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HCGS entreißt Derschlag die Tabellenführung

pn; 3. Feb 2019, 14:00 Uhr
Bilder: Judith Uessem ---- Sebastian Panske und der HC Gelpe/Strombach haben sich noch nicht aus dem Titelrennen verabschiedet
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HCGS entreißt Derschlag die Tabellenführung

pn; 3. Feb 2019, 14:00 Uhr
Oberberg - Ersatzgeschwächte Gäste dominieren überraschend deutlich auf dem Epelberg - Oberwiehl feiert historischen Derbysieg in Nümbrecht - Die Handball-Oberliga wird präsentiert von 'Sportsbar Lutter' (AKTUALISIERT).
TuS Derschlag – HC Gelpe/Strombach 28:29 (11:14).

[Restlos bedient war Ralph Weinheimer nach dem Verlust der Tabellenspitze.]

Der Rahmen war eines Spitzenspiels würdig. Knapp 800 Zuschauer strömten am Freitagabend auf den Epelberg, um sich das Spitzenspiel der Oberliga zwischen dem TuS Derschlag und dem HC Gelpe/Strombach nicht engehen zu lassen. Das Derby selbst konnte den hohen Erwartungen dagegen nicht gerecht werden. Das lag allerdings nicht an den stark ersatzgeschwächten Gästen, bei denen sich nachmittags auch noch Nico Blech kurzfristig krank abgemeldet hatte, sondern vielmehr am Liga-Primus, der diesem Status über 60 Minuten nur äußerst selten gerecht wurde. „Das war auf ganzer Linie eine enttäuschende Vorstellung, pomadig, teils arrogant und eine Blamage. Dass wir durch die Niederlage die Tabellenspitze abgeben mussten, kommt on top noch dazu“, redete sich TuS-Coach Ralph Weinheimer auch am Morgen nach dem Nackenschlag noch in Rage.

[Michiel Lochtenbergh war dagegen begeistert von der Tiefe seines Kaders.]

Wesentlich entspannter konnte HC-Trainer Michiel Lochtenbergh in seine Spielanalyse gehen: „Solch einen Auftritt haben wir gebraucht. Endlich hat sich ausgezahlt, dass wir diese Saison in so vielen unterschiedlichen Konstellationen agiert haben. Wir sind in der Lage auch schwerwiegende Ausfälle zu kompensieren.“ Denn unter der Woche hatte der HC-Matchplan durchaus eine gewichtige Rolle für Nico Blech vorgesehen. Kurzfristig wurde Fynn Schürmann für den Innenblock aus der Landesligareserve nominiert und offensiv gab der junge Julian Kolken einen mehr als soliden Ersatz. Auch Weinheimer zeigte sich beeindruckt vom Biss der jungen Strombacher Talente. „Das ist uns leider weitgehend komplett abgegangen“, nahm er lediglich Timo Bay und Julian Athanassoglou aus der Generalkritik heraus.




Bereits die ersten Minuten zeichneten den Weg des Derbys. Marvin Blech parierte die ersten Würfe, während Derschlags Keeper, allerdings auch von ihrer Defensive im Stich gelassen, das Torhüterduell klar verloren. Beim 2:6 (8.) hatten die Gäste, bei denen Julian Mayer einen wahren Sahnetag erwischte, eine erste Duftmarke gesetzt und zehrten über weite Strecken von diesem Vorsprung. 6:8 (17.), 7:11 (23.) und 9:14 (28.) waren die Zwischenstände bis zur Pause. „Es war wie ein Schachspiel“, meinte Lochtenbergh. Sobald Derschlag gegen Mayer offensiver agierte, brachte der HC sofort den siebten Feldspieler und behielt dadurch die taktische Oberhand. Weinheimer verzweifelte dagegen an seinen Außenspielern. „Über das gesamte Spiel haben wir 21 Fehlwürfe. Die Zahl der liegengelassen 100-prozentigen Chancen reicht normal für drei bis vier Spiele“, nominierte er erst zur Pause Timo Bay nach.



[Carsten Lange war in einer Abwehrsituation einen Schritt zu spät und erwischte Sean Borgard mit dem Ellbogen am Hals. Die souveränen Drittliga-Schiedsrichter, die von beiden Trainer ein Sonderlob bekamen, zückten zu Recht die rote Karte.]

