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Tapferes Schneiderlein: Mit 'Steh-Ziege' zum Ziel

fj,ms; 12. Feb 2019, 20:24 Uhr
Bilder: Martin Hütt --- Petra Nadolny als tapferes Schneiderlein und Wolfgang Fiebig, hier in der Rolle des königlichen Dieners.
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Tapferes Schneiderlein: Mit 'Steh-Ziege' zum Ziel

fj,ms; 12. Feb 2019, 20:24 Uhr
Gummersbach – Eine moderne Version des Klassikers „Das tapfere Schneiderlein“ begeisterte heute die kleinen Theaterbesucher in der Halle 32 – Grimme-Preisträgerin Petra Nadolny überzeugte als pfiffiges Schneiderlein.
Ein Kleid für eine Prinzessin zu schneidern, ohne vorher Maß zu nehmen, das geht gegen die Berufsehre eines jeden tüchtigen Schneiders. Also macht sich das Schneiderlein, das aufgrund seiner geringen Körpergröße so genannt wird, auf den Weg zur Prinzessin. Dass diese weder Besuch empfangen noch das Schloss verlassen darf, stört das unerschrockene Männlein nicht: Unbeirrbar nähert es sich seinem Ziel. Egal, ob es dabei rappend auf einer Ziege reitet oder per Anhalter über die Autobahn fährt – das Lachen der Kinder war ihm auf seinem Abenteuer immer dicht auf den Fersen. „Das war lustig“, rief dann auch ein Kind durch die zum Theater umfunktionierte Halle 32, als die Aufführung des „Tapferen Schneiderleins“ sein Ende fand. Diese lockte zwar am Vormittag nur wenige Besucher in die Halle 32, bei der zweiten Vorführung am Nachmittag waren die Reihen dann aber gut gefüllt.


[„Sieben auf einen Streich“ – mit diesem Schriftzug auf der Jacke macht das Schneiderlein mächtig Eindruck.]

Die pfiffige Version des Grimm‘schen Märchenklassikers hatte das Wipperfürther Theater 1 + 1 im Rahmen der Reihe „Bühne 32 für Kinder“ nach Gummersbach gebracht. Auf viel Gepäck konnten die beiden Schauspieler Petra Nadolny und Wolfgang Fiebig dabei verzichten: Viel mehr Requisiten als einen Kleiderständer samt Brautkleid, eine Kiste, die wahlweise eine Ziege oder ein Sofa darstellte, und einen schwarzen Vorhang brauchten sie nicht, um zu begeistern. Statt mit einem üppigen Bühnenbild überzeugten die Schauspieler mit Mimik, Gestik und viel Witz. Wenn sich etwa die Ziege, die das Schneiderlein einem bergischen Bauern abgekauft hatte, als „Steh-Ziege“ entpuppte, die erst mal angeschoben werden musste, quietschten die kleinen Zuschauer vor Vergnügen. Bei allem Klamauk stand die Moral jedoch im Vordergrund: Mit Selbstbewusstsein und Einfallsreichtum kann auch der Kleine viel erreichen.



Nur zu zweit schafften es Nadolny und Fiebig, die moderne Fassung des Klassikers überzeugend auf die Bühne zu bringen. Die Kinder gingen in der Geschichte völlig auf und versuchten, den Helden immer wieder durch Zwischenrufe zu warnen. Nadolny, die in der Comedy-Sendung „Switch reloaded“ Charaktere wie Frauke Ludowig, Birgit Schrowange oder Ursula von der Leyen verkörperte und dafür zahlreiche Auszeichnungen erhielt, war die Rolle des frechen Schneiderleins wie auf den Leib geschnitten.


[Der König, ebenfalls gespielt von Nadolny, will, dass der Diener das Schneiderlein aus seinem Reich vertreibt.]

Fiebig verkörperte die Gegenspieler und bezog dabei auch die Zuschauer mit ein. So gab er beispielsweise den Diener des Königs, der in Ermangelung realer Gefahren vom Herrscher dazu angehalten wurde, sich als wildes Wildschwein und fürchterliches Einhorn zu verkleiden, um den Schneider in die Flucht zu treiben. Doch am Ende durchschaute das schlaue Männlein die Machenschaften des Königs, der sein Volk mit erfundenen Schreckensgeschichten in Zaum hielt. So gelang es, dass das Schneiderlein am Ende nicht nur den Diener von seinem bösen Herren befreien konnte, sondern auch – hier wieder ganz in der Manier des klassischen Märchens – die Hand der schönen Prinzessin errang.
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