einfach zu verstehen und es wurden auch Beschwerden über die Kommunikation mit den Vereinen laut, doch der Verband hat immer gesagt, dass es das Ziel ist, die Saison sportlich zu beenden, und es nichts bringt, ständig irgendwelche Wasserstandsmeldungen abzugeben. Entscheidungen sollten dann getroffen und verkündet werden, wenn sie Hand und Fuß haben.     

 

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OA: Der Trainings- und Spielbetrieb ist über Monate zum Erliegen gekommen. Welche Auswirkungen wird das auf die Entwicklung in den Vereinen haben?

 

Müller: Im Jugendbereich hören wir verstärkt, dass Spielgemeinschaften gegründet werden. Wir sind gespannt auf die Entwicklung, befürchten aber durchaus einen Rückgang an aktiven Kindern und Jugendlichen, was natürlich sehr schade wäre. Ganz besonders ist das laut Karl Fassbender (Anm. der Red.: Mädchenfußballbeauftragter des Fußballkreises Berg) im Mädchenfußball zu spüren. Er hat die Befürchtung, dass die eine oder andere Mannschaft zurückgezogen werden muss. Bei den Senioren läuft das Meldeverfahren und wir hoffen, dass es nicht so viele Zurückziehungen oder Abmeldungen von Frauen- und Männerteams gibt.

 

OA: Die Inzidenzwerte und Infektionszahlen gehen zurück, die Impfkampagne schreitet voran. Wie groß sind die Chancen, die nächste Saison auf reguläre Weise zu beenden?  

 

Müller: Ich bin glücklich, dass die Zahlen kontinuierlich sinken, und hoffe auf eine ganz normale Spielzeit. Hundertprozentig überzeugt bin ich aber noch nicht. Im Sommer 2020 habe ich auch gedacht, dass wir zumindest eine halbe Saison absolvieren können, bin jedoch eines Besseren belehrt worden. Vorsicht ist also weiterhin geboten.

 

OA: Welchen Herausforderungen müssen sich die Vereine zukünftig stellen, jetzt wo eine Rückkehr zur Normalität in greifbare Nähe zu rücken scheint?

 

Müller: Sportwochen, Vereinsfeste und Mitgliederversammlungen sind ausgefallen. Das alles gilt es wiederzubeleben. Wie ich in Gesprächen erfahren habe, sind die Vereine guter Dinge, ihre Aktiven und Ehrenamtler begeistern zu können. Viele sind einfach froh, dass es endlich losgeht. Mein Appell an die Fußballer und die ehrenamtlich Tätigen ist, sich bitte so zu engagieren, wie sie es vor der Corona-Pandemie getan haben. Wenn ein Verein Probleme hat, kann er sich jederzeit mit uns in Verbindung setzen. Dann werden wir gemeinsam versuchen, Lösungen zu finden.

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