Archiv

Desolat in Minden

bv; 2. Dec 2018, 18:50 Uhr
Archivbild: Michael Kleinjung --- Einzig Carsten Lichtlein stemmte sich im VfL-Tor gegen die Niederlage.
ARCHIV

Desolat in Minden

bv; 2. Dec 2018, 18:50 Uhr
Gummersbach - Ohne Kopf, ohne Körper, ohne alles: VfL wird in Minden mit 40:28 (18:14) abgeschossen -'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd Vorländer

GWD Minden - VfL Gummersbach 40:28 (18:14).

Dass der VfL Gummersbach das Spiel in Ostwestfalen verlieren würde, stand nach rund 45 Minuten fest, als die Gastgeber aus einem 26:23, das dem VfL noch alle Chancen gelassen hatte, ein 30:23 machten. Wie der VfL Gummersbach am Ende allerdings unter die Räder kam, hatte mit Bundesliga-Handball rein gar nichts mehr zu tun. Statt ein Debakel abzuwenden, fing sich der Drittletzte der Liga noch zehn Tore, weil man kopflos agierte und es nicht schaffte, als Mannschaft ein solches Debakel bei einem Mittelfeld-Team zu verhindern. Richtig ist: Die personellen Baustellen im Team sind groß, der Kader zu klein, personell frisches Blut dringend nötig. Weil aber dieser komplette Einbruch nicht das erste Mal geschieht, muss man auch die Charakterfrage stellen: Ist dieser VfL Gummersbach überhaupt gewillt und in der Lage, die Abstiegszone zu verlassen. Dafür braucht es einen Kopf auf dem Spielfeld, der mit seiner Autorität dafür sorgt, die Melange aus Nervenflattern und Kopflosigkeit zu beenden.


Eigentlich hatte die Partie für die Gäste sehr ansehnlich begonnen. Marvin Sommer, der trotz Patellasehnen-Entzündung mit dabei war, zeigte sich hellwach, der VfL lag ständig vorne, und GWD kam erst beim 8:7 zu seiner ersten Führung. Gummersbach blieb am Ball, führte auch 9:10, verlor dann aber in Angriff und Abwehr seine Linie. Defensiv stimmte die Zuordnung nicht mehr, der Wechsel von Carsten Lichtlein, der einige gute Bälle gehalten hatte, zu Matthias Puhle war überflüssig. Letzterer bekam kaum eine Hand an den Ball. Vorne war Stanislav Zhukov im linken Rückraum ein Ausfall, weil er offenbar aufgrund seiner Fingerverletzung noch stark gehandicapt war. Mehrere Anspielfehler mündeten in Gegenstößen und ihm fehlt der Zug zum Tor, eben weil er das Spielgerät offenbar nicht optimal greifen kann. Eirik Köpp ist keine echte Alternative, zumindest nicht über eine lange Zeit.



Pouya Norouzi zeigte anfangs, welche Varianten er im Angriffsspiel draufhat, neigt aber dazu, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Mit mehr Übersicht könnte er seine Nebenleute besser in Szene setzen. Einzig Ivan Martinovic zeigte im Angriff ansteigende Form. Dies alles spielte aber am Ende keine Rolle mehr, weil die Kreisstädter geradezu apathisch zuließen, von einem keineswegs überragenden Gegner vermöbelt zu werden. Fakt ist, dass dem VfL vor allem im Rückraum nach den Verletzungen von Vukovic und Villgrattner personelle Alternativen fehlen. Ohne dass hier nachjustiert wird, dürfte das Zittern um den Klassenerhalt noch lange weitergehen.

Marvin Sommer war nach der Pleite sichtlich angefressen. "Ich bin extrem enttäuscht, das war unterirdisch von uns. Wir sind gut eingestellt, aber wir hören irgendwann auf, miteinander Handball zu spielen." Für VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler hatte die Einstellung seiner Akteure in der Schlussviertelstunde nichts mit Bundesliga zu tun. "Wir müssen über die Art und Weise reden. Ich bin echt fassungslos und erwarte von den Spielern Disziplin und Verantwortung", um noch anzufügen: "Ich weiß, dass wir personell nachlegen müssen."

VfL: Pouya Norouzi (6), Ivan Martinovic (5), Moritz Preuss, Marvin Sommer (je 4), Tobias Schröter (3), Eirik Köpp, Stanislav Zhukov, Alexander Becker (je 2)   

Weitere Ergebnisse und Tabelle
  
WERBUNG