Aber auch nach dem Seitenwechsel änderte sich wenig. Gelpe/Strombach behielt trotz der Verletzung von Marvin Blech (vermutlich Schultereckgelenksprengung) das Heft des Handelns in der Hand, während sich die Hausherren beim 18:21 (43.) eine völlig berechtige rote Karte gegen Carsten Lange einhandelten. Erst beim 21:25 (52.) brachte auch Weinheimer den siebten Feldspieler und initiierte damit eine letzte TuS-Aufholjagd. „Derschlag hatte trotzdem nicht mehr das Tempo, wie noch zu Saisonbeginn und wir hatten endlich auch mal ein wenig Glück“, so Lochtenbergh. Beim 27:29 (58.) ließ Tim Hilger innerhalb von zwölf Sekunden gleich zwei Siebenmeter liegen und auch den letzten Wurf von Matias Cabrales pariert Richard Meinicke. „Ein Punkt wäre aber auch völlig unverdient gewesen“, hat Weinheimer mit seinem Team allerdings nicht lange Zeit, die Niederlage zu verarbeiten: „Wir werden dieses Desaster unter der Woche aufarbeiten und haben jetzt in Weiden nächsten Samstag ein Endspiel, in dem wir eine Reaktion zeigen müssen.“
  
Derschlag: Timo Bay (5), Vladislav Veselinov, Julian Athanassoglou (je 4), Thorben Schneider, Tim Hilger (je 4/1), Carsten Lange (3), Matias Cabrales (2), Nils Welke, Fynn Wandschneider (je 1).


Gelpe/Strombach: Julian Mayer (13/4), Markus Meister, Sean Borgard, Lukas Bader (je 3), Marco Köster, Sebastian Panske, Julian Kolken (je 2), Fynn Schürmann (1).


SSV Nümbrecht – CVJM Oberwiehl 21:24 (12:13).  

Eine 13-jährige Durststrecke fand am Samstagabend ihr Ende. Der CVJM Oberwiehl gewann erstmals wieder ein Südkreisderby in einem Ligaspiel. Entsprechend euphorisch war CVJM-Coach Nils Hühn nach dem Abpfiff. Geradezu inflationär verwendete er den Begriff „cool“ in seiner Analyse. Das genaue Gegenteil konnte man auf der Gegenseite erleben, wo Dirk Heppe mit seinem Team nach der fünften Niederlage in Folge in einer sportlichen Krise steckt. „Uns fehlt das Selbstvertrauen, das uns bis in den November stark gemacht hat. Wir sind ein Schatten unserer selbst und viele meiner Jungs sind derzeit im Kopf einfach blockiert“, meinte der SSV-Trainer. Davon war in den Anfangsminuten allerdings noch wenig zu spüren. Nümbrecht diktierte zunächst das Geschehen, hatte mit Marcel Samel einen echten Go-to-Guy und mit Torhüter Tom Rydzewski (19 Paraden) zudem den überragenden Spieler des Derbys in seinen Reihen.


[Über Außen ließen Derschlags Schützen zu viele Chancen ungenutzt, auch wenn Fynn Wandschneider hier trifft.]

Über 6:3 (9.), 8:8 (15.) und 11:9 (21.) machten die Hausherren in einer Partie, in der auch die Schiedsrichter mit viel Ruhe glänzten, vieles richtig. Oberwiehl steigerte sich nun aber zunehmend defensiv, so dass auch der eingewechselte Elmar Wolff die ersten Paraden verbuchen konnte. Artur Gartung kippte das Duell beim 11:12 (25.) erstmals und Andreas Glüer tankte sich mit der Halbzeitsirene zum 12:13-Pausenstand durch. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch die Hoffnung, dass der Knoten bei uns platzen würde“, erklärte Heppe. Nümbrecht blieb allerdings zu statisch, hatte aus dem Rückraum kaum Tiefe zu bieten und profitierte über 15:15 (44.) und 18:16 (49.) lediglich von Zeitstrafen des Gegners, der diese aber häufig mit dem siebten Feldspieler abfederte. Eng blieb es dennoch über 19:19 (53.) bis in die Schlussphase beim 20:21 (57.).


In den finalen Minuten war es Mirco Gröbner, der mit seiner ganzen Routine das Ruder an sich riss. „Er hat die Derbystimmung vorgelebt, die uns gefehlt hat“, sah Heppe, wie seinen Spielern das Wurfglück nun abhanden kam. Ein Doppelpack des Spielgestalters sorgte für die Entscheidung. „Wenn Tom Rydzewski nicht so überragend gehalten hätte, wäre dieses Spiel wahrscheinlich schon viel früher entschieden gewesen. Er hat das Derby dominiert, aber wir haben das Spiel  als gesamtes Team gewonnen“, analysierte Hühn die Gründe für den Erfolg, verwies aber zugleich auf die weiter unveränderte Tabellensituation: „Wir haben im Abstiegskampf noch nichts gewonnen, sind immer noch Tabellenletzter und werden weiter hart arbeiten.“ Heppe will unter der Woche dagegen die Verunsicherung aus den Köpfen seiner Spieler verbannen und Einzelgespräche suchen: „Um diese Blockade im Kopf zu beenden, hilft aber eigentlich auch nur ein Sieg.“
  
Nümbrecht: Marcel Samel (9/4), Jens Frey, Mario Weissner (je 4), Marcel Baier, Dominik Donath, Dag Dissmann, Jan Kaminski (je 1).


Oberwiehl: Mirco Gröbner (5), Artur Gartung (5/1), Sebastian Deilmann, Marc Weschenbach (je 3), Jan Jäckel, Jan Sonka, Simon Schanz (je 2), Andreas Glüer (2/1).

Ergebnisse und Tabelle
  
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