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Ein Handballdorf in der Erfolgsspur

bv; 7. Nov 2018, 10:24 Uhr
Bilder: Fotos: H.Burbach --- Rückraum-Shooter Jonas Faulenbach ist einer der sportlichen Garanten für den Erfolgsweg des TuS Ferndorf in der Zweiten Liga.
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Ein Handballdorf in der Erfolgsspur

bv; 7. Nov 2018, 10:24 Uhr
Oberberg – Mit oberbergischen Genen sorgt Aufsteiger TuS Ferndorf in der Zweiten Liga derzeit für Furore und rangiert nach elf Spieltagen auf seinem sensationellen dritten Platz.
Von Bernd Vorländer

Zwischen Tristesse und Euphorie liegen keine 50 Kilometer. Hier Erstligist VfL Gummersbach, der  nach der Heimniederlage gegen die HSG Wetzlar den Blick wieder nach unten richten muss und dem eine ähnlich schwierige Situation wie in der vergangenen Saison bevorstehen dürfte. Dort Zweitligist TuS Ferndorf, wo die Euphorie der Fans nach einem Traumstart immer weiter wächst. Der Aufsteiger aus dem Siegerland schickte am vergangenen Samstag Bundesliga-Absteiger TuS N-Lübbecke mit einer verdienten 22:19-Niederlage auf den Rückweg nach Ostwestfalen. Aktuell rangiert der TuS auf einem starken dritten Tabellenplatz, punktgleich mit Tabellenführer Coburg.


Und die Architekten dieses fast schon märchenhaften Erfolges haben oberbergische Wurzeln. Ferndorfs Trainer Michael Lerscht unterrichtet an der Gesamtschule Derschlag Mathematik, und der sportliche Leiter des TuS, Mirza Sijaric, dürfte vielen oberbergischen Handballfreunden noch ein Begriff sein, schnürte er doch in der Vergangenheit für den CVJM Waldbröl und den VfL Gummersbach die Schuhe, ehe er vor mehr als zehn Jahren im Siegerland vor Anker ging – und seitdem dem TuS Ferndorf die Treue hält. Trotz seiner erst 35 Jahre ist Sijaric erfahren und ein „Hans Dampf“. Neben seiner Manager-Tätigkeit leitet er als Geschäftsführer auch noch ein Innenausbau-Unternehmen in Siegen. Der Tag sei immer gut ausgefüllt, schmunzelt der frühere Linksaußen, der sportlich in den vergangenen Jahren die richtigen Weichen gestellt hat.


[Die Macher des Ferndorfer Erfolgs: Manager Mirza Sijaric (li.) und TuS-Trainer Michael Lerscht.]

Ferndorf spielte bereits vor zwei Jahren in der Zweiten Liga, stieg aber ab. „Danach hat es begonnen, denn wir haben uns von allen Spielern getrennt, von denen wir nicht mehr überzeugt waren“, setzte Sijaric fortan auf charakterfeste Akteure, die in die „Familie Ferndorf“ passten. Dazu gehört selbstverständlich auch Torhüter Lucas Puhl, der sich „menschlich und sportlich überragend“ präsentiere, so Sijaric. Puhl war beim VfL Gummersbach ausgebildet worden - wie im Übrigen auch Außen Magnus Neitsch. Mit Puhl bildet Kai Rottschäfer ein Keeper-Duo – letzterer hat ebenfalls eine oberbergische Handball-Vergangenheit.



So pflügt der rote Siegerland-Express derzeit durch die Liga und mancher Anhänger träumt bereits vom Derby gegen den großen Nachbarn aus dem Oberbergischen. „Die Fans dürfen träumen, wir bleiben auf dem Boden“, sagt Sijaric nüchtern. Jeder Sieg bringe den Aufsteiger dem Klassenerhalt näher. Das sei kein Understatement, sondern klare Realität angesichts des Haifischbeckens Zweite Liga. Schließlich müssen fünf der 20 Klubs nach der Saison den Weg in die Dritte Liga antreten. „Und da wollen wir nicht dabei sein“, so Sijaric. Der Aufschwung zwingt den Verein aufgrund des Zuschauer-Interesses dazu, die Heimhalle umzubauen. Dort finden bislang 1.100 Fans Platz – die Festung ist immer ausverkauft. Die Stadt Kreuztal baut die Halle nach der Saison um, sodass eine neue Tribüne, ein großes Foyer sowie VIP-Räume entstehen. Im Anschluss passen 1.500 Besucher in den Hexenkessel „Stählerwiese“.


  
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