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Ein 'Kaffeefilter' für sauberes Wasser

ls; 9. Nov 2018, 14:10 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen --- Axel Tripan (v. li.), Marc Gorres, Francisco Almeida und Hubert Scholemann vom Aggerverband freuen sich, dass das Wehr bald Geschichte ist.
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Ein 'Kaffeefilter' für sauberes Wasser

ls; 9. Nov 2018, 14:10 Uhr
Nümbrecht - Etwa 3,8 Millionen Euro investiert der Aggerverband in den Umbau der Kläranlage in Homburg-Bröl - Baumaßnahmen sollen in zwei Jahren abgeschlossen sein.

Von Leif Schmittgen

Das, was der Aggerverbands-Abteilungsleiter für Talsperren und Fließgewässer, Hubert Scholemann heute Morgen der Öffentlichkeit vorstellte, ist ein Großprojekt in mehreren Abschnitten. Rund 3,8 Millionen Euro werden in die Hand genommen, um die Kläranlage Homburg-Bröl und das unmittelbare Umfeld durch drei umfangreiche Baumaßnahmen zu renaturieren. Die Gelder dazu kommen aus verschiedenen Töpfen.   


["PE", moderne Kunststoffrohre, sollen die etwa 50 jahre alten Leitungen ersetzten.]

Bereits begonnen hat die Verlegung einer Abwasserdruckleitung vom Pumpwerk Elsenroth (Nähe alte Papiermühle) bis hin zum Klärwerk mit neuem Verlauf. Dafür bezahlt der Aggerverband als Bauherr rund 610.000 €. Die Neuverlegung der PE-Rohre und die Stilllegung der alten Leitung werden etwa drei Monate in Anspruch nehmen. Als zweiter Schritt ist ab dem kommenden Frühjahr die Renaturierung der Bröl vorgesehen. Anhand von über 300 Jahre alten Karten konnte der Bau-Fachbereichsleiter Axel Tripan den Verlauf des früheren Flussbettes rekonstruieren; es lag seinerzeit etwa 40 Meter weiter nördlich.


Hauptgrund für die Verlegung auf rund 200 Metern in die ursprüngliche Talsohle ist die Schaffung eines FFH-konformen Zielartengewässers (FFH: Fauna-Flora-Habitat), die Bröl ist seit Jahren als solches durch die EU ausgewiesen. Und das hat seinen Grund: Durch ein noch existierendes Wehr südlich der Kläranlage wird der Weg für Aale, Lachse und Kleingetier unterbrochen, ihre Laichmöglichkeiten dadurch eingeschränkt. Künftig wird es keine künstliche Sperre mehr geben.  

Wenn der Bach verlegt ist, ist die dritte und letzte Baumaßnahme dran: Oberhalb des bestehenden Regenauffangbeckens soll ein sogenanntes Retentionsbodenfilterbecken (RBF) gebaut werden. Dessen Funktion erläuterte Hubert Scholemann heute Morgen anschaulich: „Das überschüssige Wasser wird direkt in die Bröl fließen. Wie bei einem Kaffeefilter werden Stoffe bereits vor der Kläranlage aufgefangen“, erklärt der Bauplaner die Funktionsweise des geplanten Beckens, mit dessen Bau frühestens im Herbst 2019 begonnen werden soll. Gefiltert wird dadurch großer Schmutz. Elemente wie etwa Medikamentenrückstände werden dann erst in der unterhalb des Beckens liegenden Kläranlage entfernt.
 
[Die Arbeiten zur Rohrverlegung haben bereits begonnen.]

Damit das RBF Wirklichkeit wird, sind Fördermittel beim Land NRW beantragt, die 80 Prozent der Gesamtkosten decken sollen. Der Rest wird durch die genossenschaftlichen Anteile des Aggerverbandes getragen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir zeitnah den Förderbescheid erhalten werden“, so Scholemann. Denn zu einen steht der Bauplaner in engem Kontakt mit Vertretern der Bezirksregierung und zum anderen sieht er das Projekt durch die Einstufung zum Naturschutzgebiet (FFH), als förderfähig an.     

Während der Bauarbeiten müssen sich Verkehrsteilnehmer auf Einschränkungen einstellen.  Die Landesstraßen 339 und 95 werden zeitweise einspurig gesperrt, die Verkehrsregelung erfolgt mit Ampelanlagen. Alle geplanten Maßnahmen werden etwa zwei Jahre Zeit in Anspruch nehmen.   
